Nachrichtenschnipsel
Die Anleger wissen nicht so recht, wohin die Reise geht. Trotz der Erholung des Aktienmarktes, nach zwei Wochen mit Verlusten, ist keineswegs sicher, dass dies die Fortsetzung der seit März laufenden Rally ist, die dem DAX seither fast 50 Prozent Zuwachs gebracht hat – und so manchen Anleger ins Grübeln, ob er nicht doch besser hätte optimistischer sein sollen.
Nach Ansicht vieler Marktbeobachter wird nun aber das Hin und Her an den Märkten zunehmen. Das liegt zum einen an den in rascher Folge nun eintreffenden Quartalsberichten. Alcoa, der amerikanische Aluminiumkonzern, den Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld führt, hatte in der abgelaufenen Woche schon seine Ergebnisse des dritten Quartals vorgelegt: Ein angenehme Überraschung, denn Alcoa schaffte es wieder zurück in die schwarzen Zahlen. Das Gute daran war auch, dass nicht nur Einsparungen den Gewinn brachten, sondern auch wieder anziehende Umsätze. Wie die übrigen Großkonzerne abschneiden werden, weiß man natürlich nicht. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass alle mit so guten Zahlen kommen werden. Das spricht für Wechselbäder an den Börsen. Und ein Weiteres dürfte eine hohe Volatilität begünstigen: die kommenden Konjunkturdaten. Bereits jetzt liegen eine Menge Nachrichtenschnipsel vor, die man so oder so interpretieren kann. Beispiel Zinsen: Die EZB hat am Donnerstag nichts an ihrer Niedrigzinspolitik geändert und hat offenbar auch nicht vor, dies demnächst zu tun. Niedrige Zinsen sind natürlich meist erfreulich – die EZB-Haltung kann aber auch bedeuten, dass man dort an einem baldigen Aufschwung zweifelt – eher nicht so gut. Den Euro auf Steigflug kann anscheinend nichts aufhalten, beziehungsweise den Dollar auf dem Weg nach unten. Das ist für die Exportindustrie nicht schön, und folgerichtig gehen die Erlöse aus dem Export derzeit wieder leicht zurück. Das zeigt auch, dass die Interventionen von vier asiatischen Staaten nichts nützen, die zurzeit Dollarbestände aufkaufen, um ihre eigenen Währungen künstlich niedrig zu halten. Oder käme es für den Dollar sonst noch schlimmer? Auch an den Rohstoffmärkten gibt es seit Kurzem widersprüchliche Signale.
Im Inland gehen die Preise zurück. Auch dies ist ein zweischneidiges Schwert. Da die Preisrückgänge sich vor allem auf den Kraftstoffmarkt und die umkämpfte Lebensmittelbranche beziehen, könnte dies die Verbraucher entlasten und zu höherem Konsum ermuntern – was für die Konjunktur, soll sie sich erholen, unverzichtbar sein wird. Denn die Exporte werden es allein nicht retten können. Andererseits schwächt der Preisdruck die Lebensmittelindustrie und gefährdet dort am Ende auch Arbeitsplätze. Es dürfte auch nicht mehr lange dauern, bis Deflationssorgen wieder auftreten – das würde gar auf eine kommende Lähmung der deutschen Industrie hindeuten.
Was die Börse aus alledem machen wird, muss man natürlich wie üblich abwarten. Der große Optimismus der letzten Monate könnte sich vielleicht doch noch als zu groß erweisen.