Opels Schicksal
Das Gezerre nimmt kein Ende – das Schicksal von Opel und seiner vieltausendköpfigen Belegschaft ist seit Monaten in der Schwebe, und niemand scheint mehr so recht den Elan zu haben, mit neuen Ideen den alten Autohersteller aus der Bredouille zu manövrieren. Es schleppt sich so hin, und wenn der Bundestagswahlkampf als Grund für eine etwaige Berliner Tempodrosselung vermutet wird, so ist das bestenfalls eine hinwahrheit.
Der Ball liegt nämlich mindestens so sehr in Detroit. General Motors, relativ frisch aus dem Status des insolventen Dinosauriers herausgekommen, mit Ach und Krach, will wieder mitreden. Kann man den USManagern auch nicht verdenken, schließlich gehört ihnen der Laden. Allerdings sind sie nicht in der Lage, dessen Bestehen zu finanzieren – von daher sollten sie einer Lösung auch nicht mehr als unbedingt nötig im Wege stehen. Vielleicht war es aber auch nicht sehr geschickt von den politischen Akteuren in Good Old Germany, den GMLeuten praktisch die Pistole auf die Brust zu setzen: Entweder Magna bekommt den Zuschlag oder es gibt kein Geld vom Staat. Selbst wenn dies ein legitimes Interesse der Deutschen sein sollte, so ist es wenig klug, dies coram publico mehrfach, wie nun wieder am Wochenende durch den Thüringer Ministerpräsidenten Althaus geschehen, an die ganz große Glocke zu hängen. Denn auch Amerikaner könnten ein Gesicht zu verlieren haben. Besser, sie können öffentlich kundtun, selbst der Urheber einer Entscheidung zu sein. Schließlich kommt hinzu, dass das Angebot des österreichischen Zulieferers Magna tatsächlich ein paar Fragen offen lässt. Wenn General Motors fürchtet, dass Technologie von Opel zum Magna- Partner Sberbank abfließt und von dort an russische Autohersteller weiterverkauft werden könnte, so ist dies ja nun nicht so einfach von der Hand zu weisen. Sollte es dazu kommen, wären nämlich Opel und seine Beschäftigten in der wenig rosigen Lage, aus eigenen Mitteln zum Aufpäppeln neuer Konkurrenz beigetragen zu haben. Und sage niemand, so etwas gehört sich nicht und man macht das nicht. In Russland wie auch in China, unter anderem, ist einem das Hemd allemal näher als der Rock. Es wäre also klug, derartige Risiken gründlich auszuschließen. Umgekehrt ist mit Vorsicht zu genießen, dass GM seiner einstigen Tochter enge Fesseln anlegen will, was den Verkauf in Nordamerika, Kanada und China angeht. Da will man sich vor Konkurrenz schützen, was den Markt für Opel einengt. Auch das ist noch Verhandlungssache. Schließlich hat sich Magna keinen Gefallen getan mit seiner Voreiligkeit. Es war gänzlich unnötig, am Donnerstag den Eindruck zu erwecken, nun sei alles klar und entschieden – nur um am Freitag von GM zu hören, dies sei mitnichten der Fall. Es wäre erheblich besser, wenn Magna den Eindruck der Seriosität erwecken würde, statt voreilige PR zu machen. Es wird noch viel zu verhandeln und zu klären sein, und die Opelwerker brauchen im Moment vor allem eines: unerschütterliche Geduld.