Von Bettvorleger zu Raubkatze: Puma auf dem Sprung
In der gerade vergangenen Woche regnete es Zahlen, und Firmendaten, und noch mehr Zahlen, die allesamt zu den interessantesten Vergleichen einluden. Zwar vermeldet Puma Lieferkettenprobleme, schreibt aber trotzdem eine neue Wachstumsgeschichte. Was jetzt für die Aktie spricht
In der gerade vergangenen Woche regnete es Zahlen, und Firmendaten, und noch mehr Zahlen, die allesamt zu den interessantesten Vergleichen einluden. Zwar vermeldet Puma Lieferkettenprobleme, schreibt aber trotzdem eine neue Wachstumsgeschichte. Was jetzt für die Aktie spricht
Von Reinhard Schlieker
Wir erfuhren, dass Volkswagen an der Börse mit einem Siebentel des amerikanischen Herstellers Tesla bewertet wird. Dass die Deutsche Bank zwar Gewinn macht, aber angesichts der US-Konkurrenz von Goldman Sachs bis JP Morgan verschwindend wenig. Und dass BASF nur in Teilen erfolgreich war, was nun Melanie Maas-Brunner als Personal- und Technikchefin gründlich ändern soll. Man wird sehen, und erleben.
Zum Glück muss man sagen, gibt es ja auch noch Franken. Unter anderem lebt dort Puma, Sportartikelhersteller und neben dem eher unfreundlich gesinnten Adidas-Rivalen, mit dem man ja die familiäre Kinderstube teilt, sehr oft nur Zweiter. Jetzt aber geht es los in Herzogenaurach. Puma hat einen Lauf, sozusagen. Im dritten Quartal heimste Puma 144 Millionen Euro Gewinn ein, im Vorjahr waren es um diese Zeit nur 114 Millionen gewesen.
Der Umsatz stieg um zwanzig Prozent, was die Fachwelt einigermaßen überraschte, denn aufgrund der bekannten und berüchtigten Probleme mit den rissigen Lieferketten hätte man derlei nicht erwartet. Viele Fabriken in Ostasien waren wegen Corona nicht so verlässlich an Bord, wie man sich das in der Heimat erhofft hätte. Aber nun fährt alles wieder hoch, vor allem Vietnam ist wichtige Fertigungsstätte von Puma. Nicht so recht in die Gänge kam wohl der Absatzmarkt China, wegen politischer Agitation gegen Westwaren schon vor einigen Monaten: Konzernchef Björn Gulden bleibt daher eher vorsichtig, wofür es womöglich keinen wirklichen Grund gibt, denn Puma ist dafür auf dem amerikanischen Kontinent momentan derart in aller Munde, dass es nur so seine Art hat. Die Puma-Aktie sprang übrigens von gut 101 auf bis zu 109 Euro, ehe die Anhänger des „Sell on good news“ ihre Stunde gekommen sahen. Es bleibt aber an der Börse eine hübsch positive Woche.
In den USA würde Puma gern mehr liefern, Schuhe, Trikots und Accessoires – wenn man denn mehr Nachschub hätte. Zwar klingt eine Schlagzeile wie etwa „Warten auf die neuen Puma-Sneakers“ so schön nach begehrt und beliebt, bringt allerdings noch keinen Cent in die Kasse, solange halt das Warten anhält. Den beiden vor Puma im Größenranking platzierten Nike und Adidas machen aber die gleichen Sorgen zu schaffen, das Spielfeld ist also für alle ziemlich gleich, und dem bisherigen Dritten Under Armour hat Puma den Rang wieder abgeluchst.
Auftrumpfen könnte man jetzt mit mehr Fabriken in den westlichen Industrieländern, aber angesichts der Preiskonkurrenz bliebe da am Ende nur Achtung, kein Gewinn. Also bleibt Gulden, ehemaliger Fußballprofi und Norweger von Hause aus, einerseits stoisch gelassen und andererseits vorsichtig. Seit er 2013 antrat, hat Puma, wenn bis zum Jahresende alles glatt geht, seinen Jahresumsatz mehr als verdoppelt: Bis zu sieben Milliarden Euro könnten es werden; am besten natürlich, die Leute verlieben sich in genau die Dinge, die von Puma problemlos lieferbar sind. Das wäre dann halt eine Frage des Marketings.
Jenes hat wohl auch dem Vorstandschef seine Prognose für das Gesamtjahr empfohlen: Das Jahresergebnis vor Zinsen und Steuern soll in der Spanne von 450 bis 500 Millionen Euro angesiedelt sein. Nun hat Puma schon in den ersten neun Monaten 492 Millionen erreicht – selbst ein maßvoller Quartalsverlust würde die Prognose nun nicht mehr Makulatur werden lassen. Man sei besser bescheiden, ließ Gulden zu seiner Vorliebe verlauten. Und verriet in der Pressekonferenz zu den Quartalszahlen gleich auch noch, was er seiner Frau empfiehlt: Weihnachtsgeschenke lieber jetzt kaufen, damit man nicht im Advent vor ausgedünntem Angebot oder gar leeren Regalen stehe. Man könnte auch sagen: Vielleicht ist solches Fachwissen, und das bereitwillige Teilen mit der Angetrauten, sogar eines der Geheimnisse einer guten Ehe. Nur – was sich der Puma-Chef denn nun zu Weihnachten gewünscht hat, behielt er für sich. Sportschuhe dürfte er ja wohl schon haben.
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