Quo vadis, Gold?
<strong>Michael Blumenroth</strong>, Edelmetallhändler der Deutschen Bank
Michael Blumenroth, Edelmetallhändler der Deutschen Bank
Quo vadis, Gold? Wer weiß das schon? Ich sollte es wissen, denn schließlich verdiene ich meine Brötchen und mein Mineralwasser (und nicht Kaviar und Schampus, wie Sie vielleicht denken, wenn das imaginäre Bild eines Investmentbankers vor Ihrem geistigen Auge erscheint, und ich zwar mit Michael Douglas den wunderschönen Vornamen gemeinsam habe, aber mich sicherlich nicht so benehme, wie Gordon Gecko in „Wall Street“) damit, das edelste aller edlen Metalle zu handeln. Wer sollte also mehr über Gold wissen als ich, wenn ich das in der mir eigenen Bescheidenheit so anbringen darf?
Dazu ganz ehrlich, ich habe zwar mal einen netten Preis gewonnen bei einem Gewinnspiel, bei dem man den Kurs des EUR/USD für den Stichtag drei Monate später raten musste, und ich hatte eine wunderbare Argumentationskette für meinen Tipp im Hinterkopf. Aber generell denke ich, jemand, der meint, einen exakten Preis irgendeines Assets für z.B. Ende dieses Jahres vorhersagen zu können, der muss wirklich stark von seinen seherischen Fähigkeiten überzeugt sein und sollte dann vielleicht auch gleich Lotto spielen. Das Problem bei Prognosen ist ja, dass sie Ereignisse in der Zukunft betreffen, und solange die Zeitmaschine nicht erfunden ist, denke ich, dass die Prognosen des Orakels von Delphi, Weissagungen griechischer Seher, die in der Antike den Vogelflug oder Tiereingeweide betrachtet haben, oder der drei Hexen bei „Macbeth“ qualitativ nicht schlechter waren, als wenn ich Ihnen jetzt sagen würde, dass Gold am 30.12.2009 um 11.52 Uhr bei 1.053,60 USD/Unze handeln würde. Auch wenn ich damit meinen Status als allwissender Guru der Metallmärkte, dessen Namen in einem Atemzug mit Jim Rogers und Warren Buffett genannt werden sollte, gefährde, so muss ich doch ehrlich zugeben, dass mich der Goldmarkt im Moment etwas ratlos macht, ich aber mittelfristig schon noch von eher steigenden Kursen und Preisen über 1.000 USD/Unze ausgehe. Anstelle von Kaffeesatzleserei oder Karten zu befragen, biete ich folgende plausible Erklärung dafür an: Januar bis März waren charakterisiert von Käufen von Anlegern, die Angst hatten vor weiteren Verwerfungen an den Aktienmärkten und vor der unausweichlichen Inflation, aber auch von immenser Nachfrage nach Münzen und Gold-ETFs, aber auch immensem Angebot besonders in Asien an Altgold u.ä.. Selbst ich war versucht, verwandtschaftliche Bande zu vergessen und stand schon mit der Zange bewaffnet vor meinem Bruder, um ihm die Goldzähne herauszubrechen und diese zu versilbern (oder zu vergolden? hm), als der Goldpreis plötzlich einbrach und ich diese Aktion schamhaft verschoben habe. Wie auch immer, wer was zu verkaufen hatte, hat dies getan, wer Gold nicht physisch erwerben wollte, hat dies auch getan und hockt noch geduldig auf den Positionen drauf. Die physische Nachfrage nach Schmuckgold wird saisonal bedingt im Herbst zunehmen, und die Inflationserwartungen sollten steigen (vorausgesetzt, die anderen Commodities wie Öl, Kupfer, etc. steigen auch im Preis), und Gold hat sich mittlerweile wieder um 50 USD/Unze von seinen zwischenzeitlichen Tiefstständen nach oben bewegt – alles gute Voraussetzungen , dass sich das gelbe Metall spätestens im Herbst wieder auf den Charts nach oben schleichen sollte! In diesem Sinne sei mir die vorsichtige Tendenzprognose erlaubt, dass Gold eher im Moment Luft holt für einen neuen Anlauf nach oben! Solange wir gemeinsam darauf warten, behelfe ich mich mit der alten Bauernregel „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist!“ In diesem Sinne : Viel Glück!!