Realität: virtuell – Roboter: real
Der koreanische Hersteller des vielseitigen Roboters präsentiert sein Produkt, besser vielleicht Geschöpf, zweimal täglich im Kongresszentrum des Schweizer Bergstädtchens Davos. Die internationalen Besucher des Weltwirtschaftsforums lassen sich wenn nicht begeistern, so doch beeindrucken von dem eisernen Gesellen, der so viel mehr kann als gedacht.
Der koreanische Hersteller des vielseitigen Roboters präsentiert sein Produkt, besser vielleicht Geschöpf, zweimal täglich im Kongresszentrum des Schweizer Bergstädtchens Davos. Die internationalen Besucher des Weltwirtschaftsforums lassen sich wenn nicht begeistern, so doch beeindrucken von dem eisernen Gesellen, der so viel mehr kann als lediglich staubsaugen oder ein paar Sätze softwaregesteuert von sich geben – das konnte ja schon Barbie, die Puppe, und den Staub aufsaugen kann ein wenig gebildeter elektrischer Bodenknecht für kleines Geld.
In Davos geht es um etwas anderes: Der koreanische Prototyp soll angeblich lernfähig sein, soll verstehen, begreifen und greifen, und ganz real Sachen machen. Wie etwa Dinge holen, auf Zuruf reagieren, Arbeiten verrichten und Maschinen zusammenbauen – was halt so gebraucht wird. Die internationalen Gewerkschaftsbünde beäugen den Kerl misstrauisch und haben für den Fall seiner weiteren Verbreitung bereits düstere Szenarien. Vor allem einfache Jobs werde der Roboter überflüssig machen, möglicherweise am Band die Kollegen verletzen und im wahrsten Sinne des Wortes unter Belastung durchbrennen. Mag sein, mag auch nicht sein, antwortet vieldeutig die Wissenschaft. Was allerdings einmal erfunden sei, wäre es Geist oder Realität, kommt nie wieder zurück in die Flasche oder Pandoras Büchse. Wir müssen mit dem Leblosen leben und uns anpassen an die Früchte unserer Genialität.
Die Botschaft des Roboters aus Davos
Die Botschaft von Davos: Für Roboterbauer, seine Kontrolleure, Ingenieure und Bedienmannschaften wird es Arbeitsplätze geben, aber nur etwa ein Drittel von jenen, die er zuvor überflüssig gemacht hat. Da hilft nur ein Blick in die Geschichte: Berufe wurden erfunden in den letzten zweihundert Jahren, davon träumte niemand. Virtuelle Realität ist ein großes Thema in Davos, sie dürfte künftig, ohne die heute noch bekannt klobigen Brillen und unhandlichen Ausrüstungen, eine bestimmende Rolle spielen – Hoffnungsfreudige glauben an den wirtschaftlichen Erfolg ebenso wie an die Förderung mitmenschlichen Miteinanders durch die Fern-Empathie, die ein Eintauchen in die Welt des jeweils anderen erzeugen könnte. Eine gewisse Zeit virtuell in der Haut eines Flüchtlings zu sein, führe zu ganz neuen Erkenntnissen – in der Tat, ein entsprechendes Rollenspiel am Rande des Davoser Forums rührte die Teilnehmer zu Tränen, und Heulsusen waren gar nicht eingeladen.
In der Tat, die Verfechter des Neuen haben einiges für sich vorzubringen. Die sogenannten Sozialen Medien haben wirklich, wenn man den übelriechenden Nebel von Hass und Dumpfheit beiseite schiebt, die Menschen zusammenrücken lassen. So speist sich denn auch die Hoffnung des amerikanischen Außenministers John Kerry, der auf dem Forum eine neue Art von Gemeinschaftlichkeit als stärkste Waffe gegen korrupte, gewalttätige Regenten im Nahen Osten oder in Afrika empfiehlt. Das allein wird es nicht richten – aber wenn erst einmal die wirtschaftliche Attraktivität und Rattenfängerei solcher Leute wie der Terrorapostel des IS gebrochen seien, dann habe man schon viel erreicht. Und er deutet an, dass auch in Davos hinter den Kulissen manche Koalition gebildet werde. Allerdings noch ganz real und ohne Roboterhaftes – vielleicht ganz gut so.