Es ist soweit
Die Auftragseingänge im deutschen Maschinenbau sind im August gegenüber dem Vorjahresmonat um 17 Prozent eingebrochen. Eine lakonische Meldung dieser Tage, die ein Schlaglicht wirft, mehr erst einmal nicht.
Die Auftragseingänge im deutschen Maschinenbau sind im August gegenüber dem Vorjahresmonat um 17 Prozent eingebrochen. Eine lakonische Meldung dieser Tage, die ein Schlaglicht wirft, mehr erst einmal nicht.
Von Reinhard Schlieker
Im größeren Zusammenhang aber eines jener kleinen Zeichen, dass sich Deutschland in der Rezession befindet, den auch über den jüngsten Dreimonatszeitraum betrachtet ergibt sich ein Minus (acht Prozent). Da bei diesem Sachverhalt die nicht mehr kommenden Aufträge aus dem Ausland eine bedeutende Rolle spielen, zeigt dies nicht nur die Verwerfungen durch die aktuellen Handelsstreitigkeiten der Welt, sondern auch ganz reale wirtschaftliche Schwierigkeiten, etwa in China, dem für den deutschen Maschinenbau wohl wichtigsten Abnehmer.
Eine Million Arbeitsplätze hängen am Maschinenbau, der mittelständisch geprägt ist. An der Börse zeigt sich der ungute Trend bei solchen Firmen wie Thyssenkrupp oder Siemens – wobei hausgemachte Probleme die Lage nicht gerade verbessern. Die Prognosen jedenfalls gehen reihenweise nach unten – während die Aktienmärkte, will man den Statements von Analysten glauben, noch hauptsächlich die stets erfrischenden, aber nicht immer von positiver Grundstimmung gelenkten Tweets eines Donald Trump in Kurse und Optionen umsetzen. Geht es aber um die ganz fassbaren Auswirkungen, so hat kaum jemand den Indikator „Arbeitsplätze“ auf dem Schirm. Quer durch alle Branchen gibt es Schrumpf- und Sparprogramme. Bemäntelt mit dem Wort „sozialverträglich“, planen börsennotierte Konzerne fast jeder Provenienz Kürzungen in den nächsten Quartalen. Bekannt sind die Abbaupläne der Banken wie etwa der Deutschen (20.000) und der Commerzbank (ebenfalls 20.000). In der derzeitigen Ertragslage der Kreditinstitute und angesichts von Filialschließungen auch bei Sparkassen und Kreditgenossen dürfen allenfalls jene Beschäftigte beruhigt sein, die zu guten Konditionen in den Ruhestand gehen.
In der Autoindustrie sieht es ähnlich aus: Continental will 20.000 Arbeitsplätze abbauen, BMW und Porsche verzichten künftig weitgehend auf Zeitarbeiter, Ford will sich in Europa um 12.000 Arbeitsplätze zurechtschrumpfen. Auch hier natürlich politisch erzeugte Probleme im Vordergrund, die jedoch öffentlich kaum angegriffen werden, geht es doch offenbar um Alles oder Nichts beim Klimawandel. Die Opfer bringen hier allerdings nicht die Demonstranten und Aktivisten. In der Chemie, auch die unbeliebt beim neuen Zeitgeist, drohen bei Bayer an die 5.000 Kürzungen, bei BASF 3.000. Zu all diesen Maßnahmen gibt es bereits Meldungen der Konzerne – sie werden aber sehr vereinzelt nur gelesen und kaum in den industriellen Zusammenhang gestellt. Noch immer geht das Wort um, „Fachkräfte werden händeringend gesucht“ – aber auch dieses Mantra dürfte bald an der Realität zerschellen.
Handelt es sich nun um eine Konjunkturdelle oder vielleicht doch um eine veritable Strukturkrise? Das zu ermitteln wäre auch Aufgabe der Politik, aber die schweigt. Bei manchen Akteuren dürfte klammheimliche Freude herrschen, ist doch der industrielle Rückbau in gewissen Kreisen sogar Programm. Und die Börsen? Sind ratlos: Man hangelt sich am Tagesgeschehen entlang, in den letzten Tagen der abgelaufenen Woche standen die Zeichen nun deutlich auf Minus. Es ist anzunehmen, dass die Hiobsbotschaften aus der Kernwirtschaft des Landes nicht das letzte waren, was wir dazu gehört haben.