Seid umschlungen, Millionen
Der Fall eines New Yorker Rohstoffhändlers, der von seinem Arbeitgeber über 100 Millionen Dollar Bonuszahlungen erwartet, hat kürzlich die amerikanische Öffentlichkeit wachgerüttelt. Und seither kommt sie auch nicht mehr richtig zum Schlafen. Die Citigroup, die über den genial wertvollen Angestellten verfügt, zeigt sich nämlich nicht abgeneigt, seine Forderung zu erfüllen. Aber mit welchem Geld?
Denn die Dollars gehören streng genommen gar nicht den Instituten wie Goldman Sachs oder Citigroup. Sie gehören, zumindest teilweise, dem Steuerzahler, der die amerikanischen Banken im vergangenen Jahr mit 175 Milliarden Dollar subventionierte, nachdem die mit ihren Ramsch-Anleihen glorreich untergegangen waren. Es fragt sich nun tatsächlich, ob man sie nicht allesamt hätte pleitegehen lassen sollen. Denn der Schaden, den die Investmentbanker angerichtet haben, war ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen. Da sie nun aber dabei sind, offensichtlich erneut ein zu großes Rad zu drehen und das mildtätig gespendete Geld ihren leitenden Angestellten nachzuwerfen, stellt sich schon die Frage, ob diese Firmen der Volkswirtschaft wirklich einen Nutzen bringen. Ganz erstaunlich ist die Seelenruhe, mit der solche Banken wie Goldman Sachs ihre Bonuszahlungen vornehmen, ohne auch nur im Entferntesten an die Folgen zu denken. So hat diese Firma 4,8 Milliarden Dollar an ihre Mitarbeiter verteilt – von denen wurden mehr als 700 zu Millionären, wenn sie es nicht schon waren. Diese Summe jedenfalls fraß mehr als den Gewinn von Goldman auf. Verwunderlich ist dabei, was sich amerikanische Aktionäre so alles bieten lassen. Denn für sie bleibt am Ende ein Verlust bei dem Unternehmen, das ihnen schließlich gehört. Ähnlich krass das Verhalten von JP Morgan: Die Investmentbank stattete mehr als 1600 ihrer Mitarbeiter mit jeweils über eine Million Dollar aus. Die Binnennachfrage im Raum New York dürfte für eine Weile durchaus profitieren. Skandal im Skandal ist aber auch das Verhalten des Staates. Washington hat sich an vielen der unterstützten Banken beteiligt, so gehören dem Staat 34 Prozent der Citigroup. Gleichwohl konnte die ungerührt mehr als fünf Milliarden Dollar verteilen. Das Jahr 2008 hatte sie übrigens mit einem riesigen Milliardenverlust abgeschlossen. Da liegt der Schluss nahe, dass die Rettungsaktion des Steuerzahlers nicht dazu geführt hat, die Begünstigten nun auch besser zu kontrollieren. Es ist schon schändlich, wenn nun gerade die belohnt werden, die eine komplette Weltwirtschaftskrise mit angezettelt haben. Und selbst die Tatsache, dass diese Banken im laufenden Jahr wieder Geld verdienen, haben sie dem Steuerzahler zu verdanken. Denn der stützte nicht alle Institute – so leerte sich das Bankenfeld, und mancher Konkurrent ist nicht mehr. Sollten die Gewinne im Übrigen weiterhin so stark steigen wie in den letzten Monaten, können wir wohl getrost davon ausgehen, dass schon wieder etwas im Busch ist: Die nächste Blase dürfte wohl schon langsam gefüllt werden.