Wie elektrisiert
Alle Jahre wieder läutet gewöhnlich einer der großen Stromerzeuger und -versorger zur Preisrunde. Das gibt dann jedes Mal Schlagzeilen, es hagelt Proteste und die Politik regt sich auf. Die Verantwortung für die Erhöhungen wird, je nach Ausgangsposition, mal mehr oder weniger heftig formuliert den Großen der Branche zugewiesen, mit dem Hinweis, dies passe nicht in die Landschaft. Stimmt alles. Was wäre das für eine Landschaft, in die bis zu 16-prozentige Preiserhöhungen passen würden?
Der Durchschnitt der Teuerung liegt ab Januar bei 5,7 Prozent, hat ein Verbraucherinstitut errechnet. Soweit es bisher bekannt ist. Denn manche Unternehmen werden noch nachziehen, um nicht in den ersten und heftigsten Pulverdampf zu geraten. Etwas mehr Publicity sollten eigentlich jene 23 Unternehmen erhoffen dürfen, die zum Jahreswechsel die Preise senken. Durchschnitt da: minus 3,6 Prozent. Wie passt das nun alles zusammen? Das Argument für höhere Tarife lautet (eigentlich wie immer):
höhere Kosten, Versorgungssicherheit, staatlich verursachte Lasten, wie zum Beispiel das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Stimmt sicher auch alles. Wie aber machen es dann die Unternehmen, die ihre Preise senken? Hatten sie zuvor derart hohe, dass sie es sich leisten können? Gilt bei denen etwa nicht das EEG? Oder wirtschaften sie einfach besser?
Nach Aussagen des DIW jedenfalls rechtfertigen die Belastungen aus dem EEG bestenfalls Preiserhöhungen um die fünf Prozent. Die Wirtschaftsforscher können das darüber Hinausgehende zumindest rational nicht erklären. In der Tat sind auch die Preise an der Leipziger Strombörse nicht entsprechend im Aufwind, weshalb nun auch der Bundeswirtschaftsminister nach dem Kartellamt ruft. Dabei hätte die Politik einiges in der Hand, will oder kann aber nicht. Denn die komplizierte Subventionierung hin und her, von Kohle bis zu Windenergie und Solarstrom, verursacht eine Menge Kosten. Aufgrund des etwas verquer laufenden Zertifikatehandels für Emissionsrechte kommt es nach Ansicht von Beobachtern nicht einmal zu einer nennenswerten Einsparung von CO2: Was hierzulande nicht in die Luft gepustet wird, emittiert man eben um so mehr in den Nachbarländern und kauft dazu einfach die nötigen Verschmutzungsrechte (zu) billig ein. Insgesamt jedoch ist der Verdacht kaum zu vermeiden, dass die großen Vier, die 80 Prozent des Marktes abdecken, gern mal zulangen. Angesichts der Tatsache, dass es ansonsten kaum nennenswerte Inflation gibt, vertraut man wohl darauf, dass die Preiserhöhungen ein wenig untergehen in der großen Statistik. Bleibt der gute Rat von allen Seiten: Anbieterwechsel. Das ist in der Tat ein mächtiges Werkzeug, das man nur vom Boden aufzuheben braucht. Denn der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter ist einfach, schnell und leise. Und kommt einer Abstimmung mit den Füßen gleich. Einziger Fallstrick: Unter den günstigen Unternehmen sind manche, die sich in Kundenfreundlichkeit nicht gerade überschlagen. So zum Beispiel verlangt Teldafax eine Vorauszahlung (Abschlag), soll aber in einigen Fällen danach monatelang untätig geblieben sein, ein Wechsel fand einfach nicht statt und der Strom kam weiterhin von den bisherigen Stadtwerken. Von solch unschönen Fällen aber abgesehen läuft es meist unproblematisch. Einen Taschenrechner sollte man aber zur Hand haben.