Wie viel Stabilität verträgt die Eurozone noch?
Würde die Europäische Zentralbank (EZB) eine Geldpolitik à la Bundesbank praktizieren, käme die Eurozone vermutlich in zwei Wochen unter die Räder. So wird jede Stützung des euroländischen Vaterlandes den Stempel „Sponsored by EZB“ tragen. Mit dem breitflächigen Aufkauf von Staatsanleihen prekärer Euro-Länder – konkret also Zinsdrückung – wird die unbegrenzt über Liquidität verfügende EZB klar den Kampf gegen die Euro-renitenten Finanzheuschrecken gewinnen. Die EZB macht ihnen ein Angebot, das sie annehmen müssen.
Dabei muss die EZB ihre Geldbörse noch nicht einmal weit öffnen. Die klaren Worte des heimlichen Präsidenten der Eurozone, Mario Draghi, geldpolitisch zu stützen, haben jetzt schon deutlich für Sorgenpausen an den euroländischen Staatsanleihenmärkten gesorgt. Und es ist noch kein einziger Cent geflossen.
Der Siegeszug der romanischen Währungsunion
Selbst für die Finanzminister ist es attraktiv, stillschweigend die EZB die Kastanien für die klammen Mitgliedsländer aus dem Feuer holen zu lassen. Immerhin erspart die Notenbank den Kassenwarten die peinliche Stabilitätspanne, weiterhin mit neuen Schulden in Rettungsschirme zu buttern. Die Geldbörse der EZB schont auch die Brieftasche des deutschen Steuerzahlers. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
So werden wir Zeitzeugen eines zunehmenden geldpolitischen Dirigismus. Fiskalpolitik wird immer mehr zur Sache der Geldpolitik ohne nennenswerte parlamentarische Kontrolle.
Kümmern Sie sich um Ihren Mikrokosmos
Die schöne, neue Welt des instabilen Makrokosmos können wir zwar nicht heilen, unsere mikrokosmische Anlagestrategie dagegen können wir erfolgreich therapieren.
Zunächst sollten Anleger Staatspapieren, also Zinsvermögen, kritisch gegenüberstehen. Die deutschen Zinsen schlagen schon nicht die offizielle Inflation. Und dabei sind die regelmäßig anfallenden Kosten für Essen, Trinken, Heizen, Tanken und Strom noch nicht einmal gerecht berücksichtigt. Die tatsächliche Inflation macht damit die realen Renditen von Staatsanleihen noch negativer. De facto wird der Staat über die Preiskeule entschuldet und der Anleger mit ihr erschlagen, d. h. entreichert.
Wenn die EZB druckt, braucht man einen sachkapitalistisches Rettungsschirm
Die Alternative ist Sachkapital. Denn die Sintflut der EZB ist eine Streicheleinheit für Aktien als verbriefte Form des Sachvermögens. Wenn es Brei regnet, muss man eben einen Löffel dabei haben.
Am besten löffelt man regelmäßig mit einem Ansparplan, um auch Kursschwankungen zu begegnen – einem Dreiklang von stabilen Aktien aus den USA, den Schwellenländern und Europa. Denn Amerika zeigt wieder Wirtschaftsstärke und die Schwellenländer bauen ihre Binnenkonjunkturen als weitere Standbeine auf. Das stützt auch deutsche Exportwerte. Attraktiv ist auf Branchenebene eine Mischung aus Konjunktur- und Technologiewerten sowie Defensivtiteln aus den Bereichen Konsum oder Energie, die mit ihren hohen Dividendenrenditen die von Staatsanleihen weit hinter sich lassen.
Und solange uns die Euro-Krise beschäftigt, die Alternativrenditen bei Zinspapieren schwach sind sowie die Notenpresse läuft, ist mir auch um Edelmetalle nicht bange.
Wer nicht auf Sachkapital setzt, ist ein Spekulant
Wer in Zeiten der romanischen Währungsunion zu einseitig auf Zins- statt auf Sachvermögen setzt, ist ein Spekulant. Und das ist nun wirklich nicht deutsche Mentalität.
Meine sehr verehrten Anleger, die Eurozone verträgt heute keine Stabilität mehr. Nutzen Sie bitte die Zeit, die Ihnen die Notenbank schenkt.