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Umsichtige Investoren

Der UBS Investor Sentiment Index misst anhand der Höhe des Caps bei Discount-Zertifikaten auf den DAX die Risikobereitschaft der Anleger. Nicht immer steigt die Stimmung im Gleichklang zum DAX-Verlauf.

BÖRSE am Sonntag

An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Aber wie schätzen Marktteilnehmer die Zukunft ein? Der UBS Investor Sentiment Index ist in der Lage, die Stimmung von Käufern von DAX-Discount-Zertifikaten zu messen. Das Prinzip ist einfach: Je höher der durchschnittliche Cap von UBS-Discount-Zertifikaten auf den DAX im Vergleich zum jeweils aktuellen DAX-Stand liegt, desto zuversichtlicher sind die Anleger für den künftigen Verlauf des Index. Ein Cap weit unterhalb des DAX signalisiert, dass Anleger mit größeren Kursrückgängen rechnen. Der UBS Investor Sentiment Index spiegelt somit auch die Risikobereitschaft der Investoren wider. Auch rückblickend ist der Verlauf des Sentiment Index interessant. In den vergangenen fünf Jahren gab es erhebliche Kurssprünge. Wie haben sich die Anleger in diesen bewegten Börsenphasen positioniert?

Im Jahr 2007 brach der DAX alle Rekorde. Bis heute ist sein Allzeithoch vom 16. Juli 2007 (Schlusskurs: 8.106 Punkte) unübertroffen. Die Käufer von Discount-Zertifikaten blieben jedoch vorsichtig, obwohl der DAX scheinbar kein Halten kannte: Sie entschieden sich im Mittel für einen Cap etwa 53% unter dem DAX-Stand. Im Monatsdurchschnitt lag der Abstand bei rund 45%. Diese extrem niedrigen Werte sind einerseits damit zu erklären, dass viele Anleger vor der Einführung der Abgeltungssteuer sehr konservative Discount-Zertifikate mit sehr niedrigem Cap als Festgeldalternative nutzten, um sich steuerfreie Kursgewinne zu sichern. Andererseits deuten sie aber auch auf eine gesunde Skepsis hin.

Umgekehrt, als der DAX nach dem Ausbruch der Finanzkrise am 6. März 2009 mit 3.666 Zählern seinen Tiefpunkt erreichte, agierten die Anleger immer mutiger – was sich im Nachhinein als klug herausstellte. Der monatliche Durchschnittscap lag im März 2009 rund 24% unter dem DAX. Im Jahresschnitt betrug der Abstand nur gut 13%.

Dies änderte sich in den beiden vergangenen, weniger volatilen Jahren. 2010, als sich der DAX mit relativ geringen Ausschlägen nach oben bewegte, blieben die Investoren bei ihrer offensiven Strategie. So befand sich der durchschnittliche Cap in diesem Jahr rund 6% unter dem DAX-Stand. Dies änderte sich ein Jahr später, als der deutsche Leitindex im Sommer 2011 einbrach und am 12. September mit 5.072 Punkten sein Jahrestief erreichte. An diesem Tag notierte der Cap 23,5% unter dem DAX.

Auch in diesem Jahr blieb das Bild wechselhaft: Als der DAX in den ersten drei Monaten von rund 6.000 auf 7.000 Punkte kletterte, stieg auch der Mut der Anleger. Die durchschnittlichen Cap-Werte lagen während dieser Phase zwischen 8% und 10% unter dem DAX-Stand. Die sich verschärfende Euro-Krise schmälerte das Anlegervertrauen wieder: Seit dem Frühjahr rangierten die durchschnittlichen Caps monatlich zwischen 13% und 19% unter dem DAX – die Anleger blieben trotz der insgesamt guten Börsenentwicklung vorsichtig.

Die langfristige Beobachtung des UBS Investor Sentiment Index zeigt also, auch wenn es sich bei früheren Entwicklungen nicht um einen zuverlässigen Indikator für künftige Entwicklungen handelt, dass viele Anleger offenbar durchaus antizyklisch agieren. Sie erhöhen nicht erst ihr Risiko, wenn die Höchststände gerade erreicht sind, und werden nicht erst dann vorsichtiger, wenn die Kurse schon ganz unten angekommen sind. Wie bei allen Anlageprodukten können Anleger natürlich auch mit Discount-Zertifikaten danebenliegen, wenn sich der Markt nicht erwartungsgemäß entwickelt. Dennoch versuchen die Käufer der Papiere die künftige Marktentwicklung zu antizipieren, anstatt blind Trends zu folgen.