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USA trotz Konjunkturflaute auf Wachstumskurs - Unternehmen finanziell in guter Verfassung

Trotz Euro-Krise, Präsidentschaftswahlen und - Fiscal Cliff - sind die Fundamentaldaten amerikanischer Unternehmen in guter Verfassung. Besonders solide Unternehmen aus dem Technologiesektor bieten Einstiegskurse.

BÖRSE am Sonntag

Amerika twistet weiter: Der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke hat angekündigt, die Ende Juni auslaufende „Operation Twist“ zu verlängern, um so der amerikanischen Wirtschaft neue Impulse zu verleihen. Bei der Fortsetzung des Umschichtungsprogramms werden bis Jahresende kurz laufende amerikanische Staatsanleihen in Höhe von 267 Mrd. US-Dollar verkauft und der Erlös in länger laufende Papiere investiert.

Das soll die Zinsen für Unternehmenskredite und Darlehen senken und so die Nachfrage steigern. Grund für die erneute Geldspritze ist der amerikanische Kampf gegen die Finanzkrise. Statt wie in Europa Sparprogramme zu verabschieden, soll das Wirtschaftswachstum stimuliert werden. Mit Erfolg: Auch wenn das Wachstum sich 2012 von 2,8% auf rund 2,0% verlangsamen könnte, bleibt der Wert positiv und durchaus solide. Die Arbeitslosenquote hat im Jahresvergleich um gut 1% abgenommen und Amerikas Unternehmen befinden sich in einem guten Zustand. Zum Ende des ersten Quartals 2012 konnten 68% der im S&P 500 Index enthaltenen Unternehmen ihre Gewinnerwartungen übertreffen und hohe Cash-Reserven aufbauen. Sie halten zurzeit im Schnitt 11% ihrer Bestände in bar – der höchste Wert seit 1963.

Diese günstige Situation spiegelt sich aber bisher nicht am Aktienmarkt wider: Wenn man die Fundamentaldaten amerikanischer Unternehmen berücksichtigt, ist die aktuelle Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 günstig. Das kann sich aber schnell ändern: Spätestens dann, wenn Unternehmen ihre Barreserven einsetzen, um durch Zukäufe zu wachsen, Dividenden auszuschütten oder Aktien zurückzukaufen, werden auch die Aktienkurse wieder steigen.

Politische Unsicherheiten wie die Präsidentschaftswahl oder das „Fiscal Cliff“, die Kombination aus auslaufenden Steuererleichterungen und Ausgabenkürzungen, die zu Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten sollen, könnten diesen Prozess noch ausbremsen. Die resultierenden Sparmaßnahmen drohen, die Wachstumsimpulse einzufrieren. Wahrscheinlicher ist, dass Republikaner und Demokraten diese Klippe noch durch einen Kompromiss umschiffen werden, wie es schon bei der Anhebung der Schuldengrenze geschehen ist. Trotzdem bleibt die Einzeltitelwahl entscheidend: Es kann durchaus sein, dass einige Unternehmen sich aufgrund dieser Unklarheiten in diesem Jahr mit Investitionen zurückhalten werden. Solide Unternehmen mit einem guten Geschäftsmodell und globalen Absatzmärkten, von denen gleich mehrere in den USA beheimatet sind, sollten aber in der Lage sein, das auszugleichen und in diesem Jahr gut zu performen.

Bisher zeigen sich US-Aktien entsprechend robust: Der Russell 1000 Growth Index, in dem die 1.000 wachstumsstärksten Unternehmen enthalten sind, verzeichnete im ersten Quartal 2012 bereits einen Zuwachs von über 14%. Besonders viel Potenzial besitzen Technologieaktien. Dabei bietet dieser Sektor nicht nur soziale Netzwerke, sondern auch Wachstumsmärkte wie Cloud Computing und Datensicherheit mit Branchenriesen wie Google und Oracle. Aktienpreise folgen Gewinnen und viele Unternehmen haben ihre Erwartungen übertroffen. Wenn langsam wieder Fundamentaldaten und nicht mehr Emotionen die Aktienkurse bestimmen, sind die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung weiterhin gut.