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250 Billionen Dollar! Globale Schuldenlast auf Rekordniveau

Seit der Finanzkrise 2008 sind die Schulden weltweit um 78 Billionen Dollar gestiegen. Und das, wo sie doch eigentlich hätten abgebaut werden sollen. Nun warnt der globale Bankenverband vor den Folgen. Denn ein Ende ist nicht in Sicht.

BÖRSE am Sonntag

Seit der Finanzkrise 2008 sind die Schulden weltweit um 78 Billionen Dollar gestiegen. Und das, wo sie doch eigentlich hätten abgebaut werden sollen. Nun warnt der globale Bankenverband vor den Folgen. Denn ein Ende ist nicht in Sicht.

Im ersten Halbjahr 2019 sind die Verbindlichkeiten von Banken, Staaten, Unternehmen und privaten Haushalten rund um den Globus auf 250,9 Billionen Dollar gestiegen. Das geht aus dem Bericht des Institute of International Finance (IIF), eine Art globalen Lobbyverbands unter Banken, hervor und entspricht mehr als dreimal der globalen Wirtschaftsleistung. Bis zum Jahresende könnten 255 Billionen Dollar daraus werden. Oder, bei 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde , eine Pro-Kopf-Verschuldung von 32.500 Dollar.

In der Studie bezeichnet der IIF dies als „irren Schuldenstand“. Und tatsächlich klingen die Zahlen derart absurd, dass sie mindestens dazu taugen, sich wieder vermehrt um die Stabilität des globalen Finanzsystems zu sorgen. 2008 stand dieses letztmals am Rande eines großen Zusammenbruchs. Eine erdrückende Schuldenlast der US-Haushalte hatte sie mit ausgelöst. Auch deshalb sollte es in der Folge darum gehen, Verbindlichkeiten abzubauen. Passiert ist das Gegenteil. Zunächst wurde aus der Finanz- eine Staatsschuldenkrise. In der Folge sanken überall auf der Welt die Zinsen, was die Lage zwar entspannte, aber freilich dazu einlud noch mehr Schuld zu machen. Inzwischen ist daraus ein Dauerzustand geworden, der sich so schnell nicht auflösen wird. Damit ist ein gefährlicher Kreislauf entstanden. Durch das billige Geld werden die Schulden vielerorts nicht weniger, sondern mehr, obwohl gleichzeitig niedrig verzinste Verbindlichkeiten entlasten. Letzteres nur bringt wenig, wenn die Schuldenlast in Gänze steigt. Und das führt dazu, dass die Zinsen im Keller bleiben, da ansonsten Staaten wie Unternehmen zum Teil gar nicht oder kaum mehr in der Lage wären diese zu bedienen. Von Zurückzahlen ist schon längst keine Rede mehr.

Tief drin im Schuldensumpf

Deutschland mag da für den Moment positives Beispiel sein. Alles in allem aber stecken die Volkswirtschaften dieser Welt mit wenigen Ausnahmen so tief drin im Schuldensumpf wie nie zuvor. Und zwar in sämtliche Bereichen. In den ersten sechs Monaten 2019 legte die Staatsverschuldung weltweit um 2,8 Billionen auf 68,4 Billionen Dollar zu. Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen um 1,6 Billionen auf 47,2 Billionen Dollar. Unter Banken und Finanzinstituten stieg die Schuldenlast um 0,5 Billionen auf 61 Billionen Dollar. Unternehmen außerhalb des Finanzsektors verschuldeten sich mit einem Anstieg um 2,3 Billionen auf 74,2 Billionen Dollar noch fleißiger. Insgesamt bleibt so ein Plus von 7,5 Billionen Dollar. 60 Prozent davon entfielen auf die USA und China. Die Verschuldung der Schwellenländer stieg mit 71,4 Billionen Dollar ebenfalls auf ein neues Rekordniveau und damit auf mehr als das doppelte ihrer Wirtschaftsleistung.

Dafür tragen allen voran Firmen außerhalb des Finanzsektors die Verantwortung. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist deren Schuldenlast um mehr als 300 Prozent auf 30 Billionen Dollar geklettert. Mehr als die Hälfte entfällt laut IFF auf Staatsunternehmen. In den Industrienationen stiegen die Unternehmensschulden ohne Finanzsektor um 27 Billionen Dollar. Zudem wuchs die Staatsverschuldung. Alles in allem sind die globalen Verbindlichkeiten der Studie nach innerhalb von zehn Jahren um mehr als 70 Billionen Dollar gestiegen. Allein die Verschuldung außerhalb des Finanzsektors übersteigt die globale Wirtschaftsleistung nun um 240 Prozent.

Eine Studie der US-Investmentbank Merill Lynch misst etwas weniger. Seit der Lehman Brothers-Pleite, heißt es dort, seien die Verbindlichkeiten von Staaten um 30 Billionen, die von Unternehmen um 25 Billionen, die privater Haushalte um neun Billionen und die von Banken um zwei Billionen gestiegen.

Der Bond-Markt legte laut IFF-Bericht von 2009 bis Mitte dieses Jahres um 28 Billionen auf 115 Billionen Dollar zu. Der Staatsanleihen-Anteil liegt mit einem Plus von sieben Prozent inzwischen bei 47 Prozent. Der Anteil des Finanzsektors ist um zehn Prozent auf 40 Prozent zurückgegangen.

Wehe, wenn die Zinsen steigen. Wehe, wenn nicht.

Schlussendlich bleibt der Eindruck, als würde da etwas außer Kontrolle geraten. Gerade jetzt, da auch viele Industrieländer vor großen wirtschaftlichen Umwälzungen und Herausforderungen stehen. Staaten, die bereits hohe Schuldenstände aufweisen, könnten Zinserhöhungen in Not bringen. Das IIF zählt unter anderem die USA, China, Kanada und Japan dazu. Deutschland steht vergleichsweise wenig tief in der Kreide.

Grundsätzlich dürften steigende Zinsausgaben aber für beinahe alle Steuerzahler zur Last werden. Bis auf weiteres jedoch sieht es danach nicht aus. Seit Jahresbeginn gab es weltweit 43 Zinssenkungen. Es kann sich also weiter eifrig verschuldet werden. Nur je länger sich dieser Kreislauf warmläuft, desto größer wird Gefahr des Kollapses.

OG

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