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VW, BMW und Daimler: Autoaktien stärken Dax

Die Coronakrise hat die konjunkturabhängige Autoindustrie besonders hart getroffen. Doch mittlerweile läuft das Geschäft wieder an, Neuzulassungen steigen. Die Kursgewinne von Volkswagen, Daimler und BMW stärken den DAX – zumindest zeitweise. Können Anleger mit einem Comeback der Autoaktien rechnen?

(Bild: picture alliance)

Die Coronakrise hat die konjunkturabhängige Autoindustrie besonders hart getroffen. Doch mittlerweile läuft das Geschäft wieder an, Neuzulassungen steigen. Die Kursgewinne von Volkswagen, Daimler und BMW stärken den DAX – zumindest zeitweise. Können Anleger mit einem Comeback der Autoaktien rechnen?

Volkswagen, Daimler und BMW haben in den letzten Monaten deutlich weniger Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum. Allerdings war der Rückgang im Mai weniger stark als im April. In Zahlen: Im Mai wurden in der Europäischen Union insgesamt 581.161 Pkw-Neuzulassungen registriert, 52 Prozent weniger als in 2019. Das sind immerhin mehr als doppelt so viele Neuzulassungen wie im April, als der Einbruch mit 76 Prozent zu Buche geschlagen hat.

Was lange Zeit ein Nachteil für den deutschen Leitindex war, könnte sich in der Coronakrise zu einem Vorteil entwickeln: Die gewichtige Rolle konjunkturabhängiger Werte – vor allem die der Autoindustrie. Derzeit machen die drei Autoaktien Volkswagen, Daimler, BMW und dazu noch der Zulieferer Continental knapp 15 Prozent der Dax-Gewichtung aus. Noch vor wenigen Jahren lag der Anteil doppelt so hoch. Sollten Autoaktien wieder an ihre alte Qualität anknüpfen, könnte diese Aufholjagd dem Dax einige Indexpunkte bescheren.

Keine V-Erholung, aber starker Anstieg

Wie dramatisch die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise sein werden, kann niemand sicher sagen. Dennoch deutet vieles darauf hin, dass das zweite Quartal der Tiefpunkt des Abschwungs gewesen sein könnte. Experten gehen davon aus, dass die Lockerungen der Restriktionen und das Ende des wirtschaftlichen Stillstandes dazu führen, dass die nächsten Quartalszahlen vieler Unternehmen nicht mehr ganz so düster ausfallen werden. Schon dieser Hoffnungsschimmer wird an den Börsen positiv aufgenommen. Davon profitieren auch die Autoaktien deutlich. Nachdem der Volkswagen-Kurs im Coronacrash auf unter 90 Euro gestürzt ist, ging es in der nachfolgenden Erholung bis auf 150 Euro hoch. Beim Stuttgarter Autobauer Daimler sieht es ähnlich aus. Im Coronatief waren die Anteilsscheine für 22 Euro zu haben, Anfang Juni lagen sie schon bei gut 40 Euro pro Aktie – fast eine Verdopplung. Auch die Papiere von BMW liegen mehr als 30 Prozent über ihrem Crashtief.  

Volkswagen am besten gerüstet für die Zukunft

„Die gute Performance der Autoaktien könnte noch ein bisschen weitergehen“, sagt Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Laut dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer sei Volkswagen am besten für die Zukunft gerüstet. „BMW und Daimler sind meiner Meinung nach auf einem ähnlichen Niveau – wobei Daimler nach wie vor mit dem Diesel-Problem kämpfen muss. Wahrscheinlich kommen da noch Strafen, außerdem hat der Konzern mit dem Transporter große Verluste gemacht“, ergänzt Dudenhöffer. Analyst Pieper sieht VW und BMW auf Augenhöhe. Die Wolfsburger seien auf dem Weg zum E-Mobilitätsführer. Und BMW könne mit einer relativ stabilen Nachfrage punkten. Wie viele seiner Kollegen meidet Pieper die Papiere von Daimler. Ganz von Autoaktien rät Frank Schope, Experte von der NordLB, ab. Gegenüber boerse.ARD.de sagt der Ökonom: „Autos werden nicht das Erste sein, was die Kunden nach der durchlittenen Viruskrise kaufen.“ Jetzt sei nicht die Zeit zum Wiedereinstieg.

Auch die Branchenexperten des Beratungsunternehmens EY prophezeien eine düstere Zukunft. In einer aktuellen Studie gehen sie davon aus, dass die Mehrzahl der großen Hersteller im Juli rote Zahlen präsentieren muss. „Gerade Unternehmen, die vor allem auf dem europäischen Markt engagiert sind, wird es im zweiten Quartal hart treffen, denn hier war der Absturz besonders massiv“, sagte der Leiter des Bereichs Automotive & Transportation bei EY, Constantin M. Gall. Zudem habe man im ersten Quartal nur die anfänglichen Auswirkungen der weltweiten Covid-19-Pandemie gesehen, so der Experte.

Neben defensiven Titeln wie Fresenius Medical Care und Bayer haben vor allem deutsche Autoaktien Boden gutgemacht. Fakt ist: Hohe Investitionen in Elektrifizierung und Digitalisierung, eine schwache Konjunkturentwicklung und Handelsstreitigkeiten bringen die Margen der Autokonzerne unter Druck. Hoffnung macht die schnelle Erholung in China, von der vor allem die deutschen Autobauer profitieren dürften. „Der Corona-Effekt wurde im Reich der Mitte binnen kurzer Zeit aufgeholt“, sagt Autoanalyst Pieper. Chinas Autokonjunktur stehe nun wieder da, wo sie Anfang 2020 stand.

FS

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