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Buffett, Wood und die große Glaubensfrage: Value oder Growth?

Die Anlagekonzepte von Warren Buffett und Cathie Wood könnten unterschiedlicher nicht sein und spalten mit ihren gegenläufigen Investitionsansätzen Markt und Meinung. Es geht um grundsätzliches: die richtige Erfolgsstrategie an der Börse.

(Foto: picture alliance / zz/Dennis Van Tine/STAR MAX/IPx | zz/Dennis Van Tine/STAR MAX/IPx)

Die Anlagekonzepte von Warren Buffett und Cathie Wood könnten unterschiedlicher nicht sein und spalten mit ihren gegenläufigen Investitionsansätzen Markt und Meinung. Es geht um grundsätzliches: die richtige Erfolgsstrategie an der Börse.

Das aktuell spannendste Duell an den Weltbörsen lautet: Warren Buffett gegen Cathie Wood. Oder: Berkshire Hathaway gegen ARK Innovation. Viele Milliarden schwer, bewegen der Star-Investor und die Star-Investorin die Märkte. Und dabei nicht zuletzt Heerscharen von Anlegern, die stets gebannt auf die Portfolioumschichtungen der beiden Wall-Street-Größen schauen.

Die Investmentansätze des erfahrenen, konservativen Gurus Buffett und der mutigen, progressiven Senkrechtstarterin Wood sind so unterschiedlich wie dogmatisch. Beide verfolgen eine Strategie, von der sie jeweils bedingungslos überzeugt sind. Buffett setzt auf Value. Wood auf Growth. Stur, rigide, allumfassend. Komme, was wolle.

Dabei geht es gar nicht so sehr um Tech oder nicht Tech. Zwar setzt Wood vor allem auf die Branche, Buffetts mit Abstand größte Position im Portfolio ist seit längerem mit Apple aber auch eine Technologieaktie. Es geht um noch viel grundsätzlicheres. Es geht um die große Börsenphilosophie-Frage schlechthin, um das Duell Value gegen Growth, das defensiver Dividendentitel gegen wachstumsstarke Kursperformer. Es geht um Sicherheit gegen Risiko, um groß und etabliert gegen klein und nischensuchend. Kurzum: die richtige Erfolgsstrategie, um die Markteilnehmer weltweit aktuell so stark ringen, wie schon lange nicht mehr.  

Buffett übertrumpft Wood: Für den Moment hat Value die Nase vorn

Die angekündigte geldpolitische Wende der Fed hat Anleger zum Jahresbeginn aufgeschreckt. Viele der in der Pandemie hinzugekommenen Börsenneulinge mussten feststellen, dass Aktien auch fallen können. Die Märkte sind volatiler geworden – und es findet klar erkennbar eine Umschichtung statt – weg von Growth, hin zu Value.

Diese hat bereits 2021 begonnen, was wenig überraschend auch dazu geführt hat, dass der 91 Jahre alte Buffett die 25 Jahre jüngere Cathie Wood im vergangenen Jahr ziemlich alt hat aussehen lassen. Nach den Kursstürzen bei vielen kleineren Technologie-Aktien im Januar, ist das „Orakel von Omaha“ nun ausgehend von Anfang 2020 sogar wieder an „Queen Cathie“ vorbeigezogen.

Das ist mindestens bemerkenswert. Noch vor einem Jahr war Woods aktiv gemanagter ARK Innovation ETF der Berkshire Hathaway-Aktie um 200 Prozentpunkte voraus. Jetzt führt auf einmal wieder der Altmeister mit einem Plus von 38 Prozent. Woods ETF kommt auf plus 36 Prozent. Buffett hat damit viele, die ihm bereits Alters-Starrsinn vorgeworfen hatten und seine Methoden für nicht mehr zeitgemäß hielten, eines Besseren belehrt. Zumindest fürs erste.

Cathie Wood lässt sich nicht beirren und kauft im Crash nach

Cathie Wood nämlich glaubt fest daran, dass sich ihr Investmentansatz langfristig auszahlt. Mitten in den großen Ausverkauf hinein kaufte sie Aktien für fast 700 Millionen US-Dollar nach, indem sie 27 ihrer insgesamt 43 Positionen aufstockte. Die größten Zukäufe tätigte Wood mit 94 Millionen Dollar beim Streaminganbieter Roko, mit 78 Millionen Dollar beim Bezahldienstleister Block, vielen bekannter unter dem ehemaligen Namen Square und für 63 Millionen Dollar bei Intellia Therapeutics, das an CRISPR/Cas9-Methoden zur Gensequenzierung forscht. Die Top-Positionen im Fonds sind mit Beginn des Februars: Tesla (8,3 Prozent), Teladoc Health (6,7 Prozent), Zoom (6,4 Prozent), Roku (6,2 Prozent) und Coinbase (5,1 Prozent).

Schaut man sich die jüngsten Kursentwicklungen dieser Aktien an, kann einem als Investor schnell schwindelig werden. Die Tesla-Aktie hat seit Jahresbeginn rund 25 Prozent an der Wert verloren. Die von Teladoc Health 18 Prozent, auf Jahresssicht allerdings sage und schreibe 70 Prozent. Bei der Zoom-Aktie sind es auf Jahresssicht 60 Prozent, die Gewinne aus der Corona-Rally sind vollständig aufgebraucht. Für die Roku-Aktie ging es allein von Juni 2021 bis heute von 480 auf 155 Dollar zurück. Der Aktienkurs der Kryptobörse Coinbase hat sich sei November halbiert.

ARK Innovation ETF: minus 55 Prozent innerhalb eines Jahres

Ausgehend von seinem Rekordhoch im Februar 2021 hat der ARK Innovation ETF damit rund 55 Prozent an Wert verloren. Die Aktie von Berkshire Hathaway hat im gleichen Zeitraum um 40 Prozent zugelegt. Diese starke Performance hat Warren Buffett aber fast ausschließlich einer einzigen Aktie zu verdanken. Apple-Papiere haben inzwischen einen Anteil von 40 Prozent in Buffetts Portfolio. Das führt zu absurden Geschichten, wie einem Gewinn von rund zehn Milliarden Dollar am vergangenen Freitag für Buffett, nachdem die Apple-Aktie aufgrund starker Zahlen deutlich ins Plus sprang. Allerdings profitierte die Investorenlegende zuletzt auch von starken Entwicklungen seiner weiteren Top-Positionen, wie der Bank of America, American Express und CocaCola.

Welchem Ansatz sollten Privatanleger folgen?

Aber welchen Ansatz lohnt es sich nun für Anleger zu kopieren? Das Momentum hat aktuell Warren Buffett auf seiner Seite. Die angekündigten Zins-Erhöhungen der Fed, geopolitische Krisenherde, wie der Ukraine-Konflikt oder Chinas Kriegsdrohungen gegenüber Taiwan, die wachstumsbremsende Zero-Covid-Strategie der chinesischen Regierung – all das sind für den gesamten Markt erst einmal Risikofaktoren. Besonders aber leiden diejenigen Unternehmen, die noch nicht unter Beweis gestellt haben, dass sie krisensicher und robust sind. Stabil dürften in so einem Umfeld eher defensive Titel bleiben. Entscheidend dabei aber ist: Tech ist nicht gleich Growth. Konzerne wie Apple, Microsoft oder Alphabet wachsen zwar immer noch schnell, sind dazu aber längst verlässliche Geldmaschinen. Sie haben hohe Markteintrittsbarrieren aufgebaut und ein Geschäftsmodell mit hohen wiederkehrenden Umsätzen. Ihre Marken kennt jeder. Im Sinne von Warren Buffett sind sie inzwischen also eher Value-Aktien.

Allerdings könnte Cathie Wood in den kommenden Monaten auch den Buffett machen und ihrerseits wieder aufholen. Nun hat sie den Vorteil auf ihrer Seite, dass viele ihrer Aktien nun stark verloren haben und entsprechend Aufholpotenzial besitzen. Aufgrund stark schwankender Umsätze, Gewinne und Prognosen der wachstumsorientieren Unternehmen im Portfolio von ARKK dürfte Cathie Wood aber auf jeden Fall eine hohe Volatilität sicher sein.

Vorsicht Klumpenrisiko

Für Anleger gilt: Lehrbuchmäßig legen aktuell eigentlich weder Cathie Wood noch Warren Buffett an. Beide haben immense Klumpenrisiken angehäuft. Wood, in dem sie beinahe ausschließlich auf disruptive Tech-Aktien setzt, von denen 93 Prozent aus den USA kommen. Buffett durch den Mega-Anteil von Apple Aktien und einer ebenfalls starken Fokussierung auf die USA. Vielleicht sollte man also beiden gerade nicht hinterherlaufen, sondern auf Basis einer breiten Portfoliodiversifizierung beide Star-Investoren weiter beobachten und sich hier und da einen Aktientipp abholen.

OG

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