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„Die Kurse werden 2023 weiter fallen“

Der CIO von Morgan Stanley, Mike Wilson, rechnet mit starken Verlusten des S&P 500 im kommenden Jahr. Anleger hätten eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums noch nicht eingepreist und der Rückgang der Inflation werde auf die Unternehmensgewinne drücken, erklärte der Banker in einem Interview mit CNBC.

(Foto: orhan akkurt / Shutterstock)

Der CIO von Morgan Stanley, Mike Wilson, rechnet mit starken Verlusten des S&P500 im kommenden Jahr. Anleger hätten eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums noch nicht eingepreist und die Inflation werde die Unternehmensgewinne drücken, erklärte der Banker in einem Interview mit CNBC.

Die Zinsentscheide von Fed, EZB und einigen weiteren Notenbanken diese Woche waren mit Spannung erwartet worden. Am Ende erfüllten erstgenannte die Erwartungen der meisten Marktexperten. Beide Institutionen erhöhten den Leitzins um jeweils 0,5 Prozent und damit etwas langsamer als in den Monaten zuvor. Anstatt Erleichterung erfasste die Börsen dies- und jenseits der Atlantiks am Donnerstag allerdings erneut große Sorge. Dass die Notenbanken angesichts der leicht rückläufigen Inflationsraten den Fuß bei den Zinserhöhungen etwas vom Gaspedal nehmen würden, war schließlich erwartet worden. Anleger hatten dies über eine erstaunlich robuste Herbstrally in den vergangenen Wochen ausreichend eingepreist. So überwog dann eher die Enttäuschung darüber, dass weder Fed-Chef Jerome Powell noch EZB-Präsidentin Christine Lagarde, in ihren Erklärungen über Entspannung redeten. Im Gegenteil: Powell rechnet nun für 2023 mit insgesamt mehr Zinserhöhungen, wenn auch in kleineren Schritten. Das Zinsniveau könnte damit am Ende aber höher liegen, als bislang erwartet. „Die Fed drosselt das Tempo der Zinsanhebungen, was aber nicht das Ende des geldpolitischen Straffungskurses bedeutet“, so Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Hawkishe Töne kamen auch von Lagarde: Zinserhöhungen um 50 Basispunkte seien „für einige Zeit“ zu erwarten, erklärte die EZB-Chefin.

Das kam bei Anlegern gar nicht gut an. Die führenden Indizes in den USA und hierzulande gab so deutlich nach, wie schon lange nicht mehr. Dax und Nasdaq100 verloren allein am Donnerstag über drei Prozent an Wert. Setzt sich die Talfahrt nun also doch weiter fort? Waren die vergangenen vier Handelswochen nur ein positiver Aussetzer?

Geht es nach dem CIO von Morgan Stanley, Mike Wilson, dann ja. Gegenüber dem US-Nachrichtenmagazin CNBC sagte der Top-Banker, dass er von weiter sinkenden Aktienkursen im kommenden Jahr ausgehe. Die Inflation habe ihren Höhepunkt zwar erreicht und überschritten und Morgan Stanley sei überzeugt davon, dass die Teuerungsrate 2023 deutlich zurückginge, doch dann werde es zum zweiten Teil der Bärenmarkt-Story kommen, vor der sein Geldhaus seit 12 Monaten warne. „Die folgende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums ist noch nicht in den Kursen eingepreist“, so Wilson. Dies werde über Gewinner und Verlierer entscheiden, womit es zu einem „Stock-Picking-Game“ komme. Heißt: Auf die richtige Einzelaktien-Auswahl kommt es an, während der Gesamtmarkt Wilsons Meinung nach weiter unter die Räder kommt.

Wilson geht davon aus, dass der S&P 500 in der ersten Jahreshälfte 2023 auf 3.000 Punkte einbricht. Das wären fast 25 Prozent Verlust gegenüber dem aktuellen Kurs. Dabei hat der US-Index bereits in diesem Jahr fast 20 Prozent an Wert eingebüßt.

Das Hauptproblem sieht Wilson darin, dass durch sinkende Inflationsraten auch die Gewinne der Unternehmen pro Aktie unter Druck geraten. Dieser Rückgang werde einige Investoren in seinem Ausmaß und in seinem Tempo überraschen, so Wilson. „Unabhängig davon, ob es zu einer Rezession kommt oder nicht, die fallende Inflation wird die Margen beeinträchtigen.“

Behält Wilson recht, erwarten Anleger 2023 dreierlei Herausforderungen. Zum einen, das haben die Notenbanksitzungen unter der Woche gezeigt, machen die Währungshüter ernst und werden die Zinsen wohl so lange erhöhen bis die Inflationsraten deutlicher zurückgehen. Zum anderen führen genau diese sinkenden Inflationsraten aber auch dazu, dass die Unternehmen rückläufige Absatzzahlen, die bei einem sinkenden Wirtschaftswachstum zu erwarten sind, nicht mehr durch höhere Preise ausgleichen können.

OG

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