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Geld anlegen wie James Cameron

Er ist derzeit der weltweit erfolgreichste Kinoregisseur und Produzent: Avatar- und Titanic-Macher James Cameron. Er bricht auch anderweitig Rekorde: Seine Investments dienen der Umwelt, werfen Ertrag ab und mehren den Ruhm. Auch den seiner Partner, darunter Mercedes Benz.

James Cameron und Suzy Amis Cameron auf dem roten Teppich bei der „Avatar: The Way of Water"-Weltpremiere in England (Bild: Shutterstock).

Er ist derzeit der weltweit erfolgreichste Kinoregisseur und Produzent: Avatar- und titanic-Macher James Cameron. Er bricht auch anderweitig Rekorde: Seine Investments dienen der Umwelt, werfen Ertrag ab und mehren den Ruhm. Auch den seiner Partner, darunter Mercedes Benz.

Die Spezialität von Regisseur James Cameron ist die Vernichtung erheblicher Werte – jedenfalls auf der Leinwand. Von „Terminator“ über „Titanic“ bis „Avatar“ – es wird gesprengt, geflutet und versenkt, was das Zeug hält. Der Kanadier, der als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur für Kassenrekorde steht, kümmert sich zwischen den Erfolgsfilmen nicht nur um Dokumentationen, sondern auch um karitative Zwecke und vor allem Umweltthemen. Womöglich deshalb gilt er mit seinen Investments und Geldvermehrungsstrategien auch nicht als finsterer Kapitalist, sondern dient als Ansporn einer Generation, vor allem in Amerika. Als Rekord-Tiefseetaucher und -forscher, als Kämpfer für indigene Völker in Brasilien und als Verfechter des Veganismus, bringt der 69jährige genügend Legitimation für ein Vorbild mit. In den USA gilt inzwischen „Investieren wie James Cameron“ als umweltorientierte Neufassung des Finanzgurutums à la Warren Buffett. Auch wenn Cameron noch nicht so wohlhabend ist wie das berühmte „Orakel aus Omaha“, auf die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt schaffte er es spielend. 700 Millionen Dollar Vermögen werden derzeit geschätzt. Es dürfte fast zu niedrig gegriffen sein – allein 2022 zum Beispiel erhielt Cameron 75 Millionen Dollar an Honoraren für seine Filmengagements.

Berühmt geworden war schon sein lukrativer persönlicher Deal bei der Produktion des Blockbusters „Titanic“: Angesichts von Budgetüberschreitungen und drohendem Scheitern des Projekts verzichtete der Regisseur auf sein Gehalt von acht Millionen Dollar – und beschied sich stattdessen mit einer Erfolgsbeteiligung. Eine kluge Wahl: Diese belief sich angesichts des Kassenschlagers auf 97 Millionen Dollar, nur bei dem Erstlauf im Kino. Insgesamt soll Cameron im Laufe seines Lebens rund sieben Milliarden Dollar verdient haben, so das US-Magazin „Celebrity Net Worth“. Nur noch übertroffen wird er von Steven Spielberg. Für einen Mann, der nach dem abgebrochenen Collegebesuch als Lastwagenfahrer arbeitete und es als Autodidakt zum Film schaffte, ziemlich genau der amerikanische Traum.

Aber Cameron legt das Geld auch professionell an. Er investiert und diversifiziert. Meist eben in Industrien, die seinen Wunschzielen Umwelt, Ernährung, Klima dienen. Als solch ein Investment läuft auch seine Kooperation mit Mercedes-Benz. Im jüngsten „Avatar“-Leinwandepos „The Way of Water“ bevölkern in den über drei Stunden Laufzeit Mercedes -Produkte die fremdartige Welt. Daraus entstand in Zusammenarbeit mit der weiteren Cameron-Firmengründung „Lightstorm Entertainment“ die Studie des Mercedes AVTR, vorgestellt auf der Consumer Electronics Show in Las Vergas 2020, um, so der PR-Sprech, „Themen wie Nachhaltigkeit, Mobilität der Zukunft, Technologie und Innovation in ein emotionales Markenerlebnis einzubinden.“ In die Ausstattung des Autos fließen neben der Elektroantriebstechnologie ausschließlich vegan hergestellte Materialien ein. James Cameron darf sich bestätigt fühlen – seit der Vorstellung des futuristischen Mobils sind zahlreiche Ideen hinter der „Avatar“-Serie in die EQ-Forschung bei Mercedes eingeführt worden. Fan der Entwicklung ist auch Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton, der sich am Innenraumdesign beteiligt – im Concept Car besteht dieser aus schnell nachwachsenden Hölzern und Fasern, und natürlich veganem Leder. „Avatar hat etwas, das kaum ein anderer Film hat, nämlich ein Ethos“, sagt Produzent und Cameron-Vertrauter Jon Landau. Dass Mercedes mit dem Anspruch, „nachhaltigen Luxus“ zu schaffen, sich dort passend verortet einschätzt, sollte nicht verwundern. Jedenfalls hat individuelle Mobilität in dieser Zukunftsvision ihren Platz.

Angesichts der Milliardenumsätze seiner Filme würde auch ein Engagement Camerons vor allem in Unternehmen für Spezialeffekte, digitale Filmveredelung und Ähnliches naheliegen. In der Tat gründete das Multitalent mehrere Firmen, deren bekannteste bald die Spezialeffekte-Firma „Digital Domain“ wurde – berüchtigt allerdings auch durch jahrelange Querelen und ein Insolvenzverfahren. Cameron hat dort keine Funktion mehr dort. Auch heute noch notiert die Aktie im Pennystockbereich, trotz des Engagements als Special-Effects-Partnerunternehmen bei zahlreichen erfolgreichen Kinofilmen.

Ein bedeutendes Investment des Regisseurs mit 140 Millionen Dollar war vor einigen Jahren jenes in das Unternehmen „Ingredion“, das sich mit der Produktion von proteinhaltigen veganen Nahrungsmitteln und Zusätzen beschäftigt. Dazu gehört Zuckergewinnung aus Pflanzen, darunter vor allem Mais, Erbsen und Bohnen. Ingredion prognostiziert für die allernächste Zeit ein Wachstum des weltweiten pflanzenbasierten Nahrungsmittelmarktes auf 1,5 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen mit Sitz in Illinois betreibt Fabriken in den USA und Kanada, seine Aktien notieren derzeit mit rund 100 Dollar, ein absolutes Hoch erlebten die Papiere im Februar 2018 mit 146 Dollar.

Respektlosigkeiten wird der vermögende Regisseur da leicht wegstecken. In einer Besprechung seines neuen „Avatar“-Films konzentrierte sich die New York Times unter der Überschrift „The Way of the Restroom“ allein auf die stets gurgelnden und strömenden Wassermassen des Drei-Stunden-Erlebnisses und die Erfahrung zahlreicher Zuschauer, unter dem Einfluss dieser Geräuschkulisse des öfteren das WC aufsuchen zu müssen. Es gibt Aspekte des Film-Business, auf die kommt man nicht so leicht.

Reinhard Schlieker

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