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Warum die Rally an den Märkten weitergehen könnte

Die Warnungen vor Überbewertungen am Aktienmarkt werden lauter. Doch die Kurse steigen weiter und ein bewährter Marktindikator deutet auf eine Fortsetzung der Jahresanfangsrally hin. Warum das Börsenjahr positiver verlaufen könnte, als viele denken.

(Foto: Lightspring / Shutterstock)

Die Warnungen vor Überbewertungen am Aktienmarkt werden lauter. Doch die Kurse steigen weiter und ein bewährter Marktindikator deutet auf eine Fortsetzung der Jahresanfangsrally hin. Warum das Börsenjahr positiver verlaufen könnte, als viele denken.

2022 verzeichnete der S&P 500 mit einem Minus von 19,4 Prozent den größten Jahresverlust seit 2008. Eine multiple Krisenlage trieb Anleger in Scharen aus Aktien. Die im Zuge der Inflationsbekämpfung stark gestiegenen Zinsen setzten vor allem dem Tech-Sektor zu. Hinzu gesellten sich Rezessionssorgen und eine gefährliche geopolitische Gemengelage rundum den Krieg Russlands gegen die Ukraine und zunehmende Spannungen zwischen Washington und Peking.

Wenn wirtschaftliche Unwägbarkeiten an jeder Ecke lauern, ist das für die Börse katastrophal. Und so waren die herben Kursverluste an den Märkten am Ende keine große Überraschung mehr. Vielmehr überraschte das, was mit Beginn des neuen Jahres passierte. Als hätte jemand zum Jahreswechsel einfach einen Schalter umgelegt, kauften Anleger Anfang 2023 plötzlich wie wild neue Aktien. Zwar hatte es bereits Ende 2022 Erholungstendenzen aufgrund rückläufiger Inflationsraten gegeben, doch die vielen Risiken waren längst nicht vom Tisch.

Sie sind es auch heute nicht. Im Gegenteil: Im März brach auch noch eine mittelschwere Bankenkrise über die Märkte herein. Nun sind vor allem in den USA die Sorgen vor einer restriktiveren Kreditvergabe der Banken hoch, die Fed erwartet eine milde Rezession. Doch man höre und staune: Die Aktienkurse steigen munter weiter. Der S&P 500 hat im laufenden Jahr nun schon über acht Prozent an Wert hinzugewonnen, der Dax klettert sogar Richtung Rekordhoch, steht nun schon bei 15.800 Punkten. Von Krise scheint nur noch wenig Spur an den Märkten.

Dieser verblüffend starke Start ins Jahr könnte Vorbote sein für ein insgesamt viel besseres Börsenjahr 2023 als zunächst gedacht. Denn den vielen Warnungen von Experten zum Trotz, deutet vor allem ein in der Vergangenheit sehr verlässlicher Indikator auf weiter steigende Kurse hin. Tatsächlich ist auf ihn seit 70 Jahren Verlass.

Die Theorie dazu geht so: Erzielte der S&P 500 in den ersten drei Monaten eines Jahres ein Kursplus von mindestens sieben Prozent, wie 2023 der Fall, war dies stets mit einer noch höheren Gesamtjahresrendite verbunden. Nach Ryan Detrick, Chefmarktstratege der Carson Group, kam ein solches erstes Quartal in den vergangenen 70 Jahren 16-mal vor und immer stand der S&P500 am Ende höher. Damit würde dieses Jahr das erste von 17 Jahren, indem dies nicht der Fall wäre. Historisch betrachtet ist das also höchstunwahrscheinlich. „Wir glauben, dass hier ein gesundes Bild gezeichnet wird“, hatte Detrick bereits nach den Zugewinnen im Januar gesagt, auch mit Blick auf die Breite der Kursgewinne, die sich über viele Branchen hinweg eingestellt hatten.

Hinzu kommt: Wenn der S&P 500 im Januar Zugewinne verzeichnete, folgte in etwas über 80 Prozent aller Fälle seit dem zweiten Weltkrieg ein durchschnittlicher Kursgewinn von elf Prozent bis zum Jahresende, wie CFRA Research ermittelt hat. Stiegen die Kurse im Januar nach einem Minus im Jahr zuvor, folgte in etwa 90 Prozent der Fälle sogar ein Anstieg von über 23 Prozent. Diese Erfolgsbilanz deute darauf hin, „dass wir vielleicht doch ein gewisses Aufwärtspotenzial haben“, erklärt Sam Stovall, Chefanlagestratege bei CFRA Research.

Da der S&P 500 die größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen listet und zu den bedeutendsten Börsenbarometern der Welt gehört, steht seine Entwicklung selten allein. Zwar steigen Dax und Eurostoxx gerade zügiger als der US-Index, während es in der Vergangenheit meist andersherum war, doch gegenläufig über einen längeren Zeitraum verhalten sich die führenden US- und Eurozonenindizes normalerweise nicht. Heißt: bleibt es bei der makellosen Statistik des S&P500 nach einem starken Auftaktquartal und den meist starken Durchschnittsrenditen infolge eines positiven Januars, dürften auch europäische Aktien in diesem Jahr noch weiter zulegen können.

Vorsicht ist beim aktuellen Marktumfeld dennoch stets geboten. Die Vergangenheit kann an der Börse ein guter Ratgeber sein, verlassen sollte man sich auf sie nicht. Was der eher technische Blick auf den S&P 500 aber auf jeden Fall zeigt: In einem krisengeplagten Umfeld und umgeben von zahllosen Warnungen vor immer noch größeren Crashs, sollten Anleger nicht in Panik verfallen. Vielmehr gilt das Gebot der Rationalität. Dazu gehört neben dem Blick auf fundamentale Unternehmenskennzahlen auch der auf historische Chartbilder. Und das des S&P 500 macht zumindest wohltuend Mut in Zeiten, in denen das Wort Krise allgegenwärtig ist.

OG

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