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Was jetzt für ein Bitcoin-Comeback spricht

Der Corona-Crash hat nahezu alle Branchen und Assetklassen mit voller Wucht getroffen – auch die Kryptowährung Bitcoin. Drastische Maßnahmen der Notenbanken könnten Vertrauen in traditionelle Währungen kosten und damit die Digitalwährung wieder beflügeln. Für einen rasanten Anstieg spricht außerdem ein ganz profanes, sich alle vier Jahre wiederholendes Ereignis

Feuer und Flamme? In den Monaten Wochen zeigt sich, ob der Bitcoin als "sicherer Hafen" gelten kann. Immer mehr institutionelle Investoren zeigen Interesse an der weltbekanntesten Kryptowährung.

Der Corona-Crash hat nahezu alle Branchen und Assetklassen mit voller Wucht getroffen – auch die Kryptowährung Bitcoin. Drastische Maßnahmen der Notenbanken könnten Vertrauen in traditionelle Währungen kosten und damit die Digitalwährung wieder beflügeln. Für einen rasanten Anstieg spricht außerdem ein ganz profanes, sich alle vier Jahre wiederholendes Ereignis

Mitte Februar hatte der Kurs noch bei über 9.500 Euro gelegen. Aktuell kostet ein Bitcoin etwa 6.770 Euro und ist damit rund 29 Prozent günstiger als vor der Corona-Krise. Kurzum: Auch die weltbekannteste Kryptowährung leidet. Dabei hätte man erwarten können, dass die Digitalwährung in turbulenten Marktphasen weniger an Wert verliert als andere Asset-Klassen. Ja, Bitcoin-Spekulanten hatten sogar gehofft, dass der Bitcoin deutlich zulegt und aufgrund eines Corona-bedingten Digitalisierungsschubes ein großes Comeback feiern würde. Doch weit gefehlt! Anleger mussten beobachten, wie der Bitcoin-Kurs abstürzte und sich damit ähnlich wie viele Aktienkurse verhielt. Was auf den ersten Blick nach einer bitteren Nachricht klingt, verspricht eine positive Entwicklung in der Welt der Kryptowährung. 

Immer mehr institutionelle Bitcoin-Investoren

Eine aktuelle Umfrage von „Cointelegraph“ – eines der größten Nachrichtportale im Bereich Fintech und Blockchain – ergab, dass vor allem im letzten Jahr ein erhöhtes Interesse von institutionellen Investoren am Bitcoin zu beobachten sei. Ganz vorne dabei waren große Hedgefonds. „Selbst vermögende Privatpersonen und Family Offices beginnen sich ernsthaft dafür zu interessieren. Es gibt ein paar große Brokerformen, die Verwahrungslösungen auf den Markt bringen. Es tut sich sehr viel unter der Oberfläche“, betonte der Kryptowährungs-Analyst Brain Kelly gegenüber CNBC bereits 2019. Doch in Krisenzeiten ziehen insbesondere institutionelle Investoren ihr Kapital schnell aus Risikoanlagen raus, um liquide zu bleiben. Ähnliche Bewegungen konnten auch beim „sicheren Hafen“ Gold beobachtet werden. "Bitcoin ist von der Logik her ähnlich wie Gold und ebenfalls ein knappes Asset", sagt Philipp Sandner, Leiter der Frankfurt School Blockchain Center an der Frankfurt School of Finance & Management. Wenn sich das Wissen rund um die weltbekannteste Kryptowährung weiter verbreite, steige der Kurs mittelfristig an – in diesem Jahr auf mindestens 10.000 Euro, vielleicht sogar 20.000. Auch Sandner beobachte ein stark steigendes Interesse von institutionellen Anlegern.

Wie realistisch ein solcher Anstieg ist, kann niemand sicher voraussagen. Ein Blick auf die vergangenen Bewegungen des Bitcoins hilft aber, mögliche Sprünge zu erahnen. Im Mai findet ein großes Bitcoin-Event statt: Das sogenannte Halving. Hier wird die Zahl der Bitcoin halbiert, das passiert alle vier Jahre. 2012 und 2016 hätten gezeigt, dass der Bitcoin-Kurs in den Folgemonaten nach dem Event mittelfristig signifikante Kurssprünge mache, sagt Sandner.

Digitalisierungsschub durch Corona-Krise

Zudem bekommt die Digitalisierung durch die Corona-Pandemie einen neuen Schub. „Europa hat die Chance, bei der Blockchain weltweiter Vorreiter zu werden und die Regeln für den Umgang mit der Technologie zu prägen“, so der Blockchain-Experte Patrick Hansen vom Digitalverband Bitkom. Die Blockchain-Technologie biete für die Finanzbranche gewaltige Möglichkeiten – eine einheitliche, bindende EU-Regulierung sei sinnvoll. Auch die Nutzung der Krypto-App der Gruppe Börse Stuttgart gibt Hinweise darauf, dass 2020 für Bitcoin trotz der Corona-Krise ein gutes Jahr werden könnte. „Seit Jahresbeginn 2020 ist die Zahl der aktiven Nutzer bei Bison um mehr als 40 Prozent gewachsen“, sagt Ulli Spankowski, Geschäftsführer von Sowa Labs, einer Tochter von Börse Stuttgart Digital Ventures, die die Bison-App entwickelt hat.

Anders als von den anonymen Erfindern der Kryptowährung intendiert, konnte sich die Digitalwährung bislang noch nicht als ernstzunehmende Währung durchsetzen – nicht zuletzt, weil der Handel mit der Blockchain-Technologie mehr mit Pferdewetten gemein hatte als mit seriösen Anlagestrategien. Dabei birgt Blockchain großes Potential und könnte eingestaubte Transfermechanismen revolutionieren – auch im Mittelstand. Die Bitcoin oder Ethereum sind die wohl bekanntesten Anwendungen von Blockchain. Es handelt sich um von Hochleistungs-Rechnern geschaffene digitale Währungen. Der Vorgang: Computer müssen komplizierte Algorithmen lösen und bekommen dafür Bitcoins zugeteilt, kurz „Mining“. „Als technologischer Enabler kann die Blockchain dabei helfen, bestehende Prozesse schneller, kostengünstiger und einfacher abzuwickeln. Die Blockchain ist sowohl eine Revolution auf der technischen Infrastrukturebene als auch eine Evolution auf der Businessebene“, erklärt Payment-Experte Kilian Thalhammer, der dem System eine rosige Zukunft voraussagt.

Der erste Corona-Schock scheint überwunden. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, wie der Bitcoin-Kurs auf Maßnahmen der Staaten und Notenbanken reagiert und ob die Kryptowährung als eine Art Inflationsschutz und Fluchtwährung dienen kann. Denn je nach Ausmaß der Krise stehen nicht nur Unternehmen, sondern auch Staaten vor der Pleite. Spätestens dann würden die Zentralbanken zu Finanzierern gebeutelter Länder. Wenn Menschen Angst vor der Zukunft bekommen, so der Blockchain Experte Sandner, könne es plötzlich ganz schnell gehen mit dem Interesse an der Kryptowährung. Bitcoin - ein System, das Transaktionen im Internet für immer verändern und auf lange Sicht sogar Banken überflüssig machen könnte.

FS

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