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Banken am Pranger

Das diesjährige Weltwirtschaftsforum in Davos hatte sein Thema schnell gefunden: Die künftige Regulierung der Banken und Finanzinstitutionen. Angeregt durch die Pläne des amerikanischen Präsidenten Obama für Sondersteuern und die Aufspaltung großer Finanzkonzerne, eröffnete der französische Staatspräsident Sarkozy die Tagung mit einer harten Kritik an den Bankern: Angesichts der Not in der Welt, der ruinösen Verschuldung ganzer Staaten in Folge der Finanzkrise müsse sich etwas ändern. „Wenn wir nichts ändern, handeln wir verantwortungslos“.

BÖRSE am Sonntag

Interessanterweise kam aus den Kreisen der Wirtschaftsführer kein Widerspruch. Und die anwesenden Bankenvertreter hielten sich, zumindest in der Öffentlichkeit, sehr zurück. Unternehmer und Manager sind in der Tat teils sehr verärgert über die Kreditinstitute, die zuerst die Krise befeuern, mit Steuergeldern gerettet werden müssen, und dann die Vorsicht so weit treiben, dass sie den Unternehmen keine Finanzierung mehr bieten. Das kann einen auf die Palme treiben, so ein Firmenchef in Davos. Auch die Unternehmensberatungen Accenture und Pricewaterhouse- Coopers stellten fest, dass die Manager von Banken einfach nur eines erwarten: Eine vernünftige Finanzierung von Investitionen und eine nachvollziehbare Risikobewertung. Sollte eigentlich nicht zu viel verlangt sein vom Geldgewerbe, meinen sie. Etwas unrealistisch wäre natürlich die Erwartung, dass Banken vollständig die Finger vom Investmentbanking lassen könnten oder dass sie sich im Wertpapierhandel allein auf risikolose Anlagen verlassen. Wie man aber dafür sorgt, dass weltweit einheitliche Usancen herrschen, welche Risiken man eingeht und welche nicht, das ist bisher nicht klar geworden. Die europäischen Banker treibt dabei eine Sorge vor allem um: Dass ihnen teure Abgaben aufgezwungen werden, die man nur verdienen kann, wenn man riskante Anlagen tätigt. Außerdem würde eine solche Steuer, die als eine Art Versicherungsprämie wirken würde, im Ernstfall die Manager sogar sorgloser machen: Das Risiko würde dann ja wieder vom Staat, also dem Steuerzahler getragen. Wenn der Staat einer Bank eine solche Abgabe abverlange, müsse er sie im Ernstfall auch retten. So könnte es tatsächlich dazu kommen, dass gut gemeinte Regulierung gerade das fördert, was sie verhindern will. So etwas soll ja bei staatlichem Handeln in der Menschheitsgeschichte schon vorgekommen sein. Demgegenüber stünde das Konzept einer weltweiten Organisation zur Finanzaufsicht. Die Erfahrungen mit Institutionen wie der UNO zeigen allerdings, dass entschiedenes Handeln ihre Sache nicht ist. Angesichts der technischen Möglichkeiten der Händler (und der Zocker) und der Geschwindigkeit, mit der in Tausendstelsekunden Geschäfte gemacht werden, erscheint das Funktionieren einer solchen Weltbehörde schwer vorstellbar. Vermutlich kann man vieles anstreben, manches auch umsetzen – am Ende wird man mit der Erkenntnis leben müssen, dass auch künftig Krisen möglich und eher wahrscheinlich sind. Der Clou wäre die Entdeckung einer Methode, wie man sie rechtzeitig zweifelsfrei erkennt. Das wäre ja auch schon genial.