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Facebook, Google, Apple – deine besten Freunde?

Wenn man im Jargon der modernen neuen Sozial-Netzwerkzeit bleibt, dann mögen den Kunden alle so gern leiden, ob Facebook oder Google, Amazon oder Apple. Nur untereinander sind sich die Freundschaftsorganisatoren und hippen Gadgetverkäufer eher spinnefeind. Vor allem Facebook und Apple.

Wenn man im Jargon der modernen neuen Sozial-Netzwerkzeit bleibt, dann mögen den Kunden alle so gern leiden, ob Facebook oder Google, Amazon oder Apple. Nur untereinander sind sich die Freundschaftsorganisatoren und hippen Gadgetverkäufer eher spinnefeind. Vor allem Facebook und Apple.

Von Reinhard Schlieker

Allen gemeinsam ist noch, damit das nicht vergessen wird, dass sie Unmengen Geld verdienen – teils an und mit denselben Leuten, das ist das Problem. Und dass dies aufgrund der herrschenden Marktkräfte auch unbedingt so bleiben muss, weil Stagnation Abstieg bedeutet. Schließlich gibt es ja sogar innerhalb von sich besonders dünkenden Unternehmen, die hier ungenannt bleiben sollen, eine Personalpolitik, die jährlich die „besten“ 80 % der Leute behält und die nicht so „guten“ 20% entlässt – das soll wohl Optimierung bedeuten. Dabei kann es je nach Engstirnigkeit der Kriterien ganz schön nach hinten losgehen… aber wir schweifen ab.

Das Prinzip jedoch ist ähnlich: Wer den Umsatz nicht steigert, indem er Zeitgeister jagt und Trends bewirtschaftet, der bleibt wo er ist, und das ist nicht gut. Außer vielleicht bei Apple. Der Fortschritt made in Cupertino ist anders geartet als der um die Ecke bei Facebook in Menlo Park. Die gravierenden Unterschiede liegen in der Betrachtung des Kunden. Bei Apple gibt es eigentlich keine Kunden, nur Fans, hieß es einmal, und es ist etwas Wahres dran. Eine gewisse Lockerheit im Umgang mit dem Portemonnaie sollte man mitbringen, wenn man sich mit den Produkten des Apfelkonzerns ausstaffieren will. Apple verlangt durchweg höhere Preise für Dinge, die auf den ersten Blick auch andere herstellen können – aber auf den zweiten Blick unterscheiden sie sich dann doch. Unter den Werbeargumenten sind nicht nur das Design und die Technik, sondern auch, dass alles aufeinander abgestimmt ist und zusammenarbeitet – wer sich an (frühere) Windowswelten erinnert, weiß das noch als Kaufgrund einzuschätzen. Ein immer gewichtiger werdender Punkt aber ist dabei, vieles in den Schatten zu stellen: Der Datenschutz. Apple hält sich etwas darauf zugute, seine Abermillionen Nutzer nicht als Datenlieferanten zu missbrauchen, und erlaubt das auch denjenigen nicht, die für Apple entwickeln und anbieten. Ganz neu und kopfzerbrechend geregelt in den aktuellen Versionen der Betriebssysteme. Da muss beim Erwerb einer „App“ inzwischen zugestimmt werden, wenn persönliche Angaben fließen sollen. Mutmaßlich kann das für externe Entwickler ein Problem werden, wenn die Anwendung denn auf Datennutzung basiert, und sei es nur für den Kundenservice. Apple bleibt hart und weiß aus Umfragen, dass das Thema wichtiger wird.

Das alles bringt vor allem Facebook in ein Dilemma und auf die Palme. Der Netzwerkanbieter und Austausch-Plattformbetreiber („WhatsApp“) hat im abgelaufenen Quartal unglaubliches Geld verdient: 26,2 Milliarden Dollar Umsatz, Gewinn auf 9,5 Milliarden gestiegen. Plus 50 beziehungsweise 100 Prozent. Facebook verdient vor allem, indem die Kunden Werbung sehen, die am besten auch noch auf die Person zugeschnitten ist. Das heißt nicht nur, dass Facebook die Kunden ausleuchten muss nach Strich und Faden, sondern sie auch virtuell verfolgen, möglichst bei allem, was sie tun („Tracking“). Das dient als Verkaufsargument an die Werbetreibenden. Wenn Apple-Nutzer das künftig dezidiert ablehnen, dürfte es eine Delle im Wachstum geben. Dem iPhone-Hersteller wirft man nun vor, seine marktbeherrschende Stellung auszunutzen. Apple dagegen hat den Umsatz im letzten Quartal ebenso gesteigert (plus 54 Prozent) und den Gewinn natürlich auch (23,6 Milliarden Dollar).

Wichtiger werden dabei die „weichen“ Erlösbringer; Musik, App Store, Cloud-Dienste, Bezahldienst. Und genau da wirbt Apple mit Datenschutz, der branchenweit vorbildlich sein soll. Hier fühlen sich nun die Zulieferer geknebelt – ohne Streit wird das nicht abgehen, auch in Deutschland nicht. Es darf allerdings davon ausgegangen werden, dass solche Riesen wie Facebook sich arrangieren werden und womöglich Umgehungswege finden. Für kleinere Anbieter bliebe immer noch, ihren Wunsch nach Tracking gut zu begründen für eine Zustimmung – schließlich lehnt nicht jeder Nutzer dieses Datensammeln in Bausch und Bogen ab. Es muss halt nachvollziehbar sein.

Apple jedenfalls wird an seiner DNA nichts ändern, und die lebt auch von und mit Datensouveränität. Die Aktienkurse der beiden Hauptkämpfer entwickelten sich nach den Zahlen übrigens durchaus unterschiedlich: Während bei Apple die Euphorie schnell wieder gedämpft wurde, angesichts von Warnungen vor andauernden Lieferengpässen bei Chips, legte Facebook auf einen Rekordkurs von 330 Dollar zu. Apple notiert bei etwa 135 Dollar, schon deutlich unter dem Allzeithoch von Ende Januar (144 Dollar). Facebook braucht nun mal keine Computerchips. Und Knappheit an willigen Datenspendern ist nicht wirklich abzusehen. Die Nutzer haben nun bis zu einem gewissen Grad die Wahl – wie Aktionäre übrigens auch.

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