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Uber-Eifer schadet nur

Der Fahrdienstleister Uber aus Amerika will an die Börse, und man darf prognostizieren, das wird man schaffen. Und eine Menge Geld einstreichen. Sehr viel Geld. Denn nach dem Börsengang von nur zehn Prozent der Unternehmensanteile will man dem Vernehmen nach zehn Milliarden Dollar in der Kasse haben – der Gesamtkonzern soll dann hundert Milliarden Dollar wert sein.

BÖRSE am Sonntag

Der Fahrdienstleister Uber aus Amerika will an die Börse, und man darf prognostizieren, das wird man schaffen. Und eine Menge Geld einstreichen. Sehr viel Geld. Denn nach dem Börsengang von nur zehn Prozent der Unternehmensanteile will man dem Vernehmen nach zehn Milliarden Dollar in der Kasse haben – der Gesamtkonzern soll dann hundert Milliarden Dollar wert sein.

Das ist eine stolze Zahl, aber Uber legte nun ebenfalls stolze Zahlen vor, nur leider teils mit dem Minuszeichen davor. Denn bei einem Umsatz von 11,3 Milliarden Dollar blieben nun zwar knapp eine Milliarde Gewinn hängen, im Vorjahr allerdings hatte man den stolzen Verlust von vier Milliarden gemeldet. Allerdings: Der Gewinn hat nichts mit dem operativen Geschäft zu tun, denn das brachte ein Minus von 1,8 Milliarden ein. Immerhin, die Richtung scheint zu stimmen, denn auch der Umsatz ist von 2017 auf 2018 um 42 Prozent gewachsen. Typische Start-Up-Zahlenwerke erwarten also die Analysten. Gewinn ist doch was von gestern.

Wenigstens bleibt es übersichtlich, denn den Taxikonkurrenten Uber gibt es erst seit knapp zehn Jahren, das ist etwas anderes als Ford oder GM oder sogar Apple. Uber hat rund um den Globus Expansion auf seine Fahnen geschrieben, vielerorts allerdings stößt man auf Widerstand. In Deutschland ist Uber sein Brot- und Buttergeschäft verboten, denn die Vermittlung privater Fahrer samt Pkw via App auf dem Smartphone verstößt gegen einige Vorschriften – die wiederum das Taxigeschäft streng regeln. Wo Uber versucht, Lücken zu finden, etwa in dem Angebot, professionelle Autovermieter in sein Geschäftsmodell einzubinden, protestiert das Taxigewerbe, wie gerade in der abgelaufenen Woche in vielen deutschen Städten zu sehen. Wie zum Hohn startete Uber gerade jetzt sein Angebot in Köln.

Allerdings könnten die Amerikaner mit dafür verantwortlich sein, dass sich die behäbigen Taxler inzwischen auch via Internet anbieten und ähnliches Neumodische mehr. Die teils skurril anmutenden Regeln für das Kraftfahrtwesen zur Personenbeförderung lesen sich dagegen wie aus der Zeit gefallen. Natürlich gibt es auch Taxi-Festpreise, von den Kommunen höchstamtlich bestimmt, von Schwarzfahrern gern mal ausgehebelt werden, aber das ist eine andere Geschichte. Uber verdient an den Vermittlungsgebühren für den Fahrdienst. Und investiert in verwandte Gebiete, seien es autonomes Fahren, Lastentransport, E-Mobilität auch per Fahrrad und dergleichen. Interessanterweise, um auf die Börse zurückzukommen, legt Uber in den Unterlagen für die Börsenaufsicht SEC haarklein dar, dass das Unternehmen womöglich niemals Gewinne schreiben werde. Schließlich arbeiten auch andere am autonomen Fahren, nicht zuletzt Tesla oder Google mit der Tochter Waymo. An die man übrigens regelmäßig Lizenzzahlungen einzurechnen hat. Da scheint der geplante Börsengang im Mai geradezu uber-mütig, wenn nicht glatt uber-geschnappt. Konkurrent Lyft wurde an der New Yorker Börse gehypt – kurz darauf verlor die Aktie, bis heute rund 15 Prozent. Geschickte PR-Strategen werden aber sicher auch für Uber eine „Story“ finden. Wenn die auserzählt ist, dann rette sich wer kann.

Reinhard Schlieker