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War da was?

Man sage nur: Dubai. Jetzt kommt die nächste Welle, aus einer Richtung, die man so nicht erwartet hätte. Sind nun auch die Scheiche nur Getriebene der Krise? Obwohl Dubai als ehrgeiziger, als monumentalverliebter Staat galt, dem Größe, Höhe, Weite nie groß, hoch oder weit genug sein konnten.

BÖRSE am Sonntag

Nun also Immobilienpleiten, Zinsstundungen, Zahlungsausfälle. Wobei man sich noch streiten kann, ob die im Bau befindlichen künstlichen Inseln mit allem, was darauf zu stehen kommen soll, überhaupt das Prädikat „Immobilien“ verdienen – um im Bild zu bleiben: Wenn sie denn kommt, eines Tages, die eine, große Welle, dann könnte alles ziemlich schnell mobil werden, sei es Hotel, Tennisplatz oder Skiresort. Nun aber muss man ja nicht den Teufel an die Wand malen, denn er steckt ja schon im Detail. Die Dubai-Ernüchterung erfasste die Aktienmärkte, was ein wenig erstaunlich ist, denn der Zwergstaat ist nur typisch für sich selbst und sonst gar nichts. Drumherum residieren die Scheiche und Emire wie eh und je. Keine Panik am Golf, und auch der Bruder in Dubai wird am Ende nicht verarmen. Lehrreich ist das Beispiel trotzdem: Zum einen leben wir in einer globalisierten Welt, in der kleine Wellenschläge an einer Küste blitzschnell Ozeane überqueren können. Zum anderen herrscht globalisierte Nervosität. Die Anleger trauten sich etwas in den letzten Monaten, aber sie trauen am Ende doch lieber niemandem. Warnungen über neue Spekulationsblasen erzeugen zwar an den Märkten keine sichtbaren Reaktionen – der scharfe Knick an den Aktienmärkten der vergangenen Woche aber zeigt, dass ein kleiner Anlass genügen kann, all diese diffusen Ängste zum Vorschein zu bringen. Alles Gerede von Jahresendrallye, das nun wieder die Runde macht als sei nichts gewesen, bekommt in Sekundenbruchteilen Risse. Man kann allein durch kluges Handeln oder Abwarten an der Börse nicht mehr reüssieren, wenn es die böse Welt nicht will. Vom privaten Anleger werden heute Dinge verlangt, die ein Bankbeamter früherer Tage nicht zuwege brachte. Da wird sich die private Anlegerschaft eines nicht zu fernen Tages aufspalten in mindestens drei Gruppen: jene wohlhabenden Investoren, die ein Vermögen verwalten und es in die Hände versierter, meist eigens angeheuerter Verwalter legen. Dann die Anleger, die selbst ihres Glückes Schmied sein wollen und auf Marktbewegungen reagieren, und dann die große Masse derjenigen, die mit relativ wenig Geld in früheren Jahren recht gut verdienen konnten. Letztere könnten der Börse noch weiter als bisher schon verloren gehen, wenn es nicht gelingt, eine durchgreifend klar strukturierte Aktienkultur in Deutschland aufzubauen. Durch Krisen und Krisenhysterie ist da seit dem Zusammenbruch des Neuen Marktes nach der Jahrtausendwende viel zerstört worden. Von jenen Kleinanlegern aber lebt am Ende die Wirtschaft, und dennoch werden sie und ihre Anlagen gering geschätzt, wenn sie falsch liegen, werden sie sogar noch belächelt. Das ist falsch. Eine kritischere Betrachtung, ein Herausarbeiten der langfristigen Chancen an der Börse, selbst und gerade in Zeiten eines solchen kleinen Dubai-Phänomens wären nun wichtige Punkte auf der Tagesordnung. Bei den Großen der Banken- und Finanzwelt aber findet man sie nicht oder nur unter ferner liefen. Das könnte den Finanzplatz eines Tages teuer zu stehen kommen.