Absolute Return ist absolut erklärungsbedürftig
Von Achim Gilbert, Niederlassungsleiter Dexia Asset Management<br /><br />Seit 2004 kam eine Vielzahl sogenannter Absolute-Return-Fonds auf den Markt. Die Idee: Positive Renditen in jeder Marktsituation erzielen. Doch der Begriff wird für sehr unterschiedliche Produkte verwendet. Worauf Anleger achten sollten.
Positive Renditen, gleichgültig, ob die Märkte steigen oder fallen. Dieses Ziel konnten private Anleger früher allenfalls von einem Sparbuch oder Festgeld erwarten. Wer in Aktien investierte, musste das Risiko fallender Kurse tragen. Doch 2004 wurde die europäische Richtlinie für Investmentfonds, kurz UCITS (engl. für Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities), zum dritten Mal überarbeitet. Die Richtlinie UCITS III erlaubte es erstmals, Derivate in Publikumsfonds zu verwenden. Fondsmanager können seitdem auch auf fallende Kurse setzen. Dies war vorher nur in Hedgefonds möglich, die nicht für alle Anleger zugänglich waren. Schnell kam der Begriff Absolute Return und entsprechend benannte Fonds auf den Markt. Die Idee: Durch gleichzeitiges Setzen auf fallende und steigende Kurse sollten Erträge unabhängig vom allgemeinen Marktgeschehen erzielt werden.
Leider wird der Begriff Absolute Return heute für eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte verwendet. Nicht alle sind jedoch marktneutral, selbst wenn sie auf fallende und steigende Kurse gleichzeitig setzen. Daher liefern auch nicht alle Absolute-Return-Fonds marktunabhängige Erträge. Das Problem: Einige Produkte sichern nicht systematisch das Marktrisiko ab – eine unbedingte Voraussetzung, um wirklich marktneutral zu investieren. Oft setzen Fondsmanager vor allem aus Ertragsgründen auf fallende Kurse und weniger zur Absicherung. Das ist nicht direkt ein Fehler der Manager, sondern des Marketings. Denn es gibt viele Strategien, die auf fallende und steigende Kurse setzen, aber nicht alle sind eben marktneutral. Anleger, die in Absolute-Return-Fonds investieren, bekommen also nicht automatisch marktunabhängige Strategien.
Anleger sollten vor einer Investitionsentscheidung daher nachfragen, welche Anlagestrategie ein Absolute-Return-Fonds wirklich verfolgt. Ein guter erster Schritt ist es, nach der originalen Bezeichnung für die verwendete Strategie zu fragen. Denn meist dienen Strategien aus der Hedgefonds-Welt als Blaupause für die Strategien der Publikumsfonds. Und Anleger können sich über die besser definierten Hedgefonds-Strategien viel leichter unabhängig informieren als über den Sammelbegriff Absolute Return.
Der Aufwand lohnt sich, denn es gibt alternative Anlagestile, die nachweislich marktneutrale Erträge liefern. Dexia Asset Management, seit 15 Jahren im Management von alternativen UCITS-Fonds aktiv, hat dies in einer internen Untersuchung gezeigt (siehe Grafik).
All-Wetter-Strategien trotzen Marktkrisen seit über 10 Jahren
Demnach sind die Strategien Global Macro, CTA (Managed Futures), Market Neutral und Relative Value in der Lage, stabile Erträge, unabhängig vom aktuellen Marktgeschehen, zu erzielen. Bei diesen All-Wetter-Strategien werden die Investments systematisch gegen das Marktrisiko abgesichert, wenn sie regelgerecht durchgeführt werden. Doch wer das Marktrisiko weitestgehend ausschaltet, kann auch nicht vom positiven Marktgeschehen profitieren. Und die konsequente Umsetzung einer marktneutralen Strategie braucht Erfahrung. Stabile positive Erträge hängen daher vollständig vom Können des Fondsmanagements ab. Ein Blick auf die Erfahrung des Managers ist daher ebenfalls unerlässlich.