„Das neue Asien bietet einzigartige Wachstumschancen“
Hyung Jin Lee ist Head of Asian Equities bei Baring Asset Management und verfügt über mehr als 20 Jahre Investmenterfahrung. Er ist als Fondsmanager verantwortlich für den Baring Asia Growth Fund und den Baring Eastern Trust. Mit der BÖRSE am Sonntag sprach er über Chancen, die die asiatischen Märkte derzeit bieten.
Hyung Jin Lee ist Head of Asian Equities bei Baring Asset Management und verfügt über mehr als 20 Jahre Investmenterfahrung. Er ist als Fondsmanager verantwortlich für den Baring Asia Growth Fund und den Baring Eastern Trust. Mit der BÖRSE am Sonntag sprach er über Chancen, die die asiatischen Märkte derzeit bieten.
BÖRSE am Sonntag: Mr. Lee, aus Asien erreichen uns derzeit übermäßig viele schlechte Nachrichten. Woran liegt das?
Hyung Jin Lee: Asiatische Länder wie China haben in den vergangenen Jahrzehnten einen immensen Wirtschaftsaufschwung erlebt. Doch nach jahrzehntelangem Boom mit teils zweistelligen Wachstumsraten ist die chinesische Wirtschaft 2015 mit 6,9 Prozent so schwach gewesen wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Das Land im Reich der Mitte bekommt nicht nur das schwierige internationale Umfeld zu spüren. Es sind vor allem die Strukturreformen, bei denen es in China hakt. Viele traditionelle Firmen pflegen oftmals enge Beziehungen zum Staat oder sind gar Staatskonzerne, was Umstrukturierungen zum Teil schwierig macht. Die Transformation der Triebkräfte der Wirtschaft stößt damit oftmals auf enorme Bürokratie-Hindernisse. Mehr als die Hälfte der Unternehmen im MSCI China Index befindet sich im Staatsbesitz. Diese Unternehmen schnitten in der Vergangenheit zwar gut ab, aber ohne eine signifikante Weiterentwicklung oder nachhaltiges Wachstum zu verzeichnen.
BaS: Demgegenüber sehen Sie in einem sogenannten „Neuen Asien“ erfreuliche Lichtblicke. Können Sie das näher ausführen?
Hyung Jin: Die Unternehmen des „neuen“ Asiens bieten einzigartige Wachstumsmöglichkeiten, die nicht von gesamtwirtschaftlichen Trends oder den Entwicklungen der internationalen Finanzmärkte abhängen. Sie sind die nächste Generation von Unternehmen, deren Entwicklung sich in der gesamten Region Asiens abzeichnet, vor allem in China und Südkorea. Diese Unternehmen haben ihren Ursprung in der wirtschaftlichen Entwicklung der Region und weisen die gleichen Merkmale auf. Zu diesen Merkmalen zählen Qualitäten wie Unternehmergeist, Innovation sowie die Nutzung von Spitzentechnologien. Solche Unternehmen haben häufig mehr Erfolg beim Vertrieb in aufstrebenden Märkten, da sie über die richtigen Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügen. Zu finden sind solche Unternehmen in Branchen wie Tourismus, Gesundheitswesen, zyklische Konsumgüter, Grundbedarfsgüter, Bildung sowie im Beauty-Segment.
BaS: Welche Branche sticht hier besonders heraus?
Hyung Jin: Unternehmen aus der Beauty-Branche sowie dem Gesundheitswesen beispielsweise sind aus unserer Sicht als besonders interessant anzusehen. Sie profitieren sehr stark vom Anstieg des allgemeinen Wohlstands sowie von einer immer älter werdenden Bevölkerung. In China etwa wird der Wert für Schönheitsoperationen auf aktuell etwa 62 Milliarden USD geschätzt. Bis 2019 rechnet man sogar mit einer Verdoppelung. Unternehmen dieser Branche profitieren vor allem von der Binnenkonjunktur, was sie vom globalen Wachstum unabhängig macht. Hierbei können traditionelle Unternehmen nicht das Maß an Innovationen bieten, das notwendig ist, um Verbrauchertrends einen Schritt voraus zu sein. Klar ist aber auch, dass in einem solchen Umfeld eine selektive Aktienauswahl von zentraler Bedeutung ist.
BaS: Vielen Dank!