Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
ETFs & Fonds >

Investieren in China: Ein zweiter Blick lohnt

Der Handels- und Währungskrieg mit den USA und die drohende konjunkturelle Abkühlung ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Doch auf den zweiten und langfristigen Blick könnte die aktuelle Marktöffnung Chinas für ausländisches Kapital entscheidende Chancen bieten.

BÖRSE am Sonntag

Der Handels- und Währungskrieg mit den USA und die drohende konjunkturelle Abkühlung ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Doch auf den zweiten und langfristigen Blick könnte die aktuelle Marktöffnung Chinas für ausländisches Kapital entscheidende Chancen bieten.

Eine Einschätzung von BlackRock

Manchmal lohnt sich der zweite Blick auf eine Sache. Für Anleger zum Beispiel der Blick auf China. Die Medien sind voll von Nachrichten, die nicht gerade aufmuntern. Ein Handels- und Währungsstreit, der erst noch sein Ende sucht. Eine Konjunktur, die sich – trotz der Bemühungen der chinesischen Regierung – verlangsamt: Das alles scheinen keine Nachrichten, die Anleger zum Investieren locken. Und in der Tat zeigen sich auch Experten in ihrer kurz- bis mittelfristigen Erwartung an die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft erst einmal verhalten.

Wer jetzt nicht tiefer blickt, könnte aber einen entscheidenden Wendepunkt in der Bedeutung Chinas für ein diversifiziertes Anlegerportfolio übersehen. Denn China ist zwar zweitgrößte Volkswirtschaft nach den USA. Aber spiegelt sich das in den Portfolios internationaler Investoren tatsächlich wider? Lange war es schwierig, von einer Anlage in chinesische Aktien und Anleihen zu profitieren, ausländische Anleger hatten nur Zugang zu den sogenannten H-Aktien, Red Chips und P-Chips – knapp der Hälfte des Gesamtvolumens des chinesischen Aktienmarktes. So zeigen sich auch immer noch die Folgen der jahrzehntelangen Beschränkung: Einer Gesamtmarktkapitalisierung des chinesischen Aktienmarkts von 7,4 Billionen US-Dollar stehen nur vergleichsweise kleine 350 Milliarden US-Dollar gegenüber, die weltweit in Fonds mit Fokus auf China investiert sind.

Nun öffnet die Regierung in Peking die Kapitalmärkte zunehmend. Seit einiger Zeit sind auch chinesische A-Aktien, die ausländische Institute zuvor nur unter großen Restriktionen handeln konnten, besser zugänglich. Ein weiterer großer Teil des chinesischen Aktienmarktes öffnet sich damit für internationales Kapital, konkret zusätzliche 38 Prozent. Perspektivisch könnte also noch viel mehr Kapital in chinesische Aktien gelenkt werden – mit Kurschancen für Anleger, die investiert sind. Die Einschätzung gegenüber China-Aktien dürfte sich damit weltweit verändern: Von einer Nische, die taktisch genutzt werden kann, zu einen unverzichtbaren Bestandteil eines diversifizierten Portfolios.

Auf der Anleiheseite ein ähnliches Bild: Bislang waren chinesische Lokalwährungsanleihen fast ausschließlich in chinesischer Hand, genau genommen zu 98 Prozent. Mit der Aufnahme chinesischer Staatsanleihen und von Anleihen staatsnaher Banken in den globalen Anleiheindex Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond dürfte sich das ändern. Seit April dieses Jahres werden die Positionen im Index aufgebaut. Bis 2020 soll der Prozess abgeschlossen sein. Dann entfallen von den 54 Billionen US-Dollar, die im Index berücksichtigt sind, rund sechs Prozent auf über 300 chinesische Wertpapiere.
Chinesische Anleihen könnten in vielen Portfolios zur Diversifikation beitragen, da sie eine sehr niedrige Korrelation zu Staatsanleihen entwickelter Märkte aufweisen und in verschiedenen Laufzeiten attraktivere Erträge aufweisen als zum Beispiel Staatsanleihen aus den USA, Europa oder Japan.