ODDO & CIE. : Bitterer Sieg
Der Chef-Volkswirt der französischen Investmentgesellschaft, Bruno Cavalier, sieht im Ergebnis des griechischen Referendums einen bitteren Sieg der Tsipras-Regierung. Insgesamt hält der Experte das Votum aus verschiedenen Gründen für bizarr. „Das Angebot der Gläubiger hat nur bis zum 30. Juni gegolten. Das hat die Abstimmung eigentlich müßig gemacht“, so der Experte.
Der Chef-Volkswirt der französischen Investmentgesellschaft, Bruno Cavalier, sieht im Ergebnis des griechischen Referendums einen bitteren Sieg der Tsipras-Regierung. Insgesamt hält der Experte das Votum aus verschiedenen Gründen für bizarr. „Das Angebot der Gläubiger hat nur bis zum 30. Juni gegolten. Das hat die Abstimmung eigentlich müßig gemacht“, so der Experte.
Darüber hinaus bestünden weiter Zweifel an der Rechtmäßigkeit eines Votums zu Fragen fiskalischer Natur. Und schließlich habe sich das Land während des Wahlkampfs bereits in einer Phase der „Venezuelarisierung“ befunden, mit geschlossenen Banken und Hamsterkäufen der Bevölkerung. Eine Abstimmung in Ruhe sei damit unmöglich gewesen, was das Ergebnis beeinträchtigt habe. Den 20. Juli, an dem Griechenland ca. 3,5 Milliarden Euro an die EZB zurückzahlen muss, sieht Cavalier als Schlüssel-Deadline. „Unter den gegenwärtigen Umständen verfügt Griechenland nicht über die dafür nötigen Mittel und die EZB wird einen Zahlungsausfall sicher nicht tolerieren.
Damit bleiben noch rund zehn Tage, um einen Kollaps des griechischen Bankensystems abzuwenden“, so der Chef-Volkswirt. Mit Blick auf das Prozedere eines „Grexit“ merkt Cavalier an, dass dieser nur um den Preis einer Menge rechtlicher Akrobatik möglich sei und der Rückzug Griechenlands aus dem gemeinsamen Währungsgebiet zwischen beiden Seiten ausgehandelt sein müsse. Der Experte erwartet im Falle einer monetären Scheidung auf jeden Fall einen langen und quälenden Prozess.