Charles Darwin und das Fondsmanagement
Hat die moderne Portfoliotheorie mit der These „Nobody beats the market“ recht? Kann mit einem aktiven Aktienansatz im Fondsmanagement überhaupt noch ein Ergebnis erzielt werden, das nach Kosten besser als der Markt darsteht? Sollte man es als Portfoliomanager überhaupt noch probieren, aus einem Korb voller Aktien die besten herauszupicken? Die Antwort lautet ganz klar: ja.
Hat die moderne Portfoliotheorie mit der These „Nobody beats the market“ recht? Kann mit einem aktiven Aktienansatz im Fondsmanagement überhaupt noch ein Ergebnis erzielt werden, das nach Kosten besser als der Markt darsteht? Sollte man es als Portfoliomanager überhaupt noch probieren, aus einem Korb voller Aktien die besten herauszupicken? Die Antwort lautet ganz klar: ja.
Die Ineffizienzen der internationalen Aktienmärkte bieten nach wie vor eine Vielzahl an Chancen. Um jedoch diese im Portfoliomanagement zu nutzen, müssen drei Regeln beachtet werden.
Von Beginn der fünften Auflage seines Werkes „Die Entstehung der Arten“ überschreibt Charles Darwin das Kapitel über die natürliche Selektion mit der seitdem bekannten Formulierung „Survival of the fittest“. Mit „Fittest“ ist hierbei der Grad der Anpassung an die Umwelt gemeint. Das heißt im Umkehrschluss, dass nicht etwa die Art überlebt, die alle Feinde besiegt, sondern vielmehr diejenige, die sich ihrer Umwelt am besten anzupassen versteht. Genau diese Theorie greift die evolutionäre Finanzmarktforschung auf. Die so genannte Evolutionsökonomik zielt darauf ab, Finanzmärkte auf Analogien zur Biologie zu untersuchen. Gewisse Erkenntnisse aus der Evolutionsbiologie scheinen demnach auch auf den Finanzmärkten zu gelten und dabei im besonderen Maße auf dem Aktienmarkt. Selektionssysteme, die die notwendige Anpassungsfähigkeit an die jeweilige Marktphase nicht aufweisen, scheitern am Wandel der Umwelt. Das ist die entscheidende These, die zurück auf die drei Regeln führt, die im Portfoliomanagement Beachtung finden sollten.
1. Darwinistisch Denken
Ein erfolgreicher Aktienselektionsansatz muss anpassungsfähig sein, frei von Emotionen und Bankinteressen. Am Aktienmarkt besteht die Gefahr, dass sich Anleger aus den vorhandenen Informationen nur diejenigen Quellen heranziehen, die ihm bezüglich der eigenen (Wunsch-)Vorstellungen als wichtig erscheinen. Zu oft halten Investoren trotz eindeutiger Fehlindikation an einmal getroffenen Entscheidungen fest. Negativmeldungen werden relativiert. Bevorzugt werden genau die Meldungen, die den ursprünglich getroffenen subjektiven Entschluss stützen. Die Folge daraus ist, dass Marktteilnehmer zu lange an Entscheidungen festhalten, da sie durch das Eingeständnis einer Fehlentscheidung Schwäche zeigen würden. Sie tappen in die so genannten Rationalitätsfalle. Was zur Regel Nummer zwei führt.
2. Emotionslos Handeln
Eine erfolgreiche Aktienauswahl muss systematisch sein. So interessant und schön auch weiche Faktoren und persönliche „Befindlichkeiten“ sein mögen:„Emotionslose Härte“ hilft weiter, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Eine regelgebundene Disziplin sollte Einzug in das Portfoliomanagement nehmen. Bleibt die Frage, wie die Aktienauswahl denn nun konkret vorgenommen werden sollte? Dazu gibt es einige Möglichkeiten: Sowohl die fundamentale als auch die technische Aktienanalyse umfassen heutzutage eine nahezu unübersehbare Palette verschiedener Verfahren und Stile, und die Fachwelt ist uneins darüber wie der richtige Mix nun auszusehen hat. Eines hat die Vergangenheit aber bewiesen: Ansätze, die nur auf ein einziges Kriterium abzielen, können nicht nachhaltig erfolgreich sein. Als Beispiel sei hier die in regelmäßigen Abständen immer wieder lautstark propagierte Dividendenstrategie zu nennen. In manchen Zeiten war es sehr erfolgreich, sich auf die dividendenstärksten Titel innerhalb eines Index zu konzentrieren, in anderen Zeiten überlebte man eine böse Überraschung, wie zum Beispiel im Jahr 2008. Mittelfristig erfordern die komplexen Aktienmarktbedingungen eben eine multidimensionale Antwort. Was zur Regel Nummer drei führt.
3. Querbeet Pflanzen
Ein erfolgreiches Aktienselektionssystem muss sich auf mehr als nur auf ein einzelnes Auswahlkriterium beziehen. Der Mix aus fundamentaler und technischer Aktienanalyse ist entscheidend. Wer die Vorteile beider Ansätze nutzen will, muss dafür sorgen, dass zur gegebenen Zeit die jeweils passende Analyseart die Hauptrolle spielt.
Fazit
Um die Anpassungsfähigkeit im Portfoliomanagement sicherzustellen – und damit Regel Nummer 1 zu erfüllen – müssen sowohl die Kategorie „Fundamentalanalyse“ als auch „Markttechnik“ mit einer Art Knockout-Charakter ausgestattet sein: Symbiotisch und je nach Marktlage kann dann entweder die fundamentale oder die technische Modellseite dominieren. Damit wäre zumindest die Voraussetzung für die relative Stärkeeiner Strategie in unterschiedlichen Börsenszenarien gewährleistet. Und damit auch der Erfolg eines „darwinistischen“ Portfoliomanagements.
Till Christian Budelmann ist Manager des amerikanischen Aktienfonds Berenberg Systematic Approach – US STOCKPICKER Fund bei der Berenberg Bank (Schweiz) AG.