Klug diversifizieren mit Dividendentiteln
von Andrej Brodnik, Leiter des Retail-Geschäfts von BlackRock in Deutschland, Österreich und Osteuropa
von Andrej Brodnik, Leiter des Retail-Geschäfts von BlackRock in Deutschland, Österreich und Osteuropa
Jüngst haben deutsche Unternehmen starke Zahlen für das vergangene dritte Quartal vorlegt. Ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2011 könnte sich positiv auf die Dividenden auswirken, die im kommenden Frühjahr gezahlt werden. Ein guter Grund für Investoren, einen genaueren Blick auf Dividendentitel zu werfen. Dabei sollten sie allerdings beachten: Dividende ist nicht gleich Dividende.
„adidas setzt zum Schlussspurt an“ und der Wiesbadener Grafitspezialist „SGL strotzt vor Zuversicht“ – die Unternehmensmeldungen zu den Ergebnissen des dritten Quartals stimmen hoffnungsfroh. Ein gutes Geschäftsjahr dürfte sich in ordentlichen Dividenden niederschlagen – für Anleger eine Alternative in diesen turbulenten Börsenzeiten. Denn eine kluge Investition in Dividendentitel kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, mit moderatem Risiko eine angemessene Rendite zu erzielen.
Jedoch ist es gerade für einen privaten Anleger nicht so einfach, einen interessanten Dividendentitel zu erkennen. So ist für den langfristigen Erfolg nicht etwa nur die Höhe der aktuellen Dividendenrendite, sondern das Wachstum der Dividende entscheidend. An dieser Entwicklung lässt sich ablesen, ob ein Unternehmen überhaupt in der Lage ist, auch weiterhin zu wachsen. Denn diejenigen, die ihre Dividenden erhöhen, sind in der Regel optimistisch bezüglich ihrer Wachstumsperspektive. Meistens schütten sie auch nur dann mehr aus, wenn das Management überzeugt ist, die Cashflows langfristig steigern zu können. Zudem kann Rendite in diesem Kontext ein wichtiger Indikator für ein gesundes Unternehmen sein.
Um aus den Aktien mit hoher Dividende diejenigen mit hohem Dividendenwachstum herausfiltern zu können, muss sich das Aktienresearch auf drei Kernfelder konzentrieren: die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, die finanzielle Position und die Dividendenpolitik. Bei der Betrachtung des Geschäftsmodells sind es wiederum zwei Faktoren, auf die Investoren besonders achten sollten: die Profitabilität des Unternehmens und seine Preissetzungsmacht. Unternehmen, die in der Lage sind, in ihrem Markt Preise zu setzen, verfügen in der Regel über einen Wettbewerbsvorteil. Außerdem ist es wichtig zu verstehen, wie das Unternehmen mit seinen Einnahmen verfährt. Nutzt es sie, um eine möglichst hohe Dividende ausschütten zu können? Kauft es Aktien zurück? Reduziert es seine Schuldenbelastung? Oder sucht es vielleicht nach Übernahmezielen? Ein geringer Verschuldungsgrad wird dabei häufig als Voraussetzung für hohe Dividendenausschüttungen angesehen.
Und schließlich muss die Dividendenhistorie des Unternehmens untersucht werden. Eine hohe Dividende ist das Resultat eines guten Geschäftsmodells und nicht umgekehrt. Gerade private Investoren beginnen bei der Analyse jedoch häufig mit der Höhe der zuletzt ausgeschütteten Dividende und laufen damit leicht in die sogenannte Value-Falle. Die letzte Dividendenrendite allein ist noch nicht aussagekräftig. Sie kann manchmal bedeuten, dass das Unternehmen zwar eine hohe Dividende ausschüttet, aber nur weil es ein hohes finanzielles Risiko eingeht.
Bei der Umsetzung von Dividendenstrategien empfiehlt es sich also, sehr genau hinzusehen und selektiv vorzugehen. Dafür sind wiederum ein exzellentes Research und tiefe Marktkenntnis erforderlich. Der private Anleger kann dieser Herausforderung begegnen, indem er in qualitativ hochwertige Dividendenfonds investiert. Ebenso wie der Fondsmanager die Unternehmen, sollte der Investor aber den Fonds bzw. den Fondsmanager sehr bewusst auswählen und ihn als Bestandteil eines diversifizierten Portfolios in eine ausgewogene Anlagestrategie einbetten.