Findet der Technologiesektor schon bald zurück zu alter Stärke?
Die Stimmung an den Märkten hat sich im Oktober und November weiter eingetrübt. Vor allem mit Blick auf den Technologiesektor. Die hohen Bewertungen bereiten immer mehr Anlegern immer öfter Sorgen. Dabei seien die durchaus angemessen, meint Jonathan Curtis, Vice President und Research Analyst bei der Franklin Equity Group. Die besten langfristigen Wachstumsunternehmen hätten weiter das Zeug dazu besser zu performen als der Gesamtmarkt.
Die Stimmung an den Märkten hat sich im Oktober und November weiter eingetrübt. Vor allem mit Blick auf den Technologiesektor. Die hohen Bewertungen bereiten immer mehr Anlegern immer öfter Sorgen. Dabei seien die durchaus angemessen, meint Jonathan Curtis, Vice President und Research Analyst bei der Franklin Equity Group. Die besten langfristigen Wachstumsunternehmen hätten weiter das Zeug dazu besser zu performen als der Gesamtmarkt.
Gewiss gibt es im Technologiebereich derzeit viel Volatilität, doch aus unserer Sicht ist die aktuelle Nervosität der Anleger teilweise durch die Sorgen um die Zinsentwicklung bedingt. Falls die US-Notenbank die Zinssätze zu schnell anhebt, werden alle Marktsektoren in Mitleidenschaft gezogen, und nicht nur Technologie. Wir bemühen uns nach besten Kräften vorherzusehen, wie diese Unternehmen in der Reifephase aussehen, und sind der Auffassung, dass die besten langfristigen Wachstumsunternehmen im Technologiebereich sogar in einem Umfeld mit rasch steigenden Zinssätzen eine Outperformance erzielen können.
Auch ein weltweiter Handelskrieg stellt ein Risiko dar. Nach unserem Dafürhalten ist dies das größte Problem für Hardware-Hersteller in der Informationstechnologie, die ihre Geräte von China in die USA bringen müssen, und dies erzeugt auch Nachfrage und Volatilität für den Halbleiterbereich. Aus makroökonomischer Sicht gibt es einige Bedenken um China, doch abgesehen vom Halbleiterbereich und einigen einzelnen Unternehmen ist die chinesische Wirtschaft kein großer Abnehmer von US-Technologieunternehmen.
Es kommt zu Verkäufen von Gewinnern am Zyklusende. Wir sind jedoch nach wie vor der Auffassung, dass die Fokussierung auf langfristige Gewinner der richtige Weg ist und dass sie sich in jedem Marktumfeld gut behaupten können. Es gibt zudem Spekulationen über Fusions- und Übernahmeaktivitäten in dem Sektor, die zu einer gewissen Volatilität beitragen, da die Anleger abzuschätzen versuchen, welcher Bereich als nächster für Ausgaben und M&A infrage kommt.
Darüber hinaus gibt es auch eine große regulatorische Unsicherheit. Kommt die europäische Datenschutz-Grundverordnung auch in die USA? Wird es eine Digitalsteuer geben? Und was geschieht in der chinesischen Regierung?
Globales Umfeld weiter robust
Nach unserem Dafürhalten ist die Weltwirtschaft gegenwärtig stark. Einzig die jüngsten Zahlen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in China lagen etwas unter den Erwartungen. Doch abgesehen davon sind die Unternehmensausgaben insbesondere bei den Zulieferern im Bereich digitaler Wandel sehr robust. Aus unserer Sicht sind die IT-Ausgaben in den Bereichen PCs und Smartphones ziemlich stabil. Und in den Bereichen Neue Medien und Gaming gibt es ein sehr solides Wachstum.
Nach unserer Überzeugung wird sich jedes Unternehmen auf eine Reise zum digitalen Wandel begeben und Beziehungen mit seinen Kunden aufbauen müssen, die serviceorientiert, abonnentenorientiert und wiederkehrend sind und in deren Zentrum letztlich Daten stehen. Und dann müssen diese Daten nutzbar gemacht werden, um aus den Kunden ein größeres Wertpotenzial zu heben. Tun die Unternehmen dies nicht, drohen sie, von einem digitalen Disruptor abgehängt zu werden, der auf ihren Markt kommt, oder von einem etablierten Akteur, der in die nötige Technologie für den digitalen Wandel investiert.
Beispiel A ist ganz klar das, was wir derzeit im Einzelhandel mit den E-Commerce-Riesen Amazon und Alibaba als Disruptoren erleben. Beispiel B spielt sich gerade im Transportwesen mit On-Demand-Fahrdiensten wie Uber ab. Und Beispiel C ist natürlich ein Unternehmen wie Airbnb. Airbnb dürfte das weltweit größte Angebot an Objekten im Gastgewerbe haben und besitzt doch selbst keine Immobilien. Dies ist eine ganz bemerkenswerte Story.
Reise zum digitalen Wandel
Aus unserer Sicht gibt es beim digitalen Wandel wirklich wichtige Unterthemen, darunter Künstliche Intelligenz (KI), Cloud-Computing und das Internet der Dinge, das wir für eine verborgene Chance rund um Daten und digitalen Wandel halten. Und auch Fintech und digitale Zahlungen – und das damit verbundene Datenvolumen – sind spannende Bereiche.
In der Technologie gefallen uns die Untersektoren Cloud-Computing und Anwendungssoftware, die wir in Anbetracht der bei KI im Zuge der Nutzung gesammelten Daten für eine verborgene Chance halten. Unseren Gefallen finden Internet-Unternehmen im Bereich E-Commerce und Werbung und Unternehmen für neue Medien im Internet. Positiv sehen wir auch IT-Finanzdienstleistungen und die Halbleiterbranche, die wir für eine Chance mit hohem Wertpotenzial im Bereich KI und Cloud halten.
Bewertungen erscheinen angemessen
Bei Technologie gibt es stets über- oder unterbewertete Untersektoren, so funktionieren die Märkte. Insgesamt halten wir die aktuellen Bewertungen im Technologiesektor für angemessen. Betrachtet man den Multiplikator Kurs-Gewinn-Verhältnis für einen breit gefassten Korb von Tech-Aktien für die nächsten 12 Monate, sieht man eine Prämie von sieben Prozent auf den S&P 500 Index. Entfernt man die Cash-Komponente aus diesen Tech-Unternehmen (die im Vergleich zu den meisten anderen Unternehmen im S&P 500 Index, die negative Netto-Barbestände haben, in der Regel hochliquide sind), werden sie im Grunde mit dem gleichen Multiplikator gehandelt.
Nach unserem Dafürhalten gibt es bei Technologieunternehmen dazu einige der hochwertigsten Geschäftsmodelle. Auch die Steuerreform ist für Tech-Unternehmen ein möglicher Katalysator. Wir wissen, dass der beste einzelne Frühindikator für Investments im IT-Bereich Änderungen der Unternehmensrentabilität sind, und nahezu alle US-Unternehmen erhöhten infolge der Unternehmenssteuerreform ihre Rentabilität. Überdies holten diese US-Technologieriesen viel Kapital aus dem Ausland zurück und setzen dieses nun sehr zur Freude der Aktionäre ein. Die Dividenden werden auf breiter Front erhöht, und es gibt umfangreiche Aktienrückkäufe sowie auch M&A-Aktivitäten.
Daher bietet der Technologiesektor aus unserer Sicht gute Bewertungen, mit die beste Qualität und strukturelles Wachstum rund um den digitalen Wandel. Wir versuchen, uns in diesem Umfeld auf die Fundamentaldaten zu konzentrieren und zu verstehen, wie diese Unternehmen in der Reifephase aussehen werden. Wir halten die Struktur der Margen für ausgezeichnet und sind der Ansicht, dass die Anleger den Tech-Bereich allmählich nicht nur als Sektor, sondern als Kernbranche wahrnehmen müssen, in der sie auf lange Sicht vertreten sein sollten.