Märkte 2016: Zunehmend unruhig – die Anleger auch?
Viele Faktoren sprechen dafür, dass den Aktienmärkten ein volatiles Jahr bevorsteht. Auch am Anleihemarkt könnten sich die Ausschläge verstärken. Ganz sicher wird es spannend an den Rohstoffmärkten. Das stellt Dr. Uwe Rathausky, Gesellschafter und Vorstandsmitglied der GANÉ Aktiengesellschaft, in seiner Kolumne für die BÖRSE am Sonntag für das kommende Jahr in Aussicht.
Viele Faktoren sprechen dafür, dass den Aktienmärkten ein volatiles Jahr bevorsteht. Auch am Anleihemarkt könnten sich die Ausschläge verstärken. Ganz sicher wird es spannend an den Rohstoffmärkten. Das stellt Dr. Uwe Rathausky, Gesellschafter und Vorstandsmitglied der GANÉ Aktiengesellschaft, in seiner Kolumne für die BÖRSE am Sonntag für das kommende Jahr in Aussicht.
Auch 2016 wird die Politik der Zentralbanken eine maßgebliche Rolle für die Entwicklung an den globalen Kapitalmärkten spielen – und wohl eher für mehr als für weniger große Unruhe sorgen. Zwar hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erwartungsgemäß kurz vor dem Jahreswechsel den Leitzins erhöht und mit diesem Schritt in Richtung einer Normalisierung der Geldpolitik kurzfristig für Erleichterung an den Märkten gesorgt. Doch nach dem ersten Zinsschritt ist vor dem zweiten Schritt. Und auch wenn Fed-Chefin Janet Yellen eine nur graduelle Straffung der Zinsen angekündigt hat, kann Unsicherheit über Ausmaß und Zeitpunkt weiterer Zinsschritte die Märkte schnell wieder nervös machen. Zumal gleichzeitig die Europäische Zentralbank zumindest bis auf Weiteres an ihrem extrem expansiven Kurs festhalten möchte.
Das mehr oder minder offen geäußerte Ziel von EZB-Chef Mario Draghi und etlichen seiner Kollegen weltweit ist dabei auch, die nationalen Währungen abzuwerten und so für Wettbewerbsvorteile in den heimischen Währungsräumen zu sorgen. Dieser Abwertungswettlauf dürfte auch 2016 die globalen Geldströme stark bewegen und damit für Volatilität an den Kapitalmärkten sorgen.
Rohstoffe sind die wahrscheinlich heißeste Baustelle
Verschärfend könnten die Krise in den Schwellenländern und die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten wirken. Derzeit erscheint es äußerst ungewiss, in welche Richtung sich die Rohstoffpreise bewegen werden; die aktuellen Prognosen gehen weit auseinander. Ein Teil der Markteilnehmer erwartet, dass sich der Rohstoffmarkt von seinen außergewöhnlichen Tiefständen erholt. Dies könnte die EZB sehr schnell zu einem Umlenken zwingen, da so die von Mario Draghi angestrebte Inflationsrate von zwei Prozent aller Voraussicht nach rasch erreicht wäre. Doch auch wenn die Rohstoffpreise auf ihrem extrem niedrigen Niveau verharren, leiden darunter zahlreiche Länder und Branchen.
Schon jetzt stellen die niedrigen Preise und ihre Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eine existenzbedrohende Herausforderung für viele Rohstoff- und Energieunternehmen dar. Die Verunsicherung am weltweiten Anleihemarkt ist groß, denn der Rohstoffsektor dominiert das stark gewachsene High-Yield-Segment. Gleichzeitig hat der Anleihemarkt aufgrund verschärfter aufsichtsrechtlicher Regelungen stark an Liquidität eingebüßt. Wer in einem Abwärtstrend zum Verkauf gezwungen ist, läuft Gefahr, keine Abnehmer für seine Papiere zu finden.
Politische Unruhen als Indikatoren
Zu einer weiteren Verunsicherung könnten 2016 auch die angespannte geopolitische Lage und die politischen Umwälzungen in Europa beitragen. Euroskeptische Parteien sind im Aufwind, die offenen Grenzen innerhalb Europas stehen zur Disposition und der Verbleib von Großbritannien in der EU ist ungewiss.
In diesem Umfeld dürfte sich ein Fokus auf Aktien und Anleihen stabiler, qualitativ hochwertiger Unternehmen mit wunderbaren Geschäftsmodellen und soliden Bilanzen auszahlen – wobei ein ereignisorientiertes Vorgehen beim Investieren zudem noch Marktpreisrisiken reduzieren kann. Dabei fallen auch wieder die erstrangigen Marken der europäischen Luxusgüter ins Auge. Zwar leiden die Unternehmen derzeit noch unter der Kaufzurückhaltung im asiatischen Markt, sie dürften jedoch über kurz oder lang wieder an jene Wachstumsrate anknüpfen, die historisch über derjenigen für die Weltwirtschaft liegt.
Die globale Notenbankpolitik, die das Geld auch nach einem ersten homöopathischen Zinsschritt in den USA weiterhin billig und die Anlagealternativen zu Aktien rar hält, sollte außerdem dafür sorgen, dass der Trend zu großen Übernahmen anhält. Kraft kauft Heinz, Pfizer erwirbt Allergan und SABMiller gehört nun zu Anheuser Busch. Das Übernahmekarussell dürfte sich auch 2016 weiterdrehen und spannende Nachrichten produzieren. Vielleicht gerade in Europa.