Nachhaltigkeit ist nicht statisch
Die Banque de Luxembourg Investments, kurz BLI, betrachtet in ihrem Anlageansatz Aktienanlagen als langfristige Unternehmensbeteiligungen. Vor diesem Hintergrund suchen die BLI-Fondsmanager kontinuierlich nach erstklassigen Unternehmen mit eindeutigen Wettbewerbsvorteilen, die nicht nur sehr rentabel sind, sondern auch dazu in der Lage scheinen einen hohen Free-Cashflow zu erzielen. Warum derartige Unternehmen für ihre Aktionäre einen langfristigen Mehrwert erzielen können, erklären Thierry Feltgen und Julien Jonas.
Die Banque de Luxembourg Investments, kurz BLI, betrachtet in ihrem Anlageansatz Aktienanlagen als langfristige Unternehmensbeteiligungen. Vor diesem Hintergrund suchen die BLI-Fondsmanager kontinuierlich nach erstklassigen Unternehmen mit eindeutigen Wettbewerbsvorteilen, die nicht nur sehr rentabel sind, sondern auch dazu in der Lage scheinen einen hohen Free-Cashflow zu erzielen. Warum derartige Unternehmen für ihre Aktionäre einen langfristigen Mehrwert erzielen können, erklären Thierry Feltgen und Julien Jonas.
Die BLI hat im Juli 2017 die Principles for Responsible Investment der Vereinten Nationen unterschrieben. Was hat sie zu diesem Schritt bewegt, und wie sieht die Zwischenbilanz aus?
Thierry Feltgen: Banque de Luxembourg Investments interessiert sich nicht erst seit dem Sommer 2017 für das Thema „Nachhaltiges Investieren“. Bereits seit 2008 haben wir mit dem BL-Equities Horizon einen Fonds im Angebot, der verantwortliches Investieren und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt. Bis Oktober 2018 war die Nachhaltigkeits-Research sowie die Definition des Anlageuniversums an eine externe Gesellschaft ausgelagert. Langfristig wurde diese Konfiguration unserem Qualitätsanspruch nicht mehr gerecht. Seit Oktober 2018 agiert der Fonds weiterhin als reiner sozialverantwortlicher und nachhaltiger Fonds unter dem neuen Namen BL-Sustainable Horizon mit dem großen Unterschied, dass die für das Portfolio in Frage kommenden Unternehmen vom Fondsmanager selbst identifiziert werden. Dieser Schritt wurde möglich, da in den vergangenen Jahren ein immer tragfähigeres Primär-Research entstanden ist, was uns als eher kleine Gesellschaft jetzt die Möglichkeit gibt, die Rohinformationen aufzugreifen und nach unserer eigenen Methodologie aufzubereiten. Tatsache ist: In den vergangenen Jahren sind auch immer mehr Kunden und Anleger auf diese wichtigen Themen aufmerksam geworden: Sie hinterfragen und wollen zu Recht wissen, wie und wo ihre Gelder investiert werden. Dies gilt insbesondere für Anleger aus den skandinavischen Ländern.
Im Rahmen der Umsetzung der Pinciples for Responsible Investment der Vereinten Nationen bei BLI war es uns sehr wichtig, die Unterzeichnung der Pinciples nicht lediglich als Lippenbekenntnis zu vollziehen – so wie das einige Unternehmen in der Vergangenheit gemacht haben. Wir wollten vielmehr einen Schritt weitergehen und haben UN PRI von Vornherein als Normgeber verstanden. Zuletzt haben die Vereinten Nationen die Kriterien insofern verschärft, als dass es nicht mehr reicht, als Unterzeichner einen jährlichen Bericht zu hinsichtlich der ESG-Aktivitäten des Unternehmens erstellen. So müssen Unterzeichner künftig einen regelmäßigen Fortschritt in der Integration der Prinzipien in ihrem Handeln aufweisen – Stillstand oder Rückschritt ist demnach nicht möglich. Außerdem müssen sich die Unterzeichner inzwischen verpflichten, mindestens 50 Prozent ihrer verwalteten Aktiva nach ESG-Kriterien (Environmental - Social - Governance) zu managen.
Im Rahmen des UN PRI-Projektes bei BLI haben wir in weniger als einem Jahr eine ESG-Anlagestrategie entwickelt, die in allen unseren Aktienportfolios zum Einsatz kommt. Unser Konzept besteht aus vier Säulen: Kontroversen, Sektor-Ausschluss, Abstimmungen an Hauptversammlungen und Dialog mit Unternehmen.
Was beinhalten diese vier Säulen genau?
Julien Jonas: Die erste Säule unseres ESG Ansatzes bezieht sich auf Kontroversen. Wir überprüfen anhand der MSCI–ESG-Manager-Datenbank fortlaufend Unternehmenskontroversen – also belastbare öffentlich verfügbare Informationen über Unternehmen. Dies reicht von eher harmlosen Dingen, wie einer lückenhaften Berichterstattung über die Zusammensetzung des Verwaltungsrates eines Unternehmens bis zu schwerwiegenden Sachverhalten, wie systematische Korruption von Behörden. Sofern das Risiko besteht, dass ein Unternehmen dauerhaft in schwerwiegende Kontroversen verwickelt ist, haben wir die Möglichkeit, diese aus dem BLI-Anlageuniversum zu entfernen. Zugleich investiert BLI prinzipiell nicht in Unternehmen, die Verbindungen zu umstrittenen Waffen haben, wie zum Beispiel Streubomben, Anti-Personen-Minen, Landminen, angereichertes Uran, biologische und chemische Waffen (zweite Säule).
Die dritte Säule bezieht sich auf das sogenannte Proxy Voting. Dies bedeutet, dass wir einen externen Dienstleister damit beauftragt haben, unsere Stimmrechte als Aktionär bei den jeweiligen Hauptversammlungen der Unternehmen wahrzunehmen und zugleich unsere – zuvor festgelegten und definierten – Interessen zu vertreten.Im Rahmen der vierten Säule wird BLI den Dialog mit den betroffenen Unternehmen über Fragen und Kontroversen zum Thema ESG suchen, sollte es hierzu Anlass geben.
Ein fünfter Punkt, der zwar keine eigene Säule darstellt, aber dennoch von Bedeutung ist, ist die Kohlendioxid-Intensität von Unternehmen, in die wir investieren. In unserem Business-Like-Investing-Anlageansatz bevorzugen wir Unternehmen mit einer geringen Kapitalintensität. Dies führt dazu, dass unsere Aktienportfolios dazu tendieren, eine geringere CO2-Intensität zu erreichen, als die der vergleichbaren Marktindizes – also eine bessere CO2-Effizienz aufzuweisen. Im Gegensatz zum CO2-Fußabdruck, der die absoluten CO2-Emissionen eines Unternehmens erfasst, kombiniert die CO2-Intensität erstere Statistik mit dem Unternehmensumsatz. Somit erreicht man einen Datenpunkt, der es erlaubt, die CO2-Effizienz von Unternehmen untereinander zu vergleichen.
Wie setzen Sie diese Vorgaben in den einzelnen Fondsportfolios um?
Thierry Feltgen: Mit Hilfe der erwähnten Datenbank werden Kontroversen der Unternehmen farblich markiert. Rot bedeutet die schwerwiegendste Kontroverse: Das können Unternehmen mit einem Korruptionsskandal sein; Firmen, die beispielsweise den Arbeitsschutz ihrer Mitarbeiter vernachlässigen, ihre Arbeiter ausbeuten oder aber die Gründung von Gewerkschaften verhindern wollen. Unsere ESG-Anlagepolitik verlangt, dass derartige Unternehmen aus unserem Anlageuniversum ausgeschlossen werden. Sollte ein Unternehmen, das in unseren Portfolios vertreten ist, eine derartige Kontroverse auslösen, hat der Fondsmanager drei Monate Zeit, die Position abzustoßen. Sollte er dennoch am Unternehmen festhalten wollen, kann er dem BLI-ESG-Komitee seine Argumente unterbreiten. Falls die Mehrheit des Komitees von den Argumenten überzeugt ist, kann die Position unter Auflagen im Portfolio verbleiben. Der betroffene Fondsmanager hat allerdings bei der Entscheidungsfindung kein Stimmrecht. Die oben genannten Beispiele trafen in den vergangenen Monaten auf drei Unternehmen zu, in die wir zuvor investiert waren. Nach Auftreten der entsprechenden Kontroversen wurden diese Werte aus unseren Portfolios entfernt.
Woran arbeiten Sie aktuell, und wie lautet Ihr Ausblick?
Julien Jonas: Wir haben unsere Politik des verantwortlichen Investierens zunächst für unsere Aktienportfolios erstellt. Derzeit arbeiten wir an der Entwicklung einer vergleichbaren ESG-Politik für unsere Rentenfonds, was jedoch eine größere Herausforderung darstellt, insbesondere für Staatsanleihen. Denn Staaten geben zwar die rechtlichen Rahmenbedingungen vor und erlassen Gesetze, sie unterhalten aber auch Armeen.
Rentenanlagen haben allerdings einen entscheidenden Vorteil gegenüber Aktienanlagen. Im Gegensatz zu börsennotierten Aktien, kann man über bestimmte Anleihen direkt in konkrete Projekte investieren: stellvertretend seien Green Bonds genannt, Anleihen, die emittiert wurden, um ein spezifisches Projekt auf sozialer oder ökologischer Ebene zu finanzieren. Eine Etappe weiter im Impact-Investing gehen Mikrofinanz-Anlagen. Im Gegensatz zu Staatsanleihen, die Regierungen finanzieren, unterstützen Mikrofinanz-Anleihen die Basis der Bevölkerungspyramide. Hierüber ist es möglich, armen Leuten, die keinen Zugang zum Bankensystem haben, Kredite einzuräumen, damit diese ihr Geschäft oder ihr kleines Unternehmen aufbauen können. Letzterer Ansatz erlaubt es demnach, von den Vereinten Nationen definierte Nachhaltigkeitsziele direkt anzusteuern, beispielweise die Verringerung von Armut.
Im Laufe des Projektes, die ESG-Strategie für BLI zu definieren, wurde schnell klar, dass das Thema „Nachhaltigkeits-Investments“ keinesfalls statisch ist. Hierbei handelt es sich vielmehr um einen langfristigen Prozess, ein andauerndes Auseinandersetzen mit einem komplexen Thema, dessen Rahmenbedingungen sich laufend verändern. Unsere Herausforderung ist es, ständig in Bewegung zu bleiben und den Aktionsradius der ESG-Strategie laufend auszuweiten. Dabei ist es sehr wichtig, alle Anspruchsgruppen bei BLI – Portfoliomanager, Anleger, Kommunikation, Vertrieb etc.– mit einzubeziehen, damit das Thema breit mitgetragen wird. Insbesondere haben wir uns zum Ziel gesetzt, stets transparent und nüchtern darzustellen, was wir tun, aufzuweisen, was bereits umgesetzt wurde, und welche Themen noch Handlungsbedarf erfordern.