Raiffeisen-Europa-HighYield
Die Beinahepleite Griechenlands erschütterte die Rentenmärkte zutiefst. In Scharen flüchteten Anleger in sichere Bonds, vor allem deutsche Staatsanleihen waren gefragt. In der Folge erklomm der Bund-Future ein neues Allzeithoch, die Umlaufrendite fiel auf 2,13%. Dieses Umfeld macht Hochzinsanleihen aus dem Unternehmenssektor wegen des enormen Zinsaufschlags attraktiv. Zu den besten Fonds dieses Segments gehört der Raiffeisen-Europa-HighYield.
Für zarte Gemüter sind Hochzinsanleihen nichts: Nach dem Bankrott der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 stürzten die Kurse riskanter Bonds ab. Innerhalb weniger Monate verlor der Raiffeisen-Europa-HighYield 30%. Doch als sich abzeichnete, dass der befürchtete Zusammenbruch des globalen Finanzsystems ausbleiben würde, erholten sich die Kurse rasant. Seit Anfang 2009 gewann der Fonds um 76% hinzu. In den vergangenen Wochen drückte die Griechenland-Krise wieder auf die Stimmung der Anleger. Kapital wurde aus riskanten Sektoren abgezogen und in mit AAA benoteten Bonds geparkt. Prompt verlor auch der Raiffeisen-Europa-HighYield spürbar an Wert. Darum eignet sich der Fonds nur für Anleger, die Schwächephasen im Hochzinsbereich aussitzen können. Ist diese Voraussetzung gegeben, winken überdurchschnittliche Renditen. Für 2009 schüttete das Management 6,3% an die Anteilseigner aus.
Hohe Rendite als Lohn der Angst
Für kurzfristig orientierte Anleger ist der Fonds wenig geeignet: Denn die Kursschwankungen können auch in Zukunft ähnlich heftig wie 2008 und 2009 ausfallen. Die Investmentgesellschaft Raiffeisen Capital Management empfiehlt jedenfalls eine Haltedauer von acht Jahren. In dieser Zeit schlägt das Team, das den Raiffeisen-Europa-HighYield unter Führung von Thomas Korhammer verwaltet, den Anleihenbestand wohl mehrfach um. Bei einem Portfolio hochriskanter Firmenbonds – das Rating liegt zwischen BB und D – ist das auch nötig. Zum Ausgleich boten die Papiere per Ende April bei einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 5,9 Jahren eine Verzinsung von 7,4%. Größte Positionen im Portefeuille waren Bonds der zu Ford gehörenden FCE Bank, des französischen Spirituosenkonzerns Pernod Ricard und des mexikanischen Zementriesen Cemex. Generell ist das Portfolio mit bis zu 180 Investments breit diversifiziert, selten wird eine Anleihe mit mehr als 3% gewichtet. Das begrenzt die Abhängigkeit von einem einzelnen Schuldner.
Bei der Titelauswahl verlässt sich Korhammer auf einen speziellen Investmentprozess. Zunächst wird die Zinsdifferenz des HighYield-Firmenbond-Segments zu sicheren Staatsanleihen untersucht, um die Wahrscheinlichkeit einer Outperformance abzuschätzen. Fällt die Analyse positiv aus, wird das Fondsvermögen vollständig investiert. Andernfalls werden bis zu einem Fünftel an Investment-Grade-Anleihen beigemischt. Einzelne Bonds werden durch einen Vergleich von Unternehmen innerhalb einer Branche und einer Ratingklasse ermittelt. Die Quote von Anleihen aus Emerging Markets ist auf 10% limitiert.
Fremdwährungsrisiken sichert das Management ab, sobald der Anteil einer Währung über 2,5% steigt.
Abgesehen vom katastrophalen Winter 2008/2009 lieferte der Fonds eine überzeugende Performance ab. In den vergangenen zehn Jahren wurde eine jährliche Rendite von knapp 5% erzielt. In den letzten 12 Monaten waren es sogar 52%. Auf lange Sicht gehört der Raiffeisen-Europa-HighYield damit zum besten Zehntel seiner Vergleichsgruppe. Trotz dieser ansehnlichen Leistung verlangt RCM unterdurchschnittliche Verwaltungsgebühren. Die Gesamtkostenquote beträgt 1,05%. Den Ausgabeaufschlag von bis zu 3% können Anleger durch eine Order an der Börse umgehen.