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USA - Small Caps haben die Nase vorn

Beim Blick auf die Performance der deutschen Blue Chip-Indizes fällt auf, dass sich die Werte der zweiten und dritten Reihe, die sich im MDAX bzw. SDAX befinden, seit Jahresbeginn deutlich besser entwickelt haben als ihr großes Pendant, der DAX. Ähnliches lässt sich auch in den USA beobachten, wo Mid und Small Caps seit Anfang 2010 ebenfalls stärker zulegen konnten als der große Bruder Dow Jones.

BÖRSE am Sonntag


In den letzten Jahren wurde Amerika von Investoren eher stiefmütterlich behandelt. Im Fokus standen aufgrund des rasanten Wachstums vielmehr die BRIC-Staaten und die Emerging Markets. Der einstigen Lokomotive der Weltwirtschaft ging im Vergleich zu den Wachstumsraten von China oder Indien allmählich die Puste aus. Auch im ersten Quartal 2010 sprechen die Wachstumsraten der Wirtschaft, gemessen am realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Vergleich China und USA eine eindeutige Sprache: So verzeichnete China in den ersten drei Monaten 2010 einen Anstieg des BIP um 11,9% im Vergleich zum Vorjahresquartal, womit das Wirtschaftswachstum auf den höchsten Stand seit Beginn der Finanzkrise kletterte. Derweil erholt sich die Wirtschaft in den USA dem jüngsten Beige Book-Bericht zufolge bisher nur moderat. Gleichwohl ist auch die US-Wirtschaft im ersten Quartal dank der Zunahme der Konsumausgaben gestiegen. Das BIP legte zwischen Januar und März 2010 um 3,2% zu, was allerdings unter dem Wachstum im vierten Quartal 2009 von 5,6% lag.

 

Klein, aber oho!

Unter dem Gesichtspunkt der Aktienmarktperformance haben jedoch die USA im laufenden Jahr die Nase vorn. Zwar liegt der Dow Jones Industrial Average seit Jahresbeginn mit 0,46% im Minus (Stand 07.05.10). Doch besser sieht die Entwicklung bei den mittleren und kleinen Werten aus. Hier bringt es der S&P Small Cap 600 auf einen Zuwachs von 5,43%. Auch der marktbreite Russel 2000 liegt mit 4,41% im Plus. Demgegenüber verzeichnen der indische Sensex seit Jahresbeginn ein Minus von 1,99% und der Hang Seng China Enterprises ein Minus von 8,42%. Noch schlimmer traf es den Shanghai Composite-Index, der seit Januar 2010 17,65% an Wert einbüßte.

 

Anlegern, die in Small Caps aus den USA investieren wollen, bietet die ETF-Branche mit Indexfonds auf den S&P Small Cap 600 oder den Russell 2000 mehrere Möglichkeiten. Der S&P SmallCap 600-Index bietet Zugang zu 600 US-Aktien mit geringer Marktkapitalisierung, die den Kriterien von S&P für Größe, Liquidität und Freefloat-Marktkapitalisierung entsprechen. Die einzelnen Mitglieder werden im Index entsprechend der Freefloat-Marktkapitalisierung gewichtet. Der Russell 2.000 bildet einen Teil des Russell 3000-Index ab, der die nach Marktkapitalisierung 3.000 größten US-Aktien umfasst. Für den Russell 2000 werden die 2.000 Aktien mit der niedrigsten Marktkapitalisierung aus dem Russell 3000-Index ausgewählt, was ca. 10% der Marktkapitalisierung des gesamten amerikanischen Aktienmarktes entspricht. Damit bildet auch der Russell 2000 die Wertentwicklung des Small Cap-Segments des US-Aktienuniversums ab. Mit 21,15% bildet die Finanzbranche den größten Sektor im Index, es folgen die Sektoren IT mit 17,42% und Industrie mit 15,49%.

 

Zuversichtliche Signale von der US-Konjunktur

Trotz der bisher eher moderat ausfallenden Wachstumsraten mehren sich die Anzeichen für ein Voranschreiten der konjunkturellen Erholung in den USA. So deutet der vom Forschungsinstitut Conference Board ermittelte Index der Frühindikatoren für die Entwicklung der US-Wirtschaft mit dem seit einem Jahr bestehenden Aufwärtstrend auf eine anhaltende Erholung hin, die sich laut Conference Board-Ökonom Kenneth Goldstein in den kommenden Monaten fortsetzen sollte. Es gebe erste Anzeichen dafür, dass das Wachstum an Dynamik gewinne. Nun hänge es von den Verbesserungen bei der Beschäftigung und den Einkommen ab, ob der Konsum die Erholung auf einen stärkeren Pfad bringt, so Goldstein weiter.

 

Derweil hat sich die Produktivität der USA nach Angaben des US-Arbeitsministeriums im ersten Quartal 2010 deutlicher als erwartet erhöht. Die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft wuchs gegenüber dem Vorquartal um 3,6%. Die Steigerung der Produktivität ist für den Wohlstand einer Volkswirtschaft von großer Bedeutung, da sie einen Maßstab für Lohn- und Gehaltserhöhungen darstellt. Hoffnung, dass sich dieses Wachstum fortsetzt, weckt der Auftragseingang der US-Industrie, der im März verglichen mit dem Vormonat überraschend um 1,3% gestiegen ist. Auch der nationale Index der Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe der USA hat sich im April etwas besser entwickelt als erwartet und zugleich den höchsten Stand seit Juni 2004 erreicht. Die laufende Berichtssaison gibt in der Summe ebenfalls ein positives Bild von der Lage der US-Wirtschaft, denn die Mehrzahl der US-Unternehmen konnte die Erwartungen für das erste Quartal übertreffen. Zudem hoben zahlreiche Konzerne ihre Prognosen für das Gesamtjahr an.

 

Maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der US-Konjunktur hat nach wie vor die Lage am US-Arbeitsmarkt. Denn nur wenn die amerikanischen Verbraucher weniger um ihre Arbeitsplätze fürchten müssen bzw. wieder in Lohn und Brot stehen, steigt auch die Bereitschaft zum Konsum. Da rund 70% des BIP der USA vom Privatkonsum abhängen, spielt der Arbeitsmarkt eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft. Die neuesten Zahlen signalisieren, dass der Wirtschaftsaufschwung hier inzwischen immer stärker durchschlägt, was die gesamte Konjunkturerholung wiederum besser absichert. Den Angaben des US-Arbeitsministeriums zufolge stieg die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im April 2010 um 290.000 – der stärkste Anstieg seit März 2006. Gleichzeitig wurden die Zahlen für den Vormonat deutlich nach oben korrigiert. Demnach meldet das Ministerium für März 2010 nun einen Stellenzuwachs von 230.000, nachdem zunächst ein Anstieg um 162.000 gemeldet worden war. Auch für den Februar wurde die Zahl nach oben revidiert. Insgesamt ist die Stellenzahl damit bereits den vierten Monat in Folge gestiegen. Doch trotz des kräftigen Zuwachses bei den Beschäftigten, ist der US-Arbeitsmarkt noch nicht über dem Berg. Darauf weist die bei einer separaten Erhebung ermittelte Arbeitslosenquote hin, welche sich auf 9,9% belief. Zwar erholt sich der US-Arbeitsmarkt nach dem massiven Stellenabbau im Zuge der Rezession, doch diese Erholung dürfte zugleich viele Arbeitslose, die ihre Jobsuche zwischenzeitig aufgegeben hatten, zur Rückkehr auf den Arbeitsmarkt bewegen. Als Folge dessen ist zunächst nur mit einem sehr langsamen Rückgang bei der Arbeitslosenquote zu rechnen.

 

Fazit:

Auch wenn die Erholung der US-Wirtschaft bisher eher moderat ausfällt, dürften von einer Verbesserung der Situation am amerikanischen Arbeitsmarkt positive Impulse für die konjunkturelle Entwicklung ausgehen. Davon würden auch die Small Caps weiter profitieren, die bereits jetzt eine deutliche Outperformance gegenüber den amerikanischen Blue Chips aufweisen.