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Derzeit gibt es bei ein paar konjunktursensiblen Aktien zunehmende Käufe von Mitarbeitern, besonders Covestro und Wacker Chemie stechen dabei ins Auge. Wie viel Potenzial steckt nach zuletzt hohen Verlusten in den Papieren?

BÖRSE am Sonntag

Derzeit gibt es bei ein paar konjunktursensiblen Aktien zunehmende Käufe von Mitarbeitern, besonders Covestro und Wacker Chemie stechen dabei ins Auge. Wie viel Potenzial steckt nach zuletzt hohen Verlusten in den Papieren?

Eine Analyse von Vontobel

Das vergangene Jahr war am europäischen Aktienmarkt insgesamt durchwachsen, einige Werte fielen jedoch außerordentlich stark, ohne dass es größere Probleme im operativen Geschäft gegeben hätte. So auch in der Chemie-Branche, der STOXX Europe 600 Chemicals etwa gab um 15,6 Prozent nach, die Covestro Aktie gar um 49,8 Prozent, jeweils verglichen mit dem Vorjahresschlusskurs. Darüber hinaus gab es in letzter Zeit immer wieder neue Korrekturen der Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft. Zuletzt durch die Bundesbank welche bekannt gab, dass Sie für das Jahr 2019 von einem schwächeren Wachstum der deutschen Wirtschaft ausginge, als bisher angenommen. Der Handelsstreit zwischen den USA und China drückt ebenfalls auf die Stimmung.    

Die Chemie Branche als zyklischer Industriezweig verzeichnete besonders seit Ende letzten Jahres einen starken Abverkauf, bisher konnten sich die meisten Papiere noch nicht wieder davon erholen. Die Covestro Aktie fiel im Juni auf ihr 52-Wochen tief und Wacker Chemie wird am 24. Juni aus dem MDax in den SDax wechseln. Covestro leidet vergleichsweise stark unter dem Handelskrieg, da das Reich der Mitte einer der wichtigsten Absatzmärkte ist und die dortige Nachfrage schwächelt. Auch Wacker Chemie ist in China engagiert und leidet dementsprechend unter dem Handelskonflikt.

Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Chemie-Unternehmen ist, dass es in den letzten Wochen laut Bloomberg Daten zu massiven Eigengeschäften von Führungskräften kam. Möglicherweise halten die Firmen-Insider die Kursrückgänge für übertrieben und steigen daher ein, langfristig scheinen sie mit einer Erholung zu rechnen. Bei Wacker Chemie sind die Vorstandsmitglieder laut Geschäftsbericht verpflichtet 15 Prozent ihres Bruttojahresbonus in Wacker-Aktien zu investieren, auf über 596.000 Euro beliefen sich die Transaktionen des Managements. Das Wertpapierhandelsgesetz schreibt vor, dass Geschäfte von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern veröffentlicht werden, daher sind diese Daten öffentlich zugänglich und könnten einen Anhaltspunkt über die weiteren Geschäftsaussichten durch die Unternehmensleitung geben.

Covestro mit Fokus auf Nachhaltigkeit

Das Unternehmen ist 2015 aus Bayers Kunststoffsparte hervorgegangen und seit 2018 Mitglied im DAX. Hauptgeschäft sind Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Polymer-Werkstoffen an über 30 Standorten weltweit. Neu sind eine digitale Vertriebsplattform um Überproduktionen zu veräußern sowie ein „Flagship-Store“ auf Alibaba. Außerdem soll der Fokus auf Trends wie den Klimawandel, zunehmende Mobilität und Urbanisierung gelegt werden. CEO Dr. Markus Steilemann sagt dazu: „der Markt für Offshore-Windenergie etwa soll durchschnittlich um 15 Prozent pro Jahr wachsen. Bei Hybrid- und Elektroautomobilen sind es sogar 25 Prozent, bei effizienten LED-Leuchten 12 Prozent. Neben starkem Wachstum haben diese Märkte noch etwas gemeinsam: Wir beliefern sie.“ Er selbst zählt auch zu den großen Käufern, so erwarb er zuletzt am 03.06.2019 10.000 Covestro-Aktien. Die tatsächliche Entwicklung bleibt jedoch abzuwarten. Der Jahresumsatz lag 2018 bei 14,6 Milliarden Euro und das Finanzergebnis belief sich auf einen Verlust von 104 Millionen Euro.

Der Familienkonzern – Wacker Chemie

Der Familienkonzern existiert bereits seit 1914 und operiert mittlerweile weltweit. Derzeit fokussiert man sich auf vier Geschäftsfelder und bedient zum Beispiel den Solarmarkt, die Bauindustrie oder liefert Ausgangsstoffe für Farben und Lacke. Die Sparte „Biosolutions“ konzentriert sich auf biotechnologisch hergestellte Produkte für die Nahrungsmittelindustrie oder Biopharmazeutika. Der Fokus der Geschäftstätigkeit liegt auf der Verarbeitung von Silizium, im Gegensatz zu vielen Chemiekonzernen ist Wacker damit nur in geringem Maße vom Ölpreis bzw. von petrochemischen Rohstoffen abhängig.
Der Umsatz von Wacker Chemie lag im vergangenen Jahr bei 4,9 Milliarden Euro, wobei das operative Ergebnis (EBITDA) 930 Millionen Euro, bei einer Marge von 18,7 Prozent, betrug. Der Investitionsfokus für die nächsten Jahre liegt bei Wacker klar auf der Chemiesparte und der Entwicklung von erneuerbaren Materialien.

Beide Titel sind stark gefallen und nun fundamental günstig bewertet. Eine entscheidende Frage für Anleger bleibt, ob die persönliche Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Weltkonjunktur sich mit den Prognosen der Zentralbank-Ökonomen deckt. Wenn ja, stellt sich die Frage ob ein „abkühlen“ dieser schon ausreichend in den Aktien eingepreist ist. In einem optimistischen Szenario für die Weltwirtschaft, könnten sich die beiden Chemie Konzerne hervorragend entwickeln. Gleichermaßen sind die Aktien auch eine Wette auf die Entwicklung des Handelskonfliktes und der chinesischen Wirtschaft, da China, laut einer aktuellen Studie von Berenberg, rund 40 Prozent der weltweiten Chemikalien nachfragt.

Die Aktien im Überblick

Die Covestro AG wird aktuell bei 41,66 Euro gehandelt. Das Jahreshoch lag bei 83,98 Euro, das Jahrestief bei 38,43 Euro. Bei Bloomberg setzen neun Analysten die Aktie auf BUY, 16 Analysten auf HOLD und drei Analysten auf SELL. Das zwölf-Monats-Kursziel wird aktuell auf 51,52 Euro gesetzt.
Die Wacker Chemie AG wird aktuell bei 68,10 Euro gehandelt. Das Jahreshoch lag bei 130,25 Euro, das Jahrestief bei 68,06 Euro. Bei Bloomberg setzen sechs Analysten die Aktie auf BUY, 13 Analysten auf HOLD und drei Analysten auf SELL. Das zwölf-Monats-Kursziel wird aktuell auf 88,69 Euro gesetzt.

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