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Techaktien: Kursrücksetzer als Einstiegsgelegenheit?

Technologieaktien zuletzt mit Kursverlusten / Langfristiger Branchenausblick bleibt positiv / Entsprechend risikobereiten Anlegern könnten sich Einstiegsgelegenheiten bieten / Ulrich Stephan analysiert

BÖRSE am Sonntag

Technologieaktien zuletzt mit Kursverlusten / Langfristiger Branchenausblick bleibt positiv / Entsprechend risikobereiten Anlegern könnten sich Einstiegsgelegenheiten bieten

Von Ulrich Stephan

Anleger mussten Mitte März 2018 die nächste schwächere Börsenphase aushalten. Nachdem Anfang Februar die Angst vor stärker als erwartet steigenden US-Zinsen für Turbulenzen an den weltweiten Aktienmärkten sorgte, führte wenige Wochen später das gestiegene Risiko eines Handelsstreits zwischen den USA und China zu weiteren  Marktverwerfungen. Besonders deutliche Verluste musste dabei der zuletzt so starke Technologiesektor im US-Leitindex S&P 500 hinnehmen.

Starker Gegenwind für Techaktien

Die jüngste Schwäche des Techsektors hatte zwei Gründe: zum einen das Bekanntwerden von Datenlecks bei einem großen Social-Media-Anbieter. Zum anderen die Überlegungen der Europäischen Kommission, für große Technologieunternehmen eine Steuer in Höhe von 3 Prozent des Umsatzes zu erheben. Insgesamt zählt der US-Technologiesektor trotz eines Verlustes von zeitweise mehr als 9 Prozent von Hoch zu Tief nach wie vor zu den  Gewinnern des Jahres 2018: In Euro gerechnet entwickelte sich die Branche im S&P 500 seit Jahresbeginn bis zum 9. April trotz eines Minus von rund 0,5 Prozent knapp 3,5 Prozentpunkte besser als der Gesamtmarkt.

Nach Einschätzung der Deutschen Bank dürfte es sich bei dieser Schwächephase lediglich um einen kurzfristigen Dämpfer handeln. Für weiteres Kurspotenzial innerhalb der Technologiebranche könnten beispielsweise die hohen Gewinnerwartungen sprechen: Im S&P 500 rechnen die Analysten für den Sektor in diesem Jahr mit Gewinnsteigerungen in Höhe von 19,6 Prozent. Auch über 2018 hinaus trauen die Marktteilnehmer den US-Techkonzernen solide und steigende Gewinne zu. In Kombination mit einer hohen Marktmacht und der Möglichkeit, hohe Margen durchzusetzen, erscheint dadurch die hohe Bewertung im Vergleich zum S&P 500 gerechtfertigt. Für den Techsektor liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnerwartungen für 2018 bei rund 18, im S&P 500 bei rund 17.

Kapitalzuflüsse dürften Kurse stützen

Die Deutsche Bank erwartet, dass sich die bereits in den letzten Jahren beobachteten positiven Kapitalströme in den Sektor im weiteren Jahresverlauf fortsetzen sollten. Die starken Kapitalflüsse seit Beginn des Jahres in globale Aktienfonds mit Fokus auf die Techbranche übertreffen die des letzten Jahres, trotz der jüngsten Kurskorrekturen. Ein Großteil dieses Geldes floss dabei in die USA. Der US-Anteil im globalen MSCI All Country World Information Technology Index liegt aktuell bei 70 Prozent. Im S&P 500 nimmt die am höchsten gewichtete IT-Branche rund ein Viertel der Marktkapitalisierung ein – Tendenz steigend. Die Kurse und damit die Bedeutung des Sektors dürften durch die Kapitalzuflüsse gestützt werden.

Insgesamt ist die Deutsche Bank für Techaktien nach wie vor positiv gestimmt und hält ein breites Investment für einen interessanten Depotbestandteil. In Anbetracht der jüngsten Kursverluste könnten sich für entsprechend risikobereite Anleger aktuell sogar interessante Einstiegsgelegenheiten bieten. Ihren Fokus sollten sie dabei auf die USA und die Schwellenländer Asiens richten – denn im europäischen Leitindex Stoxx 600 ist die Techbranche mit einer Gewichtung von lediglich knapp fünf Prozent nur vergleichsweise gering vertreten.

Dr. Ulrich Stephan ist Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank.