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Wer sind Deutschlands teuerste Künstlerinnen?

Zum ersten Mal in der Geschichte der Auktionen entfallen mehr als eine Milliarde Dollar des gesamten jährlichen Kunstauktionsumsatzes auf Künstlerinnen. Noch dominieren die Männer die ganz großen Deals. Doch die Frauen kommen - und gerade Deutschland hat derzeit Künstlerinnen von Weltformat

Lore Bert, geboren am 2. Juli 1936 in Giessen, aufgewachsen in Darmstadt, studierte 1953–57 Malerei in Berlin an der HfBK, Hochschule für Bildende Künste bei dem Bildhauer Hans Uhlmann, der ihre Liebe zum Räumlichen weckte (Foto: Lore Bert).

Zum ersten Mal in der Geschichte der Auktionen entfallen mehr als eine Milliarde Dollar des gesamten jährlichen Kunstauktionsumsatzes auf Künstlerinnen. Noch dominieren die Männer die ganz großen Deals. Doch die Frauen kommen - und gerade Deutschland hat derzeit Künstlerinnen von Weltformat
 
Für das Jahr 2023 meldet der Kunstmarkt neue spektakuläre Deals: Die "Dame mit Fächer" von Gustav Klimt ist bei Sothebys in London für rund 86 Millionen Euro versteigert worden. Gerhard Richters "4096 Farben" sind für 20,3 Millionen Euro bei einer Versteigerung in New York verkauft worden. Und das Ölgemälde "Murnau mit Kirche II" des russischen Malers Wassily Kandinsky wechselte für 42,3 Millionen Euro den Besitzer. Eine Malerin war bei den ganz großen Auktionszuschlägen nicht dabei. Der Kunstmarkt wird immer noch von Männern dominiert. Und doch kommen sie. Zum ersten Mal in der Geschichte der Auktionen entfielen mehr als eine Milliarde Dollar des gesamten jährlichen Kunstauktionsumsatzes auf Künstlerinnen. Binnen drei Jahren hat sich der Umsatz mit der „female art“ glattweg verdoppelt.

Im globalen Maßstab steigen die Preise für Werke der Pionierinnen wie Louise Bourgeois, Joan Mitchell, Georgia O’Keefe, Frida Kahlo und Tamara De Lempicka sprunghaft. Noch deutlicher aber gewinnen die noch lebenden Künstlerinnen an Sichtbarkeit und Wertigkeit. Die Japanerin Yayoi Kusama und die Amerikanerin Cindy Sherman sind derzeit begehrt. Doch vor allem Deutsche sorgen im Kunstbetrieb für Furore: Rosemarie Trockel, Katharina Sieverding, Rebecca Horn, Isa Genzken, Katharina Fritsch, Cornelia Schleime und Lore Bert bilden womöglich die Gruppe der „Glorreichen Sieben“.

Die Berliner Malerin Cornelia Schleime feiert in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag und aus diesem Anlass gab es in Dresden, wo sie einst studiert hat, gleich zwei Ausstellungen zu sehen, eine in der Städtischen Galerie und eine im Albertinum. Die Neue Nationalgalerie Berlin zeigt eine Jubiläumsschau zum 75. Geburtstag der Bildhauerin Isa Genzken. Rosemarie Trockel wird in der Gladstone Galerie in New York gefeiert. Katharina Sieverding sorgte in der Emder Kunsthalle für Furore (die neue Ausstellung zeigte nur Werke von Künstlerinnen!). Und Lore Bert beeindruckt mit einer Einzelschau im Musée Würth in Erstein. Sie ist zudem die Künstlerin mit den größten Preissteigerungen derzeit.

Der Industrielle, Milliardär und Kunstmäzen Reinhold Würth gehört zu den größten Sammlern von Lore Bert-Kunst. Würth hatte ein frühes Gespür für den internationalen Erfolg der Mainzer Papierkünstlerin. Würth verehrte seinerzeit bereits Christo und nicht nur in seinem Umfeld wird Lore Bert zuweilen als „die weibliche Christo“ apostrophiert. Tatschlich hat Bert internationales Format wie kaum eine zweite. Sie hat in über 300 Einzel- und Gruppenausstellungen in 28 Ländern ihre Werke gezeigt. Mehrfach war sie auf Biennalen vertreten und ist hochdekoriert.

Was aber kosten die Werke von Isa Genzken, Cornelia Schleime, Rosemarie Trockel oder Lore Bert mittlerweile, da die Preise so gestiegen sind? Die Antwort ist — typisch Kunstbetrieb - unscharf, hängt am Einzelobjekt und der Konstellation, aber sechsstellig sind die Preise für größere Formate beinahe durchweg. Von Gerhard Richter, Anselm Kiefer oder Georg Baselitz ist das Preisniveau der glorreichen Sieben noch etwas entfernt - aber das Gender Gap schließt sich langsam auch hier.

BAS

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