Brabus: Vom Bottroper Tuner zum globalen Luxus-Fahrzeughersteller

Der Spezialist für Mercedes-Veredlung expandiert mit der Brabus 1400 R weiter ins Motorrad-Segment und setzt auf exklusive Kleinserien zu Premiumpreisen.
Der deutsche Zweiradmarkt hat zu Beginn des Jahres 2025 einen erheblichen Rückgang erlebt. Im Januar 2025 wurden 3.366 Krafträder neu zugelassen, was einem Minus von 52,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Dieser Einbruch wird unter anderem auf den verstärkten Abverkauf von Euro-5-Modellen Ende 2024 zurückgeführt, da viele Käufer die Gelegenheit nutzten, ältere Modelle mit Rabatten zu erwerben, bevor die strengeren Euro-5+-Normen in Kraft traten.
Im Februar 2025 setzte sich dieser Trend fort. Hersteller wie KTM verzeichneten dramatische Verluste, während BMW seine Position als Marktführer behaupten konnte.
Bottrop ist nicht unbedingt der Ort, den man mit internationaler Luxus-Fahrzeugveredelung assoziiert. Doch genau hier, im Ruhrgebiet, befindet sich die Zentrale eines der weltweit renommiertesten Fahrzeugveredler: Brabus.
Das 1977 von Bodo Buschmann und Klaus Brackmann gegründete Unternehmen hat sich von einem ambitionierten Tuning-Startup zu einem global agierenden Fahrzeughersteller entwickelt, dessen Name für Höchstleistung und Exklusivität steht.
Vom Tuner zum Fahrzeughersteller
Der Name Brabus setzt sich aus den jeweils ersten drei Buchstaben der Nachnamen der Gründer zusammen: Brackmann und Buschmann. Was als Spezialwerkstatt für Mercedes-Fahrzeuge begann, hat sich zu einem offiziell eingetragenen Fahrzeughersteller entwickelt.
Bereits in den 1980er Jahren machte sich das Unternehmen mit spektakulären Umbauten einen Namen. 1984 implantierte Brabus einem Mercedes 190 E einen 5,0-Liter-V8-Motor mit beeindruckenden 290 PS. Ein Jahr später stellte das Unternehmen mit einer optimierten E-Klasse einen Weltrekord für den niedrigsten Luftwiderstandsbeiwert (cW-Wert) auf.
Heute erstreckt sich das Portfolio von Brabus von Leistungssteigerungen über Aerodynamik-Kits bis hin zu Sportfahrwerken und exklusiven Innenraumausstattungen. Besonders bekannt sind die Komplettumbauten, die aufgrund ihrer extremen Motor- und Fahrleistungen als "Supercars" vermarktet werden.
Expansion ins Zweirad-Segment
Nach Jahrzehnten der Spezialisierung auf Mercedes-Benz, Smart und Maybach wagt Brabus nun einen bedeutenden Schritt in ein neues Marktsegment. Für das Frühjahr 2025 kündigt das Unternehmen die Vorstellung der Brabus 1400 R an – ein leistungsstarkes Motorrad, das auf der KTM 1390 Super Duke R Evo basiert.
Die bisherigen Motorrad-Modelle von Brabus, die auf der KTM 1290 Super Duke R Evo basierten, waren eher als edle Café Racer konzipiert. Die neue 1400 R hingegen verspricht laut ersten Teaser-Bildern ein radikaleres Design, das die ohnehin schon aggressive Formensprache der KTM-Basis noch übertreffen soll.
Technisch übernimmt die Brabus 1400 R den Motor der KTM mit 190 PS, setzt aber mit eigenen Designelementen deutliche Akzente. Besonders auffällig sind die lange Seitenverkleidung, ein neues Heck mit hochgelegtem Auspuff und markante Räder im Stern-Design mit drei Speichen.
Exklusivität als Geschäftsmodell
Das Geschäftsmodell von Brabus basiert auf Exklusivität und Limitierung. Die bisherigen Motorrad-Modelle wurden in drei Jahrgängen auf insgesamt nur 494 Exemplare limitiert – und waren trotz Preisen von zuletzt 50.000 Euro pro Stück innerhalb weniger Stunden ausverkauft.
Diese Strategie der künstlichen Verknappung bei gleichzeitig hohen Preisen hat sich für Brabus als äußerst erfolgreich erwiesen. Der aktuelle Firmenchef Constantin Buschmann, Sohn des Gründers Bodo Buschmann, ist rund 180 bis 200 Tage im Jahr unterwegs, um Kunden in Metropolen wie Paris, Dubai und Los Angeles zu betreuen. Die Preise für Brabus-Fahrzeuge beginnen bei rund 400.000 Euro.
Die globale Ausrichtung und der Fokus auf Ultra-Luxus haben Brabus zu einem der wenigen deutschen Tuning-Unternehmen gemacht, die international erfolgreich sind und als eigenständige Fahrzeughersteller anerkannt werden.
Brabus auf einen Blick
- Gründung: 1977 durch Bodo Buschmann und Klaus Brackmann in Bottrop
- Unternehmensform: Eingetragener Fahrzeughersteller (nicht mehr nur Tuner)
- Spezialisierung: Ursprünglich auf Mercedes-Benz, Smart und Maybach; seit einigen Jahren auch KTM-Motorräder
- Besonderheit: Brabus produzierte zeitweise die schnellste Serienlimousine der Welt und hat sich vom Tuning-Betrieb zum Luxusfahrzeughersteller entwickelt.
Das Geschäftsmodell von BRABUS basiert auf mehreren Säulen:
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Fahrzeugveredelung: BRABUS bietet Komplettumbauten sowie Individualisierungen von Mercedes-Benz-Modellen – von der G-Klasse über die S-Klasse bis hin zu AMG-Modellen. Dabei entstehen Unikate, die oft weit über 500.000 Euro kosten.
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Limitierte Eigenmodelle: Unter dem Namen BRABUS ROCKET oder BRABUS 900 entstehen extrem leistungsstarke Einzelstücke mit stark limitiertem Kontingent – beliebt bei Sammlern und Investoren.
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Brabus Marine & Mobility: In den letzten Jahren expandierte BRABUS mit Yachten (Kooperation mit Axopar) und sogar in die Motorrad- und E-Mobilitätsbranche – inklusive High-End E-Bikes und Smart-Modifikationen.
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Aftermarket & Lifestyle: Neben Fahrzeugen vertreibt BRABUS Felgen, Interieurteile, Pflegeprodukte und Mode – alles im Zeichen der exklusiven Markenwelt.
Brabus an der Börse? – Warum ein IPO aktuell noch Zukunftsmusik ist
Ein Börsengang von Brabus wäre aus strategischer Sicht durchaus denkbar – insbesondere, um Kapital für die weitere Internationalisierung, den Ausbau individueller Fahrzeugprojekte oder die Entwicklung von nachhaltigen Tuninglösungen im E-Mobilitätssegment zu generieren. Als hochspezialisierter Luxusveredler mit globalem Renommee könnte Brabus gezielt Investoren ansprechen, die auf exklusive Nischenmarken mit starker Markenbindung setzen.
Dennoch erscheint ein IPO zum jetzigen Zeitpunkt wenig realistisch. Das aktuelle Marktumfeld ist von Zurückhaltung geprägt: Steigende Zinsen, geopolitische Unsicherheiten und ein insgesamt schwaches „Börsenwetter“ dämpfen die IPO-Lust selbst bei etablierten Unternehmen. Hinzu kommt die angespannte Handelspolitik zwischen den USA und Europa – insbesondere erhöten Zölle auf deutsche Fahrzeuge, die das Geschäft von Brabus indirekt belasten könnten, da ein erheblicher Teil der Nachfrage aus den USA stammt. Vor diesem Hintergrund wäre ein IPO erst dann sinnvoll, wenn sich das globale Börsenklima stabilisiert und der Zugang zu Wachstumskapital wieder attraktiver wird – auch für einen exklusiven Nischenplayer wie Brabus.