Luxusgüterbranche: Drei Aktien für die Ewigkeit?
Jahr für Jahr steigt die Zahl der Millionäre und Milliardäre auf der Welt. Davon profitiert vor allem die französische Luxusgüterbranche in beeindruckender Art und Weise. Ein Blick auf drei Dauerbrenner-Aktien von drei Konzernen, deren Produkte wohl nie langweilig werden: LVMH, Kering und natürlich Hermés.
Jahr für Jahr steigt die Zahl der Millionäre und Milliardäre auf der Welt. Davon profitiert vor allem die französische Luxusgüterbranche in beeindruckender Art und Weise. Ein Blick auf drei Dauerbrenner-Aktien von drei Konzernen, deren Produkte wohl nie langweilig werden: LVMH, Kering und natürlich Hermés.
LVMH
Der französische Weltmarktführer in der Luxusgüterindustrie dürfte nach den Zahlen zum ersten Quartal 2018 wohl mindestens auf Wolke Sieben schweben. Mit einem Umsatzplus von zehn Prozent auf zirka elf Milliarden Euro hat die über 70 Edelmarken umfassende Unternehmensgruppe die bereits hohen Analystenerwartungen deutlich übertroffen. Währungsbereinigt sind die Erlöse sogar um mehr als 13 Prozent gestiegen. Vor allem im Geschäft mit Uhren und Schmuck florierte das Geschäft, die Umsätze stiegen um 20 Prozent. Mit einem Plus von 16 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro lief es aber auch im Kerngeschäft, also dem mit Mode und Lederwaren, blendend.
Dass es gleich zu Beginn des Jahres so gut läuft, kommt für viele Experten unerwartet. Schließlich hatte der Luxuskonzern mit einem Umsatzanstieg von 13 Prozent auf 42,6 Milliarden Euro im Jahr 2017 die Messlatte ziemlich hoch gelegt. Der Konzern habe die höchsten Erwartungen übertroffen, kam es von der Deutschen Bank. Von Barclays über die Societe Generale bis hin zu Goldman Sachs hoben die Analysten der großen Geldhäuser ihre Kursziele teils deutlich bis auf über 300 Euro an.
Der Luxus-Gigant profitierte in erster Linie von einer deutlich gestiegenen Nachfrage aus China. Die Verkäufe im Luxusgüter-Geschäft legten dort so stark zu wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr. Zudem sind die Aussichten top. Schätzungen zufolge soll die Nachfrage nach teurem Schuck und teurer Kleidung im bevölkerungsreichsten Land der Welt bis zum Jahr 2020 auf 74 Milliarden Euro ansteigen. Hinzu kommt die immer besser werdende Positionierung im Online-Handel. Dieser scheint der Luxusindustrie im Allgemeinen ungeahnte Wachstumsoptionen zu bieten.
An der Börse schnellte die LVMH-Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen in ebenfalls ungeahntem Tempo empor. Seit Beginn des Jahres hat der Anteilsschein der Pariser damit schon knapp 16 Prozent an Wert zugelegt, mit 282,80 Euro zudem jüngst ein neues Rekordhoch markiert. Derzeit kostet das LVMH-Papier noch 281,25 Euro. Entsprechend hat sich der Aktienkurs seit dem Ende der Finanzkrise 2008 versechsfacht. Allein in den letzten eineinhalb Jahren stieg der Wert des Papiers um mehr als 85 Prozent. Eine hohe Dividende – 2017 lag diese bei fünf Euro – macht die Anteile zusätzlich attraktiv. Ohne Frage gehört die Aktie damit zu den Dauerbrennern der letzten Jahre. Und CEO Bernard Arnault inzwischen zu den drei reichsten Männern der Welt.
Kering
Die weltweite Nummer zwei im Luxus-Geschäft ist Kering. Der von Francois-Henri Pinault geleitete Konzern sitzt wie Konkurrent LVMH in Paris. Und während dessen Geschäfte hauptsächlich von der Marke Louis Vuitton abhängen, ist Kerings Zugpferd Gucci. Dessen Gewinnmarge kletterte im vergangenen Jahr auf 34 Prozent des Umsatzes. Anders als LVMH experimentierte Kering auch mit Zukäufen außerhalb des Luxusgeschäfts. So gehören beispielsweise die Sport-Marke „Nike“ und die US-Surfer-Marke Volcom zum Konzern. Das allerdings soll sich bald ändern. Man will sich offenbar von beiden so schnell wie möglich trennen. Damit konzentriert man sich wieder voll auf das Geschäft mit Luxusgütern. Ein „purer Player des Luxus“ wolle man werden, begründete Konzernchef Pinault die Entscheidung. Damit zielen die Pariser auf insgesamt noch bessere Margen, sprich höhere Gewinne ab. Glaubt man den Analysten, dürfte dies funktionieren.
Kering dürfte dank Gucci starke Wachstumszahlen vorlegen, schrieb Deutsche Bank-Analyst Dan Gianera. Er rechne für das erste Quartal 2018 mit einem organischen Umsatzplus von rund 40 Prozent. Sein Kursziel: 420 Euro. Auch Barclays-Analystin Julie Zhuang blickt zuversichtlich in Richtung der noch nicht veröffentlichten Ergebnisse und hob ihre Gewinnschätzung je Aktie für 2018 um drei Prozent an. Ihr Kursziel erhöhte sie ebenfalls von 430 auf 450 Euro. Wie bei LVMH war es bei Kering bereits im vergangenen sehr gut gelaufen. Die Umsätze stiegen um drei Milliarden, die Gewinne um eine Milliarde Euro. Das trieb auch die Aktie auf neue Höchststände. Die positiven Analystenkommentare und die fabelhaften LVMH-Ergebnisse ließen Anlegerzweifeln aufgrund der hohen Bewertung zuletzt aber gar keine Chance.
Und so steht der Kurs der Kering-Aktie inzwischen schon bei 438,30 Euro. Das entspricht seit 2008 einer Steigerung von mehr als 1.100 Prozent. Mit zwei Euro je Aktie liegt die Dividende zwar deutlich niedriger als bei LVMH, ist aber dennoch lukrativ. Wie weit die Aktie nun noch laufen kann, hängt freilich von den kommenden Zahlen ab. Dass der Kurs allerdings schon jetzt am oberen Ende der Analystenschätzungen angelangt ist, könnte ein Warnsignal sein. Für einen Dauerbrenner wie Kering aber vielleicht auch nur ein kleines.
Hermès International
Der dritte Pariser Luxuskonzern trägt den bekannten Namen Hermès und ist trotz deutlich kleinerem Umsatz an der Börse inzwischen mehr wert als Kering. Hermès befindet sich bis heute in Familienbesitz und ist vor allem für hochwertige Handtaschen und Seidentücher bekannt. Wie bei der nationalen Konkurrenz war es ein überraschend starkes China-Geschäft, dass die Umsätze und Gewinne des Konzerns 2017 nochmals deutlich hat ansteigen lassen. Das operative Ergebnis stieg um 13 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro, was einer Rekord-Rendite von 34,6 Prozent entsprach. Damit wurden bei Erlösen von 5,6 Milliarden Euro 22 Prozent des Umsatzes verdient. Kering und LVMH kommen hier „nur“ auf eine Marge von zwölf beziehungsweise 13 Prozent. Kein Wunder das Chef Axel Dumas da sagt: „Es war ein sehr gutes Jahr, das Wachstum war gesund und sehr profitabel.“
Gesund ist auch der Konzern selbst. Der Cash-Bestand ist mit zirka drei Milliarden Euro hoch, Schulden sind kaum vorhanden. So verwundert es auch wenig, dass der Kursverlauf der Aktie ein gesunder ist. Ein sehr gesunder sogar. „Seit Juli 1993 und Kursen um 4,95 Euro befindet sich der Titel in einer langfristigen Hausse-Bewegung, wobei sich bisher ein idealtypisches Wechselspiel aus Investment-Kaufsignalen, mittelfristigen Aufwärtstrends und Konsolidierungen beziehungsweise Korrekturen ergeben hat.“, analysiert die Commerzbank. Inzwischen kostet eine Aktie 516,80 Euro. Allein innerhalb der letzten zehn Jahr ging es um fast 600 Prozent nach oben. Neben dem Kursverlauf ist auch die Dividende von 4,10 Euro ein Anleger-Schmankerl. Dass der Konzern an der Börse inzwischen mit dem 40-fachen seines Jahresgewinns gehandelt wird, spricht dagegen für eine sehr hohe Bewertung. Wer jedoch so „gesund“ erscheint wie Hermès, der kann dennoch ein Dauerbrenner bleiben.
Fazit
LVMH, Kering und Hermès. Alle drei kommen sie aus Paris, alle drei haben sie über die vergangenen Jahre an der Börse Renditen erzielt, die man sonst fast nur aus dem Silicon-Valley kennt. Und das sozusagen mit einem Uralt-Bedürfnis des Menschen. Nämlich dem nach Luxus. Das dürfte in Zukunft nicht weniger werden. Die berühmte Bevölkerungsschere klafft weltweit immer weiter auseinander. Das schafft im Verhältnis mehr Armut, aber eben auch immer mehr Reichtum. Dass in Zukunft noch mehr teure Taschen, Uhren und Mode über die Ladentheke wandern, scheint wahrscheinlich. Und die französischen Konzerne sind in dem Segment gut aufgestellt. Der Gewinnanteil am Umsatz ist hoch, zudem haben sie kaum Schulden und hohe Barreserven. Zukäufe scheinen somit jederzeit im Bereich des Möglichen. Ebenso Dividendenanhebungen. Die Märkte in Russland, Indien oder China versprechen zudem noch einiges an Wachstumspotenzial. Mit Blick auf die hochstehenden Kurse scheint einiges davon schon in der Börsenbewertung enthalten, dennoch könnten sich die beeindruckenden Rallys weiter fortsetzen. Oliver Götz