Signs Award 2019: "Oscar der Kommunikationsbranche" in Berlin verliehen
Die Zeichensetzer des Jahres geehrt und dabei selbst Zeichen gesetzt. Erstmals in Berlin, wurde die Verleihung der Signs Awards 2019 zum visionären Gipfeltreffen einflussreicher Künstler, Vordenker und Entscheider. Vorangestellt diskutierte der Zukunftstag in hochkarätiger Besetzung das Europa von Morgen.
Die Zeichensetzer des Jahres geehrt und dabei selbst Zeichen gesetzt. Erstmals in Berlin, wurde die Verleihung der Signs Awards 2019 zum visionären Gipfeltreffen einflussreicher Künstler, Vordenker und Entscheider. Vorangestellt diskutierte der Zukunftstag in hochkarätiger Besetzung das Europa von Morgen.
Als die zwölf fünfzackigen und golden schimmernden Sterne auf blauem Grund zum ersten Mal an diesem Abend im Scheinwerferlicht strahlten, war die neunte Signs Award-Ausgabe fast schon vorüber. Antje Schomaker, als letzte Preisträgerin in der Kategorie „Newcomer in der Kommunikation“ ausgezeichnet, hatte sich die berühmte Europaflagge in Form eines lässigen Kapuzen-Pullovers übergestreift, als sie auf der Bühne einen ihrer Songs zum Besten gab, mit denen sie, wie es in der Jury-Begründung hieß, „den Nerv einer ganzen Generation“ traf.
Definitiv getroffen hat sie mit ihrer ausgefallenen Abendgarderobe Nerv, Kern und Herz der diesjährigen Signs Awards, von ntv auch schon mal als „Oscars der Kommunikationsbranche“ geadelt. Denn die standen in vielerlei Hinsicht ganz im Zeichen Europas und dessen Zukunft. „Ganz bewusst“, sagte Verlegerin Christiane Goetz-Weimer, die die Zeichensetzer-Gala gemeinsam mit der von ihr und ihrem Mann, Dr. Wolfram Weimer, gegründeten WEIMER MEDIA GROUP veranstaltet, in ihrer Eröffnungsrede, hätte man die renommierte Preisverleihung in diesem Jahr in die Woche der Europawahl gelegt. Und dabei auch „ganz bewusst in die Hauptstadt“. „Uns als überzeugten Europäern“, so Goetz-Weimer weiter „ist es wichtig, damit in einer Zeit, in der alle viel zu viel über Risiken und zu wenig über Chancen reden, ein proeuropäisches Zeichen zu setzen. Wir wissen, was wir Europa zu verdanken haben.“
José Manuel Barroso erhält Signs Award in der Kategorie „Verantwortung in der Kommunikation“
Und eines, das scheint Europa derzeit mehr denn je zu brauchen: Eine Miteinander- und nicht Gegeneinander-Kommunikation. „Wenn Fake News und Lügenpressevorwürfe unsere Kultur durchsetzen, hilft nur die Wahrheit. Wenn neuer Nationalismus Europa vergiftet, hilft uns nur Offenheit. Und wenn politische Korrektheit und Ideologie, das Denken und das Sprechen bevormunden wollen, dann hilft uns nur Freiheit“, so Goetz-Weimer. „Der Signs Award hat deshalb eine Jury, die gewissenhaft sucht, und gewissenhaft denjenigen auszeichnet, der die vorurteilsfreie Kommunikation und Debatte begleitet.“
José Manuel Barroso tat das nicht nur, als er von 2004 bis 2014 EU-Kommissionspräsident war. Aber seine zwei Amtszeiten in Brüssel freilich sind mit Blick auf sein Engagement für den europäischen Dialog ganz besonders in Erinnerung geblieben. Laudator Hans-Gert Pöttering, ehemals Präsident des Europäischen Parlaments, übergab ihm dafür als erster von zehn Preisträgern den Signs Award in der Kategorie „Verantwortung in der Kommunikation“. Barroso, hieß es in der Begründung der Jury, werde „für seine außenpolitischen Leistungen und Friedensmissionen auf internationaler Ebene geehrt. Der Potugiese sei „ein glaubwürdiger Europäer in Zeiten von Brexit und dem Erstarken rechts- wie linkspopulistischer Parteien“. Mit ihm ehre man einen „großen Europäer“, sagte Goetz-Weimer.
Und: „Wer hier ausgezeichnet wird, der schafft den entscheidenden Sprung in seiner Karriere.“ Das hätten die vergangenen Jahre gezeigt. José Manuel Barroso freilich muss zu diesem nicht mehr ansetzen, Mike Mohring, dem Landesvorsitzenden der CDU in Thüringen könnte als Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2019 schon bald einer gelingen. Einen Signs Award gab’s schon jetzt. In der Kategorie „Glaubwürdigkeit in der Kommunikation“. Im vergangenen Jahr erst erkrankte Mohring an Krebs. Seine „mediale Präsenz, und der damit verbundene öffentliche Diskurs hat vielen Erkrankten Mut gemacht und eine generelle Debatte zum Krankheitsbild Krebs ausgelöst“, lobte die Jury.
Oettinger: „Wir sind 28 Zwerge“
Der Signs Award in der Kategorie „Integration in der Kommunikation“ ging an den United Europe e.V. Die gemeinnützige Organisation, begründete die Jury, verbinde „europäische Entscheider, um skalierbare Lösungen für Europas größte Herausforderungen zu finden“. Mit „dem Ziel, nationale Egoismen und Ressentiments abzubauen“ werbe der Verein in „Vorträgen, Konferenzen mit Projekten und Seminaren für mehr Verständigung zwischen den EU-Mitgliedsstaaten“. Genau dafür warb auch EU-Kommissar Günther Oettinger in seiner meinungsstarken wie metaphorisch anschaulichen Laudation. „In Europa“, sagte Oettinger, „brauchen wir eine Strategie, eine Vision“, und fügte an: „Es gibt Länder innerhalb der EU, die sind klein. Und es gibt Länder innerhalb der EU, die wissen, dass sie klein sind. Wir sind 28 Zwerge. Zwerge stelle man im Garten auf. Dort werden sie angepinkelt. Aber gemeinsam im Team, können sie zu Riesen werden.“
Gemeinsam etwas bewegen, das passt auch zu Viva con Agua und Popstar Joris. Beide wurden für ihr Bemühen um „sauberes Trinkwasser und einen nachhaltigen Umgang mit der knappen Ressource Wasser in vielen Ländern Ostafrikas sowie Indien und Nepal“ mit dem Signs Award in der Kategorie „Engagement und Nachhaltigkeit in der Kommunikation“ ausgezeichnet. „Ich glaube“, so Musiker Joris, „es gibt Werte für die wir gemeinsam einstehen, für Menschlichkeit und Toleranz, dafür, dass Menschen überall sauberes Trinkwasser bekommen, darauf können wir uns hoffentlich alle einigen.“
Ilse Aigner für „Vertrauenswürdigkeit in der Politik“ ausgezeichnet
Ein Wert, der nicht zuletzt mit dem Aufkeimen populistischer Strömungen zunehmend mit Füßen getreten wird, ist der der politischen Vertrauenswürdigkeit. Umso wichtiger, dass es noch Politiker gibt, die diese als höchstes Gut ansehen. Solche, wie die – wenn es nach der Signs Award Jury geht – amtierende bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner. „Da ist eine Frau, die hat Ahnung“ laudatierte ihr die ehemalige Präsidentin des deutschen Bundestags, Prof. Dr. Rita Süssmuth. „Und die braucht es nicht mit viel Lautstärke zu verbinden. Auch die leiseren Töne können oft sehr wirksam sein. Gerade in Zeiten, in denen wir uns an Geschrei gewöhnen mussten.“ Die neue Trägerin des Zeichensetzerpreises in der Kategorie „Vertrauenswürdigkeit in der Politik“ versprach sogleich dann auch, dass sie ihren „Teil tun werde, dass das Vertrauen in die Politik nicht zerstört wird.“ Aber, so Aigner weiter, „Vertrauen ist eine Sache von Kontinuität, wenn man es einmal hat, dann muss man es sehr, sehr pflegen“.
Als Unternehmer wiederum sollte man vor allem auch lernen sein Image zu pflegen, mit der Zeit zu gehen und Angebote zu schaffen, die die Menschen begeistern. Carsten Schmidt, Vorsitzender der Geschäftsführung Sky Deutschland, hat das geschafft. „Mit seinen erfolgreichen Serien „Babylon Berlin“, „Das Boot“, „Der Pass“ oder „8 Tage“ setzt der Entertainment-Anbieter konsequent auf qualitativ hochwertige Eigenproduktionen“, heißt es in der Jury-Begründung zur Verleihung des Signs Awards in der Kategorie „Entertainment in der Kommunikation“. Schmidt gab sich bei der Preisannahme überwältigt. „Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ein kleines Team, innerhalb von eineinhalb Jahren solche Erfolge feiert, hätte ich es nicht geglaubt. Ich danke für diesen inspirierenden Abend.“
Die weiteren Signs Awards in den Kategorien „Mut in der Kommunikation“ und „Innovation in der Kommunikation“ gingen an Dr. Josef Arweck und Porsche sowie an Stefan Zant und YouSport, eine automatisch Highlights von Sportevents produzierende App. Die Laudatio hielt Sportkommentator-Legende und Urgestein Marcel Reif.
BAT-Stiftung für Zukunftsfragen feiert 40-jähriges Jubiläum – Zukunftstag als Plädoyer für Europa
Darüber hinaus zeichnete der Signs Award in diesem Jahr erstmals nicht nur „Zeichensetzer in der Kommunikation“ aus, mit dem vorangestellten „Zukunftstag“ anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der „Stiftung von Zukunftsfragen“ ging es im offenen Dialog auch darum, selbst Zeichen zu setzen für ein zukunftsfähiges, starkes Europa. Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diskutierten so einen kurzweiligen Nachmittag lang Visionen, Träume und Ideen, sowie freilich auch die großen Herausforderungen mit Blick auf den europäischen Kontinent und die EU als Friedensprojekt, Wirtschafts- und Währungsraum wie auch global einzigartiges Gesellschaftsprojekt. So diskutierte der ehemalige BILD-Chefredakteur Kai Diekmann mit Grünen-Politikerin Dr. Hanna Neumann, der Fraktionsvizevorsitzenden der Bayer-FDP Julika Sandt, Dr. Andrea Despot vom Institut für europäische Politik und Dr. Thomas Sattelberger, Bundestagsabgeordneter für die FDP sowie ehemaliger Telekom-Vorstand, auf einem Panel über Europas dringlichste Herausforderungen. Key-Notes kamen unter anderem von Dr. Ingo Friedrich, Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats und Vizepräsident des ¬Europäischen Parlaments a. D., zu „Europa vor der Zukunft“ und Prof. Dr. Mario Ohoven, President of ¬European Entrepreneurs sowie Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, zum Thema „Die Bedeutung des Mittelstands in einem geeinten Europa“.
Weltweit, gab letzterer zu bedenken, gäbe es 2375 Hidden Champions, 1349 davon seien deutsche. „Der Mittelstand“, so Ohoven weiter, sei „die Wirbelsäule Deutschlands. Ohne die Konzerne kein Mittelstand, ja. Aber ohne den Mittelstand keiner halber Konzern.“ Deutsche Mittelständler seien verantwortlich für „mehr als 65 Prozent aller Arbeitsplätze in der Bundesrepublik, 85 Prozent der Ausbildungsplätze und mehr als 80 Prozent der Patente“.
Und auch dieser Mittelstand freilich, profitiert von der Europäischen Union. „Europa“, sagte Prof. Dr. Ulrich Reinhardt, der wissenschaftliche Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, „ist die Zukunft und muss zusammenwachsen. Deutschland wird nicht allein in dieser Welt bestehen können.“ Goetz-Weimer wiederum formulierte es so: „Europa ist ein Mythos, ein Sehnsuchtsort, ein Traum, der rückwärts wie vorwärts zu träumen ist.“ Und als Antje Schomaker mit Europa-Pulli und Gitarre im Ritz-Carlton auf der Bühne spielte und sang, war das tatsächlich ein kleiner Moment zum europäischen Träumen.
Oliver Götz