Snapchat: Viel Spectacle – ist das genug?
Nachdem Snapchat in den letzten Monaten von einer Pleite in die Nächste rutschte, scheint es jetzt für die Snap Inc. wieder Hoffnung zu geben. Der Grund: Snap versteht es wie kaum eine andere App, sich an die Bedürfnisse der Generation Z, also derjenigen Nutzer, die mit Sozialen Medien aufgewachsen sind und diese vollkommen selbstverständlich nutzen, anzupassen. Doch reicht das, um langfristig Erfolg zu haben? Und werden die Aktionäre den Weg hin zum immer abgefahreneren Trendprodukt mitgehen?
Nachdem Snapchat in den letzten Monaten von einer Pleite in die Nächste rutschte, scheint es jetzt für die Snap Inc. wieder Hoffnung zu geben. Der Grund: Snap versteht es wie kaum eine andere App, sich an die Bedürfnisse der Generation Z, also derjenigen Nutzer, die mit Sozialen Medien aufgewachsen sind und diese vollkommen selbstverständlich nutzen, anzupassen. Doch reicht das, um langfristig Erfolg zu haben? Und werden die Aktionäre den Weg hin zum immer abgefahreneren Trendprodukt mitgehen?
Letzte Woche wurden Daten des Markforschungsinstituts eMarketer veröffentlicht, die Erstaunliches belegten: Snapchat ist bei der Altersgruppe zwischen zwölf und 17 Jahren mittlerweile beliebter als Facebook und Youtube. Der Grund dafür? Laut eMarketer Analyst Oscar Orozco vor allem die Tatsache, dass Snapchat, anders als andere Soziale Medien wie Facebook und Co. seinen Nutzern vor allem die visuelle Kommunikation ermöglicht, ein Feature, das vor allem bei extrem jungen Nutzern ab zwölf Jahren extrem beliebt ist und so bei anderen Sozialen Netzwerken nicht zu finden ist.
Doch Snapchat, 2011 von den beiden Stanford-Studenten Bobby Murphy und Evan Spiegel gegründet, bietet jungen Nutzern mehr als nur die Möglichkeit der visuellen Kommunikation durch das Versenden von Bildern, die sich nach zehn Sekunden von selber löschen: Seit Anfang 2017 ist Snapchat mit seiner tragbaren Kamera in Form einer Sonnenbrille auch im Hardware-Bereich aktiv und konnte sich mit Einnahmen von über acht Millionen US-Dollar allein im ersten Quartal 2017 als Marktführer etablieren.
Und es scheint als hätte Snapchat noch einiges mehr in der Hinterhand: Anshel Sag, Analyst bei Moor Insights & Strategy, geht davon aus, dass Snapchats Sonnenbrillen-Kamera namens „Spectacles“ nur der Testlauf für ein weitaus größer angelegtes Projekt im Augmented-Reality Bereich ist. Ein deutliches Indiz, das für Snapchats Wunsch sich im AR-Bereich ein weiteres Standbein aufzubauen, war die Anmeldung mehrere Augemented-Reality-Patente im Mai dieses Jahres. Auch ein bereits letztes Jahr getätigter Firmenaufkauf spräche auf jeden Fall dafür: So übernahm der Social Media Dienst im Dezember 2016 das israelische AR-Startup „Cimagine“ für geschätzte 30 bis 40 Millionen US-Dollar. „Cimagine“ ist eine AR-Plattform, die es Kunden erlaubt, sich Produkte vor ihrem Kauf direkt an ihrem vorgesehenen Ort zu visualisieren.
Eine weitere positive Entwicklung bei Snapchats ist der Aufbau zweier Daily News Shows in Zusammenarbeit mit NBC und CNN. Die Videos, die täglich ein bis zwei Mal auf Snapchats Discover Plattform hochgeladen werden, sind wie auch die anderen Features von Snapchat gerade bei sehr jungen Nutzern beliebt. So sind 60 Prozent der Zuschauer der knapp drei minütigen Videos unter 25 Jahren. Über 40 Prozent der Gesamtzuschauer gaben ab, die Daily News Show mindestens drei Mal die Woche zu sehen, ein gewaltiger Erfolg bei einer Generation, die ihre Nachrichten hauptsächlich aus den Sozialen Netzwerken bezieht.
Es scheint also trotz schlechter Quartalszahlen und dem damit zusammenhängenden Börsen-Crash noch Hoffnung für Snap Inc. zu geben. So sprach Royal Bank of Canada Analyst Mark Mahaney der Snap Aktie eine Kaufempfehlung aus und ging sogar soweit die App als „beste Produktinnovation“ in der Social Media Welt zu bezeichnen. Er hob sein Kursziel auf 20 US-Dollar an, was einem Plus von 38 Prozent gegenüber dem Wert von Mitte dieser Woche von 14,49 US-Dollar entspräche. Dank einiger positiver Analysen stieg die Aktie auch prompt an und beendete den Monat August mit einem Plus von sechs Prozent. Der Gesamtbörsenwert von Snap betrug Anfang September 17,5 Milliarden US-Dollar. Alles in allem, sollte Snap also noch nicht abgeschrieben werden. Denn gelingt es dem Unternehmen sein Potenzial langfristig voll auszuspielen und Werbekunden zu halten, steht einer erfolgreichen Zukunft eigentlich nichts im Wege. Rosalie Engels