Aktienfonds sind ein Muss, nur welche?
Die internationalen Aktienmärkte profitieren immer stärker von der Geldschwemme der Notenbanken. Die Deutschen favorisieren vor allem heimische Werte. In den letzten drei Jahren sind sie damit gut gefahren. Doch die aktuellen Champions stehen selten auch morgen noch auf dem Siegertreppchen.
Die bei hiesigen Anlegern besonders beliebten Fonds mit Schwerpunkt auf deutsche Aktien ließen in den letzten drei Jahren alle anderen Fondsklassen weit hinter sich. Laut Bundesverband Investment und Asset Management betrug die Wertentwicklung der Aktienfonds Deutschland in diesem Zeitraum im Schnitt 35,3%.
Zum Vergleich: Aktienfonds mit Schwerpunkt Emerging Markets schafften im gleichen Zeitraum lediglich ein Plus von 7,4%. Selbst die boomenden Anleihemärkte verhalfen den Emerging-Markets-Rentenfonds nur zu einem Zuwachs von 25,9%. Kein Wunder also, dass die Anleger ihr Geld im vergangenen Jahr vor allem in Aktienfonds steckten.
Zahl der Aktionäre sinkt
Trotz dieser erfreulichen Entwicklung ging die Zahl der Aktionäre in der zweiten Jahreshälfte 2012 signifikant zurück: „Insgesamt waren 8,8 Mio. Anleger direkt oder indirekt in Aktien investiert. Dies entspricht 13,7% der Bevölkerung. Nach einem starken Anstieg um 1,5 Mio. Anleger im ersten Halbjahr bedeutet dies einen Rückgang um 1,3 Mio. im weiteren Jahresverlauf“, teilte das Deutsche Aktieninstitut (DAI) Ende Februar mit. Den Grund für den Rückgang sieht das DAI vor allem in einer Beruhigung der Lage: „Die öffentliche Diskussion um die Sicherheit des Euro hat sich zwischenzeitlich stark beruhigt und Inflationstendenzen haben sich bislang auch nicht eingestellt. Die Anleger haben sich scheinbar an die Dauerkrise gewöhnt, sodass das Angstmotiv für die Aktienanlage entfallen ist.“ Dies ist umso erstaunlicher, als sich der Anlagenotstand weiter verschärft hat. Deutsche Staatsanleihen, Sparbuch, Festgeld & Co. bieten kaum noch eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals – geschweige denn einen Inflationsausgleich.
Dividendenregen winkt
Insofern mag die Zahl der Deutschen, die ihr Geld in börsennotierte Unternehmen stecken, sinken – das große Geld fließt jedoch weiter in Aktien: Dow Jones und S&P 500 kletterten zuletzt jeweils auf neue Rekordstände. Dem DAX fehlen dazu gerade einmal ein paar Prozent und der japanische Nikkei 225 notiert auch immerhin so hoch wie seit viereinhalb Jahren nicht mehr. „Es ist allein das billige Geld, das die Kurse rund um den Globus derzeit antreibt”, so Peter Cardillo von Rockwell Global Capital. Weil ein Ende der Liquiditätsschwemme nicht in Sicht ist – sowohl die Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) erklärten jüngst, die lockere Geldpolitik fortsetzen zu wollen – dürfte sich daran so schnell nichts ändern. Die Zurückhaltung kommt die hiesigen Anleger jedoch teuer zu stehen. Denn wer keine Aktien oder Aktienfonds hält, an dem gehen Börsenboom und Dividendensegen gänzlich vorbei.
Aktienfonds sind alternativlos
Insgesamt könnten sich die Ausschüttungen im laufenden Jahr auf rund 27,6 Mrd. Euro belaufen, wie aus einer kürzlich veröffentlichten Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervorgeht. Damit würde nicht nur der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2008 (27,3 Mrd. Euro) knapp übertroffen, sondern auch die durchschnittliche, erwartete Dividendenrendite im DAX auf stolze 3,8% steigen. Die Entscheidung für oder gegen Aktienfonds wird dem Sparer also abgenommen: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt aktuell bei 1,35%, Sparkonten bringen im Schnitt nur noch 0,4% und beim Tagesgeld sind maximal 1,85% drin. Trotz einer zuletzt rückläufigen Preissteigerungsrate bleibt das Problem des Kaufkraftverlustes somit unvermindert bestehen.
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+50% mit deutschen Aktien
Angesichts dieser Umstände sind Aktienfonds in den kommenden Jahren für alle, die ein Vermögen aufbauen oder für das Alter vorsorgen müssen, ein „Must-have“. Allein die Höhe des Aktienanteils im Anlagemix und die geografische Ausrichtung sollten der individuellen Situation angepasst sein. Schwierig wird es hingegen bei der Auswahl der einzelnen Aktienfonds. Die Tabellen mit den jeweils besten Fonds des zurückliegenden Jahres erfreuen sich stets großer Beliebtheit. Daher wollen wir Ihnen diese Aufstellung für 2012 nicht vorenthalten. In der Kategorie Aktienfonds Deutschland liegt der DWS Deutschland (WKN: 849096) mit einer Wertentwicklung von 36,9% auf dem dritten Platz. Rang 2 geht mit einer Performance von 37% an den Deutschland-INVEST (WKN: 847928) von der LBB-Invest. Die Spitzenposition hat sich der HAIG MB S Plus B (WKN: HAFX2B) von Hauck & Aufhäuser mit sagenhaften 50,8% verdient (Quelle: fundresearch.de; Finanzen Fundanalyzer).
Die Performance-Weltmeister
Im weltweiten Vergleich schnitten Aktienfonds mit Fokus Türkei (+60%), Thailand (+36,6%) und Österreich (+28,8%) besonders gut ab. Die Rekordjagd am Bosporus sorgte auch dafür, dass die Performance-Rankings für 2012 von entsprechenden Produkten dominiert werden: Der GIF Turkey Equity (WKN: A0D9FL) von HSBC liegt hier mit 72,19% unangefochten auf Platz 1. Dahinter rangiert der DWS Türkei (WKN: A0DPW3) mit 69,08%. Auf dem dritten Platz folgt der KBC Equity Fund Turkey (WKN: A0MRMD) mit einem Plus von 66,96% (Quelle: fundresearch.de; Finanzen Fundanalyzer). Ein weiterer Top-Performer des Jahres 2012 war mit +30% der Allianz Thailand Equity IT (WKN: A0Q1MC). Das Fondsmanagement gibt auch im laufenden Jahr weiter Gas und kann für die letzten zwölf Monate mittlerweile eine Wertentwicklung von mehr als +55% vorweisen. Damit können die 2012 ebenfalls sehr erfolgreichen Produkte mit Fokus auf den österreichischen Aktienmarkt nun nicht mehr mithalten. Im Kalenderjahr 2012 wies beispielsweise der ERSTE Responsible Stock Austria T (WKN: A0LB1F) noch eine ähnliche Wertentwicklung auf wie der Allianz Thailand IT – auf Sicht der letzten zwölf Monate fällt er mit nur mehr +20% jedoch deutlich ab. Diese Entwicklung verdeutlicht einmal mehr, warum eine Fokussierung auf die performancestärksten Fonds eines Kalenderjahres zu kurz greift.
Glück meist von kurzer Dauer
Denn die sensationellen Wertzuwächse verstellen häufig den Blick auf die langfristige Entwicklung und das jeweilige Risikoprofil der Produkte. Dies lässt sich am oben genannten HAIG MB S Plus B nachvollziehen. Über drei Jahre liegt die Wertsteigerung lediglich bei 5,76%. Ein Blick auf die längerfristige Wertentwicklung scheint daher angeraten. Zusätzlich sollte dem Parameter Volatilität beziehungsweise Risiko ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn bei der Ermittlung der besten Produkte ist eine reine Performance-Betrachtung nicht der Königsweg. Um zu ermitteln, ob das Fondsmanagement einen echten Mehrwert für den Anleger generiert hat, sollte stattdessen die Performance der Fonds mit dem Risiko in Bezug gesetzt werden. Auf diese Weise kommt man zur risikoadjustierten Rendite. Letztere wird in Form der sogenannten Sharpe Ratio berechnet. Eine positive Sharpe Ratio zeigt demnach an, dass gegenüber der risikolosen Geldmarktanlage eine Überrendite erwirtschaftet wurde und in welchem Verhältnis diese zu dem eingegangenen Risiko steht.
Auf eigenes Risiko
In einer aktuellen Studie untersuchte e-fundresearch beispielsweise das Universum der globalen Aktienfonds mit Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland und der Schweiz hinsichtlich der besten langfristigen Risikoertragsprofile. Gemessen an der Sharpe Ratio über den Zeitraum der letzten fünf Jahre ergibt sich folgendes Ranking. Mit einem Wert von 0,59 rangiert der Fidelity Funds – Global Consumer Industries (WKN: 941083) auf dem ersten Platz. Dahinter folgen – mit einem Wert von 0,58 – der Morgan Stanley Global Brands (WKN: 579993) und der Pictet-Security-P (WKN: A0LASD). Mit einer Sharpe Ratio zwischen 1,14 und 1,39 über einen Zeitraum von drei Jahren spielen die genannten Produkte damit in Sachen Risikoertragsprofil in einer anderen Liga als beispielsweise der HSBC GIF Turkey Equity mit 0,57 oder das Extrembeispiel HAIG MB S Plus B mit –0,17.
Fazit
An Aktienfonds führt im Zuge eines langfristigen Vermögensaufbaus derzeit kein Weg vorbei. Bei der Auswahl sollten Anleger zunächst auf das Risikoertragsprofil der Produkte und einen breiten Anlagefokus achten. Im zweiten Schritt sollten Fondsgröße, Management und Gebühren in Augenschein genommen werden.