DAX reißt Unterstützungslinie
Der DAX ist auf Talfahrt. In dieser Woche steht bereits ein Minus von rund fünf Prozent zu Buche. Im Fokus steht nun das wichtige Tief bei 10.652 Punkten, das der Leitindex im Juli markierte. Am 20. August fiel der Index deutlich unter diese Marke – ein neuer Abwärtstrend?

Signale der Schwäche hat der Frankfurter Leitindex schon seit rund vier Woche gezeigt. Das letzte Hoch fiel verhaltener aus als die vorhergehenden und auch die gleitenden Durchschnitte sind zum Ende der vergangenen Woche durchbrochen worden. Am 20. August fiel er nun deutlich unter seine Unterstützungsmarke von 10.652 Punkten – bis unter 10.450. Damit ist das eingetreten, was Analysten als starkes Signal für einen ausgeprägten Abwärtstrend vorhergesagt hatten.
In dieser Woche hilft es den verschreckten Anlegern nicht, dass sich die Federal Reserve wiederholt gegen die Zinswende ausgesprochen hat. Zu schwer wiegen derzeit die Bedenken um die Weltkonjunktur. Die wiederholt abgeschmierten Börsen in China taten ihr übriges. So fiel der Dax zurück auf sein Januar-Niveau – auf Wochensicht summiert sich der Abschlag auf nunmehr vier Prozent. Zuletzt lief die Frankfurter Benchmark auch wegen einer schwachen Wall Street über zwei Prozent schwächer.
Es sind vor allem die Sorgen um die globale Konjunktur, die den August bisher so schwierig gestalten. Die Probleme in den Schwellenländern, diesen designierten Wachstumsmotoren der Zukunft, mehren sich. Primär Wirtschaftsgigant China verunsichert die Börsianer. Zur Veranschaulichung dieser Verunsicherung reicht ein Blick auf die Rohstoffbörsen, die kurzfristigen Futures für die richtungsweisenden Rohölsorten Brent und WTI verloren am Donnerstag weitere 1,4 und 1,7 Prozent. In Shanghai, der wichtigsten Festlandbörse Chinas, sackte der kriselnde Composite über drei Prozent ab.
Selbst gute Neuigkeiten aus Washington konnten die Marktakteure nicht ruhigstimmen. So können diese weiter mit billigem Geld der US-Notenbank Federal Reserve rechnen, denn die Zinswende hat immer noch keinen festen Termin. Zwar verdichteten sich die Hinweise, dass die erste Erhöhung der Leitzinsen seit der Finanzkrise mittelbar bevorsteht, doch vermied das Führungsgremium um Fed-Chefin Janet Yellen in den Protokollen ihrer monatlichen Sitzung eine klare Aussage.
Die obersten Geldpolitiker der Vereinigten Staaten verwiesen auf Verbesserungen am US-Arbeitsmarkt. Sie erwähnten allerdings auch Sorgen wegen der nach wie vor niedrigen Inflation und des schwachen Wachstums der Weltwirtschaft. Ein Vertreter der Notenbank war dabei bereit, für einen Zinsschritt zu stimmen. Eine weitere Gruppe von Teilnehmern sah die Bedingungen für eine Anhebung entweder bereits gegeben oder voraussichtlich in Kürze erreicht. Dennoch: Klare Hinweise auf den geldpolitisch so wichtigen Schritt lieferte die Bank den Anlegern nicht. Das sorgte heute am Devisenmarkt für eine Aufwertung des Euros. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich in der Spitze um 0,6 Prozent auf 1,118 US-Dollar.
Der Wall Street verschaffte das aber keinen Durchbruch. Zunächst waren die Anleger erleichtert, dass die Notenbank den entscheidenden Schritt nicht gegangen ist - das ließ die US-Börsen nach oben klettern. Am Ende schloss der Dow-Jones aber ein knappes Prozent leichter bei 17.348 Punkten.
Auch in Japan färbten sich die Anzeigetafeln rot. Die Tokioter Börse verzeichnete deutliche Abschläge: „Man geht davon aus, dass der chinesische Markt weiter großen Schwankungen unterworfen sein wird und das wird weiter auch Auswirkungen auf die Stimmung in Japan haben”, sagte Yoshinori Shigemi, Marktstratege von JP Morgan. Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte schloss 0,9 Prozent leichter und konnte seine wichtige Tausendermarke mit 20.033 Zählern nur knapp verteidigen. Handelsblatt