Analystenstimme der Woche: Apple
900 Milliarden US-Dollar: diese magische Schwelle bei der Marktkapitalisierung konnte die Apple-Aktie in dieser Woche überschreiten, wenn auch nur kurz. Wie lange kann der Silicon-Valley Gigant diesen Rekordlauf noch fortsetzen? Commerzbank-Analyst Marc Gemeinder ist dieser Frage für die BÖRSE am Sonntag nachgegangen.
900 Milliarden US-Dollar: diese magische Schwelle bei der Marktkapitalisierung konnte die Apple-Aktie in dieser Woche überschreiten, wenn auch nur kurz. Wie lange kann der Silicon-Valley Gigant diesen Rekordlauf noch fortsetzen? Commerzbank-Analyst Marc Gemeinder ist dieser Frage für die BÖRSE am Sonntag nachgegangen.
Mac-Computer, iPhone und iPad setzten in der Vergangenheit neue Maßstäbe und begründeten Märkte, denen die Konkurrenz häufig hinterher entwickeln musste. Das amerikanische Unternehmen mit Sitz in Cupertino verfügt über eine der weltweit wertvollsten Marken überhaupt. Apple glänzt zudem durch ein vollintegriertes Ökosystem mit hohem Cross-Selling-Potenzial. Gemessen an der Marktkapitalisierung in Höhe von aktuell rund 900 Milliarden US-Dollar ist Apple bereits seit einiger Zeit das teuerste Unternehmen der Welt.
Starke Partner an Bord
Die Konkurrenz bleibt zwar nicht untätig, konnte den Abstand aber bislang nicht aufholen. Zuletzt konnte Apple gerade mit hochpreisigen und qualitativ überzeugenden Produkten punkten. Neben dem Ausbau von Services und Dienstleistungen reagiert das Unternehmen auch mit gezielten Zukäufen und öffnet seine Plattform stärker als bisher für externe Entwickler. Apple kooperiert zum Beispiel mit IBM und SAP im Geschäftskundenbereich. Bei der Partnerschaft mit IBM werden Apps entwickelt, die iPhone- und iPad-Nutzer direkten Zugang zur entsprechenden Cloud-Datenwelt ihres Unternehmens ermöglichen. Die Apple-Produkte werden damit auch im gewerblichen Bereich zunehmend attraktiver. Auch mit Nokia wurde eine Partnerschaft vereinbart. Apple darf Lizenzen wieder nutzen und bekommt Services und Hardware vom finnischen Netzwerkausrüster.
Steuerpraxis löst weltweite Kritik aus
Gegenwind gibt es aber zunehmend von regulatorischer Seite. Die EU-Kommission vermutet bereits seit Längerem eine wettbewerbswidrige Beihilfe bei den für die irische Apple-Tochter gewährten Steuerkonditionen. Als Folge daraus wurde Irland bereits angewiesen, nachträglich Steuern in Milliardenhöhe von Apple einzufordern. Wie hoch am Ende die Zahlungen sein könnten, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt aber reine Spekulation. Das Bestreben des iPhone-Konzerns, Ergebnisse und Gewinne weltweit zu maximieren, mögliche Steuerzahlungen darauf jedoch zu minimieren, führt zunehmend zu öffentlicher Kritik. Auch im Zusammenhang mit den sogenannten „Paradise Papers“ und den dort aufgeführten strategischen Methoden zur Vermeidung von Steuerzahlungen ist Apple aufgeführt worden.
Nach Jahren anhaltenden Wachstums und sprudelnder Gewinnen verfügt Apple über hohe Liquiditätsreserven in einem Volumen von weit mehr als 260 Milliarden US-Dollar. Ein Großteil des Vermögens befindet sich jedoch außerhalb der Vereinigten Staaten bei den weltweiten Tochtergesellschaften. Bislang müssen US-amerikanische Firmen auf internationale Einkommen rund 35 Prozent Steuern zahlen, wenn sie diese in die USA zurückholen. Apple könnte jedoch von den Steuerplänen der Republikaner profitieren, die eine Reduktion des Satzes auf zwölf Prozent vorsehen.
Neues Premium-iPhone zum zehnten Geburtstag
Apple hatte im Herbst sein neues Flaggschiff iPhone X („10“) präsentiert. Wichtige Neuerungen des Modells sind der eingebaute 3-D-Sensor (insbesondere für die Gesichtserkennung), kontaktloses Laden sowie der neue vergrößerte und verbesserte Bildschirm mit OLED-Technologie. Das iPhone X, das in der Basisversion zum Rekordpreis von 999 US-Dollar verkauft wird, erfreut sich ab dem Verkaufsstart einer sehr hohen Nachfrage. Mit der Apple Watch, die bislang eher ein Ladenhüter war, sind künftig unabhängig vom iPhone Telefonate möglich. Apple TV wird auf 4K aufgerüstet (hochauflösende Inhalte). Die Apple Fan-Gemeinde hatte lange darauf gewartet und zeigte sich bei der Präsentation der neuen Produkte wie immer begeistert. Viele Kunden besitzen noch ältere iPhones und werden nun auf die neue 8er Produktreihe beziehungsweise das iPhone X umsteigen. Es spricht einiges dafür, dass Apple auch 2017 die richtige Hardware ausgerollt hat, um die hohen Umsatz- und Ergebniserwartungen erfüllen zu können.
Apple kann inzwischen weit mehr als iPhones
Im Abschlussquartal des Geschäftsjahres 2017 hat Apple mit einem Umsatz von 52,6 Mrd. US-Dollar (erwartet waren 50,8 Mrd. US-Dollar) deutlich, und einer Marge von 37,9 Prozent (Ergebnis am oberen Ende der avisierten Spanne) insgesamt besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Der Umsatz legte in fast allen Segmenten mit zweistelligen Wachstumsraten zu. Eine Ausnahme bildete lediglich der bereinigte iPhone-Absatz, der auf hohem Niveau vergleichsweise nur moderat um zirka drei Prozent zulegen konnte. Der späte Verkaufsstart der neuen Smartphones iPhone 8/8 Plus hat sich aber noch nicht wesentlich in den Zahlen ausgewirkt. Die Serviceumsätze, iPad- und Mac-Verkäufe - wie auch erstmals eine höhere Nachfrage nach der Apple Watch - überraschten hingegen sehr positiv.
Ebenso gab es deutliches Wachstum auf dem wichtigen Absatzmarkt China. Das China-Geschäft wird mitentscheidend für den Erfolg im Geschäftsjahr 2018. Das Management blickt sehr optimistisch auf das aktuelle Quartal, zusätzlich angetrieben vom Weihnachtsgeschäft dürfte sich dann auch die sich abzeichnende hohe Nachfrage nach dem Premiummodell iPhone X deutlich in den Zahlen niederschlagen. Nach den durch die Berichterstattung ausgelösten leichten positiven Ergebnisrevisionen hat die Aktie einen neuen Höchststand erreicht.
Fazit
Apple zeigt Quartal für Quartal seine operative Stärke. Die bisherige Geschäftsdynamik, die in der Vergangenheit vor allem von den fulminanten Absatzerfolgen der iPhone-Modelle dominiert wurde, nun aber unverändert in die Zukunft fortzuschreiben, wird allerdings schwieriger. Die im Apple-Universum mit Erfolg vertriebenen zusätzlichen Produkte und Services erhalten nach und nach bereits mehr Gewicht. Solange das Unternehmen die hohen Gewinnerwartungen immer wieder erfüllen kann, hat die Aktie - zumindest auf kurz- bis mittelfristige Sicht - noch moderates Aufwärtspotential.