Aprilscherz oder Bitcoin-Comeback?
Der Bitcoin-Kurs ist binnen einer Stunde um mehr als 20 Prozent nach oben geschossen. Dafür gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg?
Der Bitcoin-Kurs ist binnen einer Stunde um mehr als 20 Prozent nach oben geschossen. Dafür gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg?
Die Kryptowährung knackt erstmals seit November wieder die Marke von 5.000 Dollar. Nachdem sich der Bitcoin-Kurs monatelang kaum bewegt hatte, schoss er am vergangenen Dienstag, dem 1. April, bis zu 23 Prozent auf 5.076 Dollar in die Höhe. Über den Grund für die starke Nachfrage nach der bekanntesten und größten Kryptowährung kann bislang nur spekuliert werden. Der Nachrichtenagentur Reuters macht eine 100 Millionen Dollar schwere Order eines unbekannten Käufers für die Kursbewegung verantwortlich. Bloomberg führt den sprunghaften Kursanstieg auf eine Banalität zurück, wie man sie nur im Frühling beobachten kann: Ein Aprilscherz, in dem behauptet wurde, die US-Börsenaufsicht SEC habe grünes Licht für zwei Bitcoin-ETFs gegeben. Kryptowährungs-Analyst Brain Kelly begründet das Bitcoin-Comeback mit steigendem Interesse von institutionellen Investoren. „Selbst vermögende Privatpersonen und Family Offices beginnen sich ernsthaft dafür zu interessieren. Es gibt ein paar große Brokerfirmen, die Verwahrungslösungen auf den Markt bringen. Es tut sich sehr viel unter der Oberfläche“, betont Kelly. Gegenüber CNBC rief der Aalyst das nächste Kursziel bei 6.000 Dollar aus. Technisch gesehen nicht unwahrscheinlich, da die 200-Tage-Linie bei 5.236 Dollar auf den Weg zur nächsten Widerstandszone bei 6.000 Dollar die einzige Hürde darstellt. Nigel Green, Gründer und Chef des Anlageberaters deVere traut der Kryptowährung sogar noch mehr zu. Der rasante Kursanstieg werde viele Investoren anlocken und deshalb den Bitcoin-Kurs innerhalb der nächsten Monate auf 7.000 Dollar befördern.
Egal, was der Auslöser für den starken Kursanstieg ist, das Bitcoin-Kasino zeigt mal wieder sein wahnsinniges Gesicht par excellence. Anders als von den anonymen Erfindern intendiert, konnte sich die Digitalwährung nie als ernstzunehmende Währung durchsetzen – nicht zuletzt weil der Handel mit der Blockchain-Technologie mehr mit Pferdewetten gemein hat, als mit seriösen Anlagestrategien. Dabei birgt Blockchain großes Potential und könnte eingestaubte Transfermechanismen revolutionieren. Die Kryptowährungen Bitcoin oder Ethereum sind die wohl bekanntesten Anwendungen von Blockchain. Es handelt sich um von Hochleistungs-Rechnern geschaffene digitale Währungen. Der Vorgang: Computer müssen komplizierte Algorithmen lösen und bekommen dafür Bitcoins zugeteilt, kurz „Mining“. „Als technologischer Enabler kann die Blockchain dabei helfen, bestehende Prozesse schneller, kostengünstiger und einfacher abzuwickeln. Die Blockchain ist sowohl eine Revolution auf der technischen Infrastrukturebene als auch eine Evolution auf der Businessebene“, erklärt Payment-Experte Kilian Thalhammer, der dem System eine rosige Zukunft voraussagt. Laut dem Branchendienst Coinmarketcap.com beläuft sich das gesamte Marktvolumen aller rund 2.100 Kryptowährungen auf 159 Milliarden Dollar. Bislang wurden rund 17,6 Millionen Stück Bitcoin entwickelt. Die maximal mögliche Menge ist auf 21 Millionen beschränkt.
Derzeit prüfen JP Morgan und Internetkonzerne wie Facebook die digitale Währung auf ihre Alltagstauglichkeit. Auch andere Cyberdivisen wie Ethereum und Ripple profitieren von der steigenden Nachfrage nach digitalen Münzen, die der Bitcoin-Kursanstieg ausgelöst hat. So ist der Preis für die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum um gut zehn Prozent auf 155 Dollar angestiegen. Trotz des starken Kurssprungs ist der Bitcoin weit von seinem Rekordhoch von Ende 2017 entfernt. Damals war der Kurs der Kryptowährung auf Bitsamp bis auf 19.666 Dollar gestiegen. In den vergangenen Monaten hatte sich der Bitcoin-Kurs nur relativ wenig bewegt. Aprilscherz hin oder her: Medial ist der Bitcoin zurück und weckt risikoaffine Anleger aus dem Winterschlaf.
Florian Spichalsky