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Augen auf beim Holzkauf!

Holz ist weltweit nach Öl und Gas die drittgrößte Rohstoffklasse. Insbesondere Forstland gilt als aussichtsreich. Der allgemeine Trend zu regenerativen Energien und nachhaltigen Geldanlagen befördert auch die Nachfrage durch Privatanleger. Damit man mit Holzinvestments kein Geld verheizt, gilt es jedoch, einiges zu beachten.

BÖRSE am Sonntag

Mittlerweile können auch Privatanleger Wald in verschiedenen „Verpackungen“ erwerben. Die Optionen reichen vom Baumsparvertrag, über Holzaktien bis hin zu geschlossenen Waldfonds. Besonders populär sind derzeit Holzfonds.

Attraktive Renditen über lange Zeit

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Nachhaltige, ökologisch korrekte Geldanlagen treffen den Zeitgeist und die Aussichten könnten besser nicht sein. Die Vereinten Nationen erwarten bis 2040 eine Verdopplung des weltweiten Holzverbrauchs, seit 1960 hat er sich bereits verdreifacht. Auch die bisherige Preisentwicklung beeindruckt: Der NCREIF Timberland Index bildet die Wertentwicklung von Waldbesitz ab und wird weltweit als Benchmark genutzt. Über die letzten 20 Jahre weist er eine Steigerungsrate von rund 15% jährlich auf. Da kann kein Aktienindex mithalten. Die Kombination aus gutem Gewissen und hohen Gewinnen hat natürlich auch das Interesse der Privatanleger geweckt. Weil der direkte Kauf von Waldgrundstücken und deren Bewirtschaftung für den Durchschnittsbürger aber keine Option darstellt, überbieten sich die Emittenten mit Konzepten, die den Brocken verdaulicher machen.

Indexzertifikate entzaubert

So gibt es bereits seit längerem Zertifikate, die diesen Markt auch privaten Anlegern bequem zugänglich machen. Mit dem Global-Timber-Indexzertifikat (WKN: UB9TMB) der UBS setzen Anleger auf den gleichnamigen Index aus 16 Holz- und Forstbesitz-Unternehmen, der allerdings auch Möbelhersteller enthält. Ebenfalls auf einen Branchenindex bezieht sich das Timbex-Zertifikat (WKN: SG0TBX) der Société Générale. Die Basis, der von Dow Jones berechnete World-Timber-Total-Return-Index, bildet die Entwicklung der 15 weltweit größten Unternehmen aus der Holz- und Holz verarbeitenden Industrie ab. Keinen Index benötigt dagegen das Holz-Strategie-Zertifikat (WKN: TB0KWA) von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Der zugrundeliegende Basket wird vielmehr aktiv gemanagt und enthält bis zu elf entsprechende Werte. Allen drei Papieren ist jedoch gemeinsam, dass sie die hochgesteckten Erwartungen an ein wertstabiles Investment bislang nicht erfüllen konnten. Seit Emission haben die Papiere zwischen ca. 46% (UBS Global Timber Zertifikat) und ca. 23% (Timbex-Zertifikat) verloren. Zum Vergleich: Die Benchmark NCREIF Timberland Index hat die Krisenjahre 2007 und 2008 positiv abgeschlossen und nur im Jahr 2009 leichte Verluste (ca. minus 4%) hinnehmen müssen.

Aktien sind nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt

Aus dem Vergleich wird sehr deutlich, wie stark sich selbst die Wertentwicklung von Aktien mit hohem Bezug zur Holzwirtschaft von einem direkten Investment in Grund und Bäume unterscheidet. Aufgrund der Ausrichtung der börsennotierten Konzerne auf die Weiterverarbeitung ist deren Geschäft keineswegs so konjunkturresistent wie das der Forstbetriebe und Waldbesitzer. Wie alle anderen Aktien auch sind sie zudem von Börsenturbulenzen unmittelbar betroffen. In dieser Kombination holt sich der Anleger damit zusätzliche Risiken ins Depot, während die Vorteile eines direkten Waldinvestments weitestgehend fehlen. Mit Letzteren werben hingegen die Anbieter von geschlossenen Holzfonds. Nicht ganz zu Unrecht, denn unter reinen Renditegesichtspunkten ist Holz vor allem in Form geschlossener Fonds, wie beispielsweise dem Aquila Capital WaldInvest oder den DWS Access Global Timber Fonds, interessant. Der DWS-Fonds bietet Zugang zu einem global diversifizierten Portfolio aus Waldgebieten, Plantagen und holzverarbeitenden Betrieben. Bei einer Laufzeit von 30 Jahren wird eine Zielrendite von 8 bis 10% pro Jahr angepeilt. Die Mindestanlagesumme beträgt 10.000 US-Dollar. Die Rahmendaten der Aquilafonds lesen sich analog: Mitmachen konnten Anleger ab 10.000 Euro plus einem Aufschlag (Agio) von 5%. Das Fondsprojekt soll 2024 enden. Prognostiziert werden Nettorenditen von durchschnittlich 9,6% pro Jahr.

Drum prüfe wer sich ewig bindet

In der Regel sind die Plantagen der geschlossenen Fonds umfassend versichert und mit Gütesiegeln wie beispielsweise FSC (Forest Stewardship Council) versehen. Letztere garantieren, dass die Grundsätze der Nachhaltigkeit eingehalten werden und machen sich natürlich auch in den Verkaufsprospekten gut. Aufgrund der hohen Mindestanlagesummen und den langen Laufzeiten eignen sich diese Produkte jedoch nur für vermögende Personen. Vor einem Einstieg sollten Anleger die Angebote unbedingt genau prüfen. Um die Konstruktion der Anlage und die Plausibilität bewerten zu können, ist es durchaus sinnvoll, einen Steuerberater zu konsultieren. Auch gehören in diesem Bereich Recherchen zu Qualität und Sitz des Emittenten zum kleinen Einmaleins. 

Nicht Fonds, nicht Aktie

Eine Alternative für Anleger, denen die Rahmendaten der geschlossenen Fonds nicht zusagen und denen die Aktien zu weit weg sind, kommt aus den USA. Dort gibt es die sogenannten Timberland Real Estate Investment Trusts (T-REIT). Diese speziellen börsennotierten Vehikel, wie beispielsweise Potlatch und TimberWest, müssen jedes Jahr 90% der Erträge an die Aktionäre ausschütten. Besonders interessant ist der Wert Plum Creek Timber, denn das Unternehmen besitzt und bewirtschaftet überwiegend nur Wald. Plum Creek Timber ist an der Börse derzeit 4,2 Mrd. US-Dollar wert und mit insgesamt 3,2 Mio. Hektar Land, verteilt über 18 Bundesstaaten, der größte private Waldbesitzer in den USA. Auf dem aktuellen Kursniveau beträgt die Dividendenrendite rund 4,65%. Für die Liquidität ist ebenfalls gesorgt: Anleger können das Papier täglich über die Börse verkaufen. Da es sich um ein amerikanisches Unternehmen handelt, holt sich der Anleger allerdings ein Währungsrisiko ins Depot.

Der erste offene Holzfonds

Eine weitere Zwischenlösung bietet seit Februar 2009 die Neue Vermögen Asset Management an. Privatinvestoren steht mit dem Focus Global Forests Zertifikat (WKN: A0PL0R) erstmals die Möglichkeit offen, sich an einem offenen Waldfonds zu beteiligen. Das Open-end-Zertifikat wurde von der Luxemburger Verbriefungsgesellschaft Alceda Star S. A. aufgelegt. Das Geld der Investoren wird – analog einem offenen Immobilienfonds – direkt in Grund und Boden oder eigentumsgleiche Rechte investiert. Es wird eine jährliche Rendite von 5% angepeilt. Auf Ebene des Zertifikats fallen 1% Gebühren an, dazu kommen noch einmal Performance-Gebühren in Höhe von 9,5% auf Fondsebene. Trotz der hohen Gebühren hat das hölzerne Produkt seine Vorteile: Zum ersten Mal können auch Privatanleger direkt in Wald und Bäume investieren, ohne sich über eine unternehmerische Beteiligung jahrelang zu binden. Ein Verkauf muss hier acht Wochen vorher angekündigt werden. Bis zum fünften Jahr fallen zudem erhöhte Ausstiegsgebühren an. Ob das Konzept für den Anleger aufgeht, wird sich aber auch hier erst mittel- bis langfristig erweisen.

Fazit

Egal ob geschlossen oder offen, letztendlich liegt immer der Rohstoff Holz und das natürliche Ökosystem Wald dem Investment zugrunde. Beide gehorchen nur bedingt industrieller Logik oder finanziellen Spielregeln. Ein Wald ist eben keine Aktie, die man heute kauft und morgen verkauft. Dies gilt, wie oben beschrieben, auch für die geschlossenen Holzfonds. Damit ist klar, dass diese Asset-Klasse trotz aller Innovationen nicht für alle Anleger sinnvoll ist.