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Ausschüttungen erklimmen neues Rekordniveau

Nach der mickrigen Ausbeute im Corona-Jahr 2020 kommt die wirtschaftliche Erholung aus 2021 jetzt bei den Aktionären an. Anlegern von Dax-Unternehmen wird so viel ausgeschüttet wie nie zuvor.

(Foto: sylv1rob1 / Shutterstock)

Nach der mickrigen Ausbeute im Corona-Jahr 2020 kommt die wirtschaftliche Erholung aus 2021 jetzt bei den Aktionären an. Anlegern von Dax-Unternehmen wird so viel ausgeschüttet wie nie zuvor.

Im vergangenen Jahr haben viele Unterhemen prächtig verdient – trotz Lieferengpassen und Pandemie. Vor allem die Autobauer konnten ihre Gewinne kräftig ausbauen. Aber auch Finanzdienstleister blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Von den im Deutschen Aktienindex (Dax) als auch im Euro-Stoxx-50 notierten Konzerne werden nach den Erwartungen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) rund 80 Prozent ihre Dividenden erhöhen, ein ähnlich hoher Wert wurde zuletzt 2018 ermittelt.

Von den 40 im DAX notierten Unternehmen werden 32 ihre Aktionäre mit höheren Ausschüttungen erfreuen. Insgesamt, so hat die LBBW berechnet, werden allein die im Dax gelisteten Konzerne rund 50 Milliarden Euro ausschütten. Das ist absoluter Rekordwert. Dies liege nur eingeschränkt daran, dass der Dax im vergangenen Herbst um zehn Titel aufgestockt wurde, so die LBBW. Auf die neuen Unternehmen entfalle lediglich 3,7 Milliarden Euro. Um die „Neu-Mitglieder bereinigt – also auf Dax-30-Basis wird die Dividendensumme voraussichtlich um 24 Prozent zulegen. Formell müssen die jeweiligen Hauptversammlungen den Plänen der Vorstände noch zustimmen.

Autobauer verdienen prächtig

Viele Unternehmen haben die Erwartungen der Analysten übertroffen. So glänzt Mercedes mit fünf Euro, während 4,13 Euro prognostiziert wurden. Hinzu kommt, dass nach den Abschlägen durch den Ukrainekrieg die Aktie bei 63 Euro notiert. Kurzfristig betrachtet bedeutet dies also eine Rendite von knapp acht Prozent. Auch BMW-Aktie kommt auf diesen hohen Wert. Der Stuttgarter Autokonzern schüttet mit 3,9 Milliarden Euro aus. BMW (2,6 Milliarden) und VW (1,4 Milliarden Euro) glänzen ebenfalls mit hohen Ausschüttungen. Das erstaunt auf den ersten Blick, denn im vergangenen Jahr hatte die Branche immer wieder mit Lieferproblemen vor allem bei Halbleitern zu kämpfen. Allerdings konnten die Hersteller vor allem große margenträchtige Fahrzeuge absetzen und somit besonders hohe Gewinne erwirtschaften.  Nach Berechnungen der Société Générale beträgt der Anteil der Autodividenden im Dax 28 Prozent nach 15 Prozent im Vorjahr. Das unterstreiche die Bedeutung der Branche für die deutsche Konjunktur, schreiben die Analysten der Bank.

Die Versicherer Allianz (10,80 Euro) und Münchner Rück (11 Euro) konnten die ohnehin schon optimistischen Erwartungen übertreffen. Zusammen mit der Hannover Rück (5,75 Euro), schütten die drei Dax-Versicherer insgesamt 6,6 Milliarden Euro aus nach 5,5 Milliarden im Vorjahr. Auch Siemens erfreut die Aktionäre: Der Münchner Konzern hat bereits 4 Euro ausgeschüttet und somit die Prognosen von 3,60 Euro klar übertroffen. Erwartungen ebenfalls leicht übertreffen. Deutsche Bank, Hannover Rück, Sartorius und Siemens Healthineers blieben leicht unter den Prognosen der Analysten.

Anleihen bleiben deutlich hinter der Aktie

Nach einer Untersuchung der Société Générale wird die durchschnittliche Rendite von Anlagen in Aktien 3,4 Prozent betragen. Die Dividendenrendite der im Dax gelisteten Titel beträgt im Schnitt 3,0 Prozent. Das bedeutet, dass Aktionäre erneut besser wegkommen als Investoren, die sich auf Anleihen konzentriert haben. Der Bank zufolge beträgt die Rendite für europäische Papiere mit einer Laufzeit von vier bis sechs Jahren derzeit nur 1,7 Prozent. Noch deutlicher ist der Unterschied im Vergleich zu zehnjährigen Bundesanleihen. Hier liegt die Rendite mit 0,2 Prozent nur knapp über der Nulllinie.

Für LBBW-Analyst Frank Klumpp belegt die Entwicklung, dass trotz aller Turbulenzen die Anlage in Aktien eine interessante Alternative bleibt, gerade wenn man die jüngsten Teuerungsraten in Betracht zieht. „Wer beispielsweise auf den vermeintlich sicheren Hafen Bundesanleihen gesetzt hat, liegt nun gut fünf Prozent im Minus.“ Darum sollten sich die Anleger auch nicht beirren lassen, wenn im Mai die Kurse nach der Auszahlung der Dividenden nach unten gehen. Die meisten Aktien seien bedingt durch Krieg und gestörte Lieferketten moderat bewertet. Die meisten Unternehmen sind solide aufgestellt und ihre Aktien haben also weiter Potenzial. Für Kursstabilität in bewegten Zeiten sorgen die Aktienrückkäufe. In den vergangenen Wochen haben 15 der 40 Dax-Unternehmen solche Schritte angekündigt. Die Société Générale schätzt das Volumen der Rückkäufe auf rund 13 Milliarden Euro.

Andreas Kempf