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BB Biotech rechnet für 2016 mit Wachstum im Biotech-Sektor

Es lohnt sich, in der Biotechnologie innovativ zu sein, Die Marktakzeptanz neuer Produkte hat in den letzten Jahren einen zunehmenden Einfluss auf die operativen Ergebnisse von Biotech-Unternehmen gehabt. Daniel Koller von BB Biotech geht davon aus, dass diese Wachstumstrends auch 2016 anhalten.

BÖRSE am Sonntag

Es lohnt sich, in der Biotechnologie innovativ zu sein, Die Marktakzeptanz neuer Produkte hat in den letzten Jahren einen zunehmenden Einfluss auf die operativen Ergebnisse von Biotech-Unternehmen gehabt. Bei BB Biotech spürt man diesen Entwicklungen gezielt nach. Und man geht davon aus, dass diese Wachstumstrends auch 2016 anhalten.

Von Daniel Koller

2016 sollte für BB Biotech ein weiteres ereignisreiches Jahr werden. So gut wie jede Portfoliobeteiligung dürfte wichtige klinische Daten vorlegen beziehungsweise die behördliche Zulassung für einen oder mehrere ihrer Wirkstoffe erhalten. Ausserdem hatte die Marktakzeptanz lancierter Produkte in den letzten Jahren einen zunehmenden Einfluss auf die operativen Ergebnisse von Biotech-Unternehmen. Wir gehen davon aus, dass diese Wachstumstrends auch 2016 anhalten. Die daraus resultierenden Cashflows ermöglichen es den Unternehmen, noch mehr Mittel in ihre Forschungspipelines zu investieren und sich von Ein-Produkt-Unternehmen zu breit aufgestellten, rentablen und wachstumsstarken Titeln zu entwickeln.

Mit der Normalisierung der Volatilität an den Aktienmärkten dürften sich mehr Unternehmen strategisch positionieren, indem sie ihre Pipelines ausbauen und ihre Position durch gezielte Akquisitionen und Allianzen stärken. Die Preisgestaltung von Arzneimitteln wird voraussichtlich weiterhin lebhaft diskutiert werden, zumal es sich um ein Präsidentschaftswahljahr in den USA handelt. Wir glauben nach wie vor, dass echte Innovation durch starke Preissetzungsmacht belohnt wird.

Zweistelliges Umsatzwachstum dank bedeutender Produktlancierungen

Der Fokus der Anleger richtet sich nun wieder auf die neuen Produktzyklen und die während der vergangenen Quartale eingeführten neuen Produktklassen. Die Dynamik des weltweiten Hepatitis-C-Marktes befindet sich im Wandel nach der überaus starken Marktaufnahme neuer Behandlungsmöglichkeiten und dem Erreichen des Spitzenumsatzpotenzials. Die jüngsten Verschreibungszahlen in den USA signalisieren ein Abflachen auf hohem Niveau. Gilead erzielt mit seinen zwei HCV-Medikamenten Sovaldi und Harvoni einen zweistelligen Milliardenumsatz.

Während das HCV-Geschäft in den USA vermutlich im 1. Halbjahr 2015 seinen Umsatzhöhepunkt erreicht hat, erwarten wir für das Auslandsgeschäft des Unternehmens in den kommenden Jahren weiteres Umsatzwachstum. Sonstige neue Wirkstoffe und Wirkstoffklassen im aktuellen Fokus der Anleger sind die PCSK9- Produkte Praluent (Regeneron/Sanofi) und Repatha (Amgen) sowie Orkambi (Vertex), das für die Behandlung eines deutlich grösseren Teils der Mukoviszidose-Patientenpopulation geeignet ist als Kalydeco. Von erheblichem Interesse für unser Portfolio ist die Lancierung von Uptravi, das Ende Dezember 2015 in den USA zur Behandlung pulmonaler arterieller Hyptertonie (PAH) zugelassen wurde und Actelion wieder zu stärkerem Umsatzwachstum verhelfen dürfte. Zudem sollten der Sektor und unser Portfolio davon profitieren, dass eine grössere Anzahl von Unternehmen die Zulassung für ihr erstes Produkt erhalten hat – so zum Beispiel Tesaro für Varubi zur Behandlung von Übelkeit nach einer Chemotherapie.

Höhere Visibilität bei Forschungspipelines

Die Biotech-Branche zeichnete sich in den vergangenen Jahren durch eine Vielzahl von Produktzulassungen und äusserst erfolgreichen Produktlancierungen aus. Allein im Jahr 2015 wurden 45 neue Produkte zugelassen. Davon stammten 21 aus dem BiotechSektor, 20 von Pharmaunternehmen und vier von Spezialitäten-Pharmaunternehmen. Dank steigender Umsätze können BiotechUnternehmen ihre Unabhängigkeit bewahren und weiter in einen Ausbau und eine Diversifizierung ihrer Pipelines investieren.

Unternehmen in einem früheren Entwicklungsstadium, die in neue Technologieplattformen investieren, wie etwa Ionis Pharmaceuticals und Alnylam Pharmaceuticals, stehen hier im Mittelpunkt. Darüber hinaus erwarten wir Updates zu Pipelineprodukten unserer Portfoliobeteiligungen aus dem Onkologiebereich, so etwa von den Entwicklern kleinmolekularer Wirkstoffe wie Tesaro, Medivation und Incyte, von Antikörperherstellern wie Celgene und von den Spezialisten im Bereich der T-Zell-Rezeptoren wie zum Beispiel Juno und Kite.

Strategische Positionierung und Konsolidierung

Celgene hat weiterhin kräftig in die Diversifizierung seiner Pipeline investiert. Dazu ist der Konzern im Bereich T-Zell-basierter Technologien ein bedeutendes Joint Venture mit Juno eingegangen, hat AstraZenecas PD-L1-Inhibitor bei Patienten mit schwerem Blutkrebs einlizenziert und zudem Receptos übernommen, um seine Sparte Entzündungskrankheiten und Immunologie zu stärken. Celgene zeigt sich zuversichtlich, dass es mit dieser Pipeline den Patentablauf Revlimids im Jahr 2025 kompensieren und während der kommenden Dekade ein attraktives Umsatzwachstum erzielen kann.

Das derzeitige Anlegerinteresse an Gilead gilt dessen Kapitalallokation, nachdem das Unternehmen in den letzten zwei Jahren Cashflows in zweistelliger Milliardenhöhe erzielt hat. Es ist davon auszugehen, dass Gilead seine Pipeline durch weitere Akquisitionen im Bereich antiviraler Wirkstoffe, beispielsweise durch neue Therapien zur Behandlung des Hepatitis-B-Virus (HBV), sowie im Bereich Onkologie und seltene Krankheiten stärken wird. Da die jüngsten Aktivitäten grosser Pharmaunternehmen vornehmlich auf Riesenfusionen oder Eigenkapitaltransaktionen ausgerichtet sind, erwarten wir eine Belebung des Interesses an notierten Biotech-Unternehmen, sobald die Marktvolatilität nachgelassen hat und die Börsenkurse wieder vorhersehbarer sind.

Da die Nachfrage nach innovativen Produkten weiter anhält und alle Grossunternehmen Akquisitionen in Erwägung ziehen, stellen kleine und mittelgrosse Innovationsführer und Unternehmen mit wertvollen Produkten unseres Erachtens attraktive Übernahmeziele dar. BB Biotech ist gut aufgestellt, um vom Potenzial entsprechender Ereignisse zu profitieren.

Arzneimittelpreise und regulatorisches Umfeld weiterhin im Mittelpunkt

Mit Blick auf die Präsidentschaftswahl in den USA im November 2016 wird die hitzige öffentliche Debatte um das US-Gesundheitssystem, den Zugang zur Gesundheitsversorgung und deren Bezahlbarkeit vermutlich anhalten. Die Preisgestaltung von Arzneimitteln wird angesichts des höchsten Selbstbeteiligungssatzes im Gesundheitssystem und der ständig steigenden Arzneimittelpreise weiter diskutiert, zumal innovative Produkte mit einem Preisaufschlag auf die bereits hohe Kostenbasis versehen werden.

Obwohl allgemein bekannt und akzeptiert ist, dass Investitionen in Innovationen attraktive Renditen abwerfen müssen, haben jüngste Vorfälle im Segment Spezialitäten-Pharma den öffentlichen Druck steigen lassen. So haben Unternehmen die Rechte an seit Langem vermarkteten Produkten erworben und deren Preise massiv angehoben und damit den klassischen «Investitions- und Ertragszyklus» auf den Kopf gestellt. Eine noch grössere Bedeutung als der Preissetzungsmacht kommt einem vorhersehbaren und gut funktionierenden regulatorischen Umfeld zu. Derzeit tauscht sich die US-Zulassungsbehörde FDA mit der Industrie aus, um das Zulassungsverfahren zu verbessern. Die Genehmigung und Umsetzung der neuen PDUFA-Richtlinien (PDUFA VI) wird 2017 erwartet. Wir überwachen die Fortschritte bei der Erarbeitung der neuen Richtlinien und mögliche Folgen aufmerksam und gehen davon aus, dass sie für die Branche keinesfalls eine Verschlechterung gegenüber den jetzigen Vorgaben (DFUFA V) darstellen. Da der Biotech-Sektor in den USA einen wichtigen Beitrag zur US-High-Tech-Industrie leistet, gehen wir davon aus, dass innovative Produkte in den USA weiterhin attraktive Preise erzielen und angemessen vergütet werden.

Zahlreiche Studienergebnisse und Produktzulassungen als Impulsgeber

Der umfassende Newsflow im Jahr 2015 verspricht anzudauern und wir erwarten daher auch 2016 eine Vielzahl wichtiger Schlüsseldaten und Produktzulassungen. Zu den Highlights werden unter anderem die Zulassung und Markteinführung von OCA (Intercept) bei primärer biliärer Zirrhose, von Valbenazin (Neurocrine) zur Behandlung von Spätdyskinesie, von Rociletinib (Clovis) bei nichtkleinzelligem Lungenkarzinom und von Abaloparatid (Radius) bei Osteoporose zählen. Gilead hat vor kurzem sein neues HIV-Medikament Tenofovir Alafenamid (TAF) als Einzeltablette lanciert und strebt die Zulassung des Medikaments in Kombination mit Emtricitabin (F/TAF) und Rilpivirin/Emtricitabin (R/F/TAF) zur Sicherung seiner Marktführerschaft an. Die Ergebnisse wichtiger Phase-III-Studien dürften die Bewertungen unserer Beteiligungen auch weiterhin beeinflussen.

Zu den wichtigen Daten zählen die Ergebnisse der zweiten Phase-III-Studie zu Elagolix (Neurocrine/AbbVie) bei Endometriose, die Pivotalstudien für die PARP-Inhibitoren Niraparib (Tesaro) und Rucaparib (Clovis) bei Eierstockkrebs sowie die Resultate zum Impfstoff RSV für ältere Menschen. Incyte wird Daten für Jakavi/Jakafi zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs vorlegen, eine mögliche Zulassungserweiterung für die bereits zugelassene Indikation zur Behandlung von Myelofibrose (MF) und Polyzythämie.

Celgene dürfte Umsatzzahlen für Revlimid als Begleittherapie zu Rituximab bei Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie präsentieren. Die Behandlung von Leukämie stellt neben der Anwendung Revlimids bei multiplem Myelom eine weitere beachtliche Wachstumschance dar. Ionis wird Ende 2016/Anfang 2017 Phase-III-Daten veröffentlichen und das Potenzial für eine beschleunigte Zulassung des SMN-Projekts mit seinem Entwicklungspartner BiogenIdec erörtern. Und schliesslich wird Sage im 2. Halbjahr 2016 Top-Line-Ergebnisse der Phase-III-Studie für SAGE-547 zur Behandlung des superrefraktären Status epilepticus vorlegen.

Dr. Daniel Koller ist Head Investment Team BB Biotech.