Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Märkte >

Beim Fondssparen brauchen Anleger einen langen Atem

Die Deutschen lieben Fondssparpläne. Rund 14 Millionen solcher Verträge sind nach Angaben des Branchenverbandes BVI allein bei den Fondsgesellschaften registriert. Doch die Zahlen zur Rendite dieser Anlageform dürften vor allem mittelfristig orientierte Anleger überraschen.

BÖRSE am Sonntag

Bei einem Fondssparplan werden regelmäßig, meist monatlich, viertel- oder halbjährlich, gleich hohe Sparbeiträge in ausgewählte Investmentfonds investiert. Viele Anleger setzten den Begriff Fonds häufig sofort mit Aktienfonds gleich, dabei stellen diese nur eine Möglichkeit dar. Denn das Geld kann ganz nach Wunsch und Risikoneigung des Investors in Renten-, Geldmarkt-, Immobilien-, Hedge- oder natürlich auch in reine Aktienfonds angelegt werden. Kosten entstehen durch Ausgabeaufschläge beim Kauf, durch Verwaltungs- und Depotgebühren und bei Indexfonds auch in Form von Transaktionsgebühren.

Aktienfonds für die Altersvorsorge optimal

An einem Beispiel wird deutlich, was man bereits mit kleinen Raten erreichen kann: Anleger, die 30 Jahre monatlich 100 Euro in Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland angespart haben, erreichten im Durchschnitt ein Vermögen von knapp 120.000 Euro (bei einer eingezahlten Summe von 36.000 Euro). Im Mittel entspricht das einer Rendite von 7,1% pro Jahr. Dabei sind alle Fondskosten inklusive des Ausgabeaufschlags berücksichtigt. Dies geht aus der Sparplan-Statistik des BVI Bundesverband Investment und Asset Management per 31. Dezember 2009 hervor. Wie ist dies möglich? Maßgeblich sind hier zwei Faktoren: Zum einen der lange Zeitraum von 30 Jahren, denn nach 20 Jahren kommt der Zinseszinseffekt voll zum Tragen. Zum anderen aber auch die gute Entwicklung des Aktienmarktes in diesem Zeitraum.

Enttäuschungen auf der Kurz- und Mittelstrecke

Dass letzteres jedoch keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt ein Blick auf die zurückliegende Dekade. Angesichts zweier großer Börsencrashs in diesem Zeitraum kommt dies zwar nicht ganz unerwartet – das Ausmaß ist aber trotzdem dramatisch: Wer zehn Jahre lang jeden Monat brav 100 Euro und damit insgesamt 12.000 Euro gespart hatte, verlor sowohl mit internationalen als auch europäischen Aktienfonds zwischen 0,2% und 0,4%. Mit dem schlechtesten Fonds hatten Anleger sogar über 40% verloren. Aktienfonds mit Fokus Deutschland brachten es immerhin noch auf eine jährliche Rendite von 2,4%. Setzt man dies in Bezug zum Risiko, wären Staatsanleihen eindeutig die bessere Alternative gewesen. Selbst über einen Zeitraum von 20 Jahren sind Aktienfonds nicht unbedingt ein Renditeturbo: Europäische Aktienfonds bescherten ihren Inhabern in den letzten 2 Dekaden gerade einmal eine jährliche Rendite von 2,5%. Und rund ein Drittel der europäischen Aktienfonds schaffte es über diesen Zeitraum gerade so, das Geld zu erhalten.

Darauf müssen Fondssparer achten

Dazu kommt, dass dem Ausstiegszeitpunkt selbst bei sehr langen Ansparphasen eine enorme Bedeutung zukommt. So war der 31. Dezember 2009 für einen Aktienfondssparplan mit Anlageschwerpunkt Europa ein vergleichsweise ungünstiger Zeitpunkt, um die Anteile zu verkaufen. Wer 30 Jahre lang monatlich 100 Euro in Aktienfonds mit Fokus Europa investierte, hätte bei einem Verkauf zwei Jahre vorher fast 50.000 Euro mehr herausbekommen: Statt 90.000 Euro wären es Ende 2007 noch 140.000 Euro gewesen. Unter dem Strich sind für Fondssparer daher zwei Dinge entscheidend: Der Anlagehorizont sollte mindestens 30 Jahre betragen, und bereits einige Jahre vor dem geplanten Beginn der Auszahlungen sollte laut BVI „schrittweise in wertstabile Investments umgeschichtet werden“.

Deshalb sollten Sparer lange durchhalten

Der Grund für die hohe Bedeutung des langfristigen Zeithorizonts ist der eingangs bereits beschriebene Zinseszinseffekt. Da dieser aber erst ab einem verhältnismäßig langen Zeitraum richtig zu wirken beginnt, gilt es, sich in Geduld zu üben. Wer beispielsweise bereits im Alter von 20 Jahren beginnt, 100 Euro pro Monat anzusparen, kann bei seinem Renteneintritt mit 65 Jahren und einer jährlichen Verzinsung von 5% auf ein angespartes Vermögen von rund 200.000 Euro zurückgreifen. Um auf den gleichen Betrag mit 65 zu kommen, muss ein 30-Jähriger bereits 175 Euro pro Monat aufbringen und ein 40-Jähriger sogar 340 Euro. Der Grund dafür: Im Laufe der Sparzeit kommt den Zinsen und Zinseszinsen eine weit größere Bedeutung zu als dem tatsächlich eingezahlten Kapital. Ab diesem Zeitpunkt macht das Sparen Spaß, denn nach einer 35-jährigen Ansparphase machen Zins und Zinseszins häufig über 75% des angesparten Kapitalstocks aus.

Aufgepasst beim Fondssparen mit ETFs 

Immer beliebter werden auch hierzulande sogenannte Exchange-Traded Funds (ETFs). Zu Recht, denn die Produkte haben eine ganze Reihe von Vorteilen: Sie sind äußerst transparent und im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds sehr kostengünstig. Zudem reduziert sich das Risiko gegenüber dem Kauf einzelner Aktien deutlich, da der Anleger sein Geld in die gesamte Breite des Marktes investiert. Dieser Diversifizierungsaspekt, gepaart mit der endlosen Laufzeit, macht das Produkt zu einem idealen Instrument für die Altersvorsorge. Doch bei Sparplänen müssen Anleger auch bei den ETFs ganz genau hinschauen: Denn für jede Abbuchung in die ETF-Sparpläne können neben einer fixen Gebühr auch noch größenabhängige Ordergebühren fällig werden. Bei der Commerzbank-Tochter comdirect oder maxblue etwa sind bei ETF-Sparplänen 2,50 Euro je Transaktion und 0,4% des Orderwertes fällig. Bei einem Sparplan, der 50 Euro je Monat vorsieht, liegt die Kostenbelastung damit bei 2,70 Euro, das entspricht 5,4%. Der Kostenvorteil gegenüber herkömmlichen Fonds war damit bislang egalisiert. Doch das ändert sich gerade. Seit Mitte Juni verlangt die ING-DiBa für drei börsengehandelte Indexfonds je Sparrate nur noch 1,75% Gebühren.

Alternativen zu Aktiensparplänen

Die Angst vor der Inflation befeuert aber auch das Angebot an alternativen Sparplänen. So hat das Emissionshaus Solit Kapital einen geschlossenen Gold- und Silberfonds SOLIT (2. Gold & Silber GmbH & Co. KG) aufgelegt. Über dieses Vehikel sind die Anleger als Kommanditisten der Gesellschaft unmittelbar Eigentümer des Fondsvermögens, das in der Schweiz eingelagert wird. Im Gegensatz zu den meisten anderen geschlossenen Fonds ist ein Ausstieg aus der auf 25 Jahre angelegten Gesellschaft aber (gegen eine Gebühr) monatlich möglich. „Zudem realisieren wir im Einkauf Größenvorteile von bis zu 12% bei Gold und bis zu 40% bei Silber. Bei gleichzeitigem Erwerb von Silber ohne Mehrwertsteuer“, beschreibt Robert Vitye vom Emissionshaus die Vorzüge der Konstruktion. Die Mindestanlagesumme beträgt 5.000 Euro, wobei dafür auch ein Sparplan abgeschlossen werden kann. Die Mindestsparrate beträgt 50 Euro monatlich. Die Laufzeit der Ansparphase muss mindestens 12 Monate und darf höchstens 240 Monate betragen. Das Aufgeld beträgt 5%. Weniger exotisch sind offene Immobilienfonds, die jedoch zuletzt in schwere Turbulenzen geraten sind. Über lange Zeiträume, die dem Charakter der Anlageobjekte eben auch entsprechen, können sie aber glänzen: Sparer, die in den vergangenen 30 Jahren jeden Monat 100 Euro in offene Immobilienfonds investierten, bauten sich – bei relativ stetiger Wertsteigerung – ein Vermögen von 75.319 Euro auf. Dies entspricht einer jährlichen Rendite von 4,5%. Und über die letzten 10 Jahre haben sich laut BVI nur Sparpläne auf Euro-Rentenfonds besser entwickelt.