Beteiligungsmodelle trotzen dem Sturm
Die Auswahl an qualitativ hochwertigen unternehmerischen Beteiligungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Trotzdem hat die Finanzkrise auch das Segment der geschlossenen Fonds voll erwischt. Jetzt nutzen Profis die niedrigen Preise, um sich günstig an Substanzwerten zu beteiligen.
Seit dem vierten Quartal des Jahres 2008 hat sich die Finanzkrise auch spürbar auf den Vertrieb geschlossener Fonds ausgewirkt: „Nach der Lehman-Pleite im September 2008, die den massiven Vertrauensverlust der Anleger in jede Form von Kapitalanlage eingeleitet hat, und dem Aussprechen der Staatsgarantie für Spareinlagen durch die Bundesregierung sind die Platzierungsvolumina geschlossener Fonds deutlich zurückgegangen. Denn viele Anleger haben ihre liquiden Mittel auf Sparkonten gelegt, anstatt sie in höher rentierliche Produkte, wie geschlossene Fonds, zu investieren“, so Rechtsanwalt Eric Romba, Hauptgeschäftsführer des VGF Verband Geschlossene Fonds e.V. (VGF). Das Ausmaß wird vor allem an den Volumina deutlich.
Positive Entwicklungen trotz Krise
Sowohl Feri, EuroRating als auch Scope weisen in ihren Studien für das platzierte Eigenkapital ein Minus von rund 19% aus. Die von dem Analysehaus Feri erstellte Gesamtmarktstudie 2009 kommt demnach für 2008 nur noch auf einen Betrag von 10,21 Mrd. Euro – nach 12,66 Mrd. Euro im Jahr 2007. Einen noch stärkeren Rückgang – in Höhe von 21,6% – zeigte sich laut Feri beim Fondsvolumen. Letzteres sank von rund 23 Mrd. Euro im Jahr 2007 auf ein Gesamtinvestitionsvolumen von 18,12 Mrd. Euro im Jahr 2008. Inzwischen dürfte jedoch das Schlimmste überstanden sein: „Im Dezember hat sich das Platzierungsvolumen wieder stabilisiert, wenn auch auf niedrigem Niveau. Diese Entwicklung hat sich dann auch im ersten Quartal 2009 fortgesetzt“, so Romba weiter. Grund für Optimismus liefert neben der Entwicklung am Zweitmarkt auch die Tatsache, dass sich einzelne Segmente trotz der aktuellen Krise sehr positiv entwickelt haben.
Gemischte Aussichten
Die eindeutigen Gewinner des Jahres 2008 sind Flugzeugfonds. Ihr Platzierungsvolumen erhöhte sich laut Feri-Studie gegenüber dem Vorjahr um sagenhafte 268% auf 711 Mio. Euro. Weil sich die Krise mittlerweile jedoch auch bei den Airlines bemerkbar macht, dürfte das ganz große Wachstum zunächst der Vergangenheit angehören. Aufgrund der hohen Wertbeständigkeit der Investitionsobjekte dürfte sich das Segment jedoch zumindest stabil entwickeln. Auf dem zweiten Treppchen landeten mit einem Plus von über 60% die sogenannten Spezialitätenfonds. Dazu zählen unter anderem die Wald- und Holzfonds. Hier wurden laut Scope Analysis Report im Jahr 2008 rund 0,41 Mrd. Euro Eigenkapital investiert. Davon entfielen mit rund 45 Mio. Euro bereits mehr als 10% auf Holzund Waldfonds, und dieser Wachstumstrend dürfte sich auch im laufenden Jahr fortsetzen. Demgegenüber war das vergangene Jahr trotz der Aufbruchstimmung im Bereich der regenerativen Energien für die New-Energy-Fonds ein enttäuschendes Jahr. Insgesamt musste dieser Bereich 2008 einen Rückgang von rund 12% (platziertes Eigenkapital) verkraften. Einzige Ausnahme war der Bereich Photovoltaik. Die sonnengetriebenen Investments konnten ihre dominierende Marktstellung im Bereich der Fonds mit Fokus auf regenerative Energien weiter ausbauen und dürften, dank technischer Neuerungen und steigendem Wettbewerb, auch in Zukunft weiter stark zulegen. Die aktuelle Nachfragesituation fasst Romba so zusammen: “Zu den Favoriten 2009 gehören geschlossene Immobilienfonds, erneuerbare Energien und Spezialitätenfonds. Diese Verteilung spiegelt das Interesse der Anleger wider: Immobilien und Flugzeuge sind klassische Sachwerte, die nicht nur Werterhalt, sondern auch Schutz vor Inflation bieten. Die Investition in erneuerbare Energien zeigt das steigende Interesse der Anleger an diesem nach wie vor wachsenden Zukunftsmarkt. Und auch das Interesse an Rohstoffen wie Holz spiegelt dies wider.“ Eine Einschätzung die Dr. Moosmayer, Vorstand der HCI Capital AG teilt: „Wir beobachten dieses Jahr einen starken Trend hin zu erneuerbaren Energien, auch bei Immobiliendirektinvestments sehen wir eine große Nachfrage.“ Den generellen Pessimismus einiger Analysten im Hinblick auf die Seewirtschaft teilt Moosmayer jedoch nicht: „Doch auch im klassischen Bereich der Schiffsinvestments besteht vonseiten der Anleger, je nach Teilsegment und Ausgestaltung des Fonds, eine Nachfrage – wenn auch natürlich bei weitem nicht auf dem Niveau der beiden vorangegangenen Jahre.“
Schiffsbeteiligungen auf Sicht steuern
So verlor das in den vergangenen Jahren boomende Segment 2008 gegenüber dem Vorjahr zwar 20%, liegt aber mit knapp 3 Mrd. Euro platziertem Eigenkapital immer noch mehr als 400 Mio. Euro über dem Ergebnis von 2006 und immer noch gleichauf mit den Jahresergebnissen von 2004 und 2005. Andererseits bestimmen in den letzten Monaten erste Insolvenzen, Meldungen von Überkapazitäten bei Container- und Frachtschiffen und ein Einbruch der Frachtraten das Bild. Demgegenüber hat sich der Baltic Dry Index – das bedeutendste Barometer für die Entwicklung der Frachtraten – seit seinem Tief im Dezember letzten Jahres bereits wieder verfünffacht. Weil gleichzeitig die Preise für Schiffsbeteiligungen auf dem Zweitmarkt nach wie vor niedrig sind und die globale Schifffahrt zu den ersten Branchen gehören dürfte, die von einer Erholung profitiert, befinden sich viele Investoren in der Zwickmühle. „Dabei ist jetzt die beste Zeit zum Einstieg. Denn nur wer antizyklisch investiert, ist langfristig erfolgreich“, erklärt Björn Meschkat, Vorstand der Deutschen Zweitmarkt AG.
Deutscher Beton krisenfest
Dass deutsche Immobilien im Rahmen der Beteiligungsmodelle in diesem Jahr ein Comeback feiern könnten, mag angesichts des „Subprime-Desasters“ zunächst überraschend klingen. Im Vergleich zu anderen Märkten gilt der deutsche Markt jedoch auch in Krisenzeiten als relativ stabil und laut Scope-Studie sind Immobilienfonds, insbesondere mit Zielmarkt Deutschland, das von Initiatoren am häufigsten genannte Trendprodukt für 2009. Aktuelle Zahlen bestätigen diese Auffassung: Im 1. Quartal 2009 haben Privatinvestoren laut VGF bereits 544,6 Mio. Euro in geschlossene Immobilienfonds investiert. Dies entspricht einer Steigerung von rund 93% gegenüber dem vierten Quartal 2008. Als Gründe für die Wiederentdeckung des Klassikers sieht Romba neben Werthaltigkeit und Inflationsschutz: „Der Anleger konzentriert sich derzeit im Wesentlichen auf die Bereiche Immobilien und erneuerbare Energien. Unbekanntes schreckt Anleger derzeit ab. Die Verunsicherung infolge der Finanzkrise sitzt noch zu tief. Wichtig sind jetzt einfache, leicht verständliche und hoch transparente Produkte, die idealerweise ein einzelnes, klar benanntes und gut vermietetes Investitionsobjekt haben. Kurz: Sicherheit ist die neue Rendite.“ Die strengere Kreditvergabe dürfte dem eigenkapitalbasierten Geschäftsmodell der geschlossenen Fonds darüber hinaus zusätzliche Vorteile im Markt und damit weiteren Auftrieb verleihen.
Fazit
Stabilität und Transparenz stehen damit auch bei den geschlossenen Beteiligungen aktuell hoch im Kurs: „Das Krisenjahr 2009 ist kein Jahr für Experimente. Innovationen dürften eher die Ausnahme sein. Was wir vermehrt sehen werden, sind z.B. Kapital- und Auszahlungsgarantien, die dem gestiegenen Bedürfnis der Anleger nach Sicherheit entgegenkommen.“, so Moosmayer. Neben Immobilien, Schiffen und Flugzeugen dürften sich mit den New-Energy- und Infrastruktur-Beteiligungsmodellen in den kommenden Jahren zwei weitere attraktive Segmente herausbilden.