"Bis die Weltwirtschaft auf den alten Wachstumspfad zurückfindet, könnten noch Jahre vergehen"
Wie schnell und nachhaltig sich die Wirtschaft erholen wird, ist auch 2021 und trotz der Verfügbarkeit von Impfstoffen offen. Vor diesem Hintergrund bedarf es einer breiteren Aufstellung im Portfolio, die auch andere Regionen, Sektoren und Strategien berücksichtigt als diejenigen, die sich zuletzt gut entwickelt haben.
Wie schnell und nachhaltig sich die Wirtschaft erholen wird, ist auch 2021 und trotz der Verfügbarkeit von Impfstoffen offen. Vor diesem Hintergrund bedarf es einer breiteren Aufstellung im Portfolio, die auch andere Regionen, Sektoren und Strategien berücksichtigt als diejenigen, die sich zuletzt gut entwickelt haben.
Einige Länder haben zwar derzeit mit neuen Infektionswellen und den Auswirkungen erneuter Lockdowns zu kämpfen, insgesamt hat die Weltwirtschaft das Rezessionstal aber durchschritten. Neben den Sektoren, die sich in der Covid-19-Krise sehr positiv entwickelt haben, sollten Investoren daher auch potenzielle neuen Renditequellen im Blick haben, die von dieser Erholung profitieren könnten.
Viel hängt davon ab, wann wirksame Impfstoffe und Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen. An der Impffront gibt es aktuell Hoffnung. Um frühzeitig Hinweise auf eine veränderte Dynamik zu identifizieren, werden wir die wichtigsten makroökonomischen Daten weiter genau beobachten. Insgesamt rechnen wir mit einer regional sehr unterschiedlichen Performance. Sollte es gelingen, das Virus einzudämmen, könnten europäische und asiatische Aktien, Value-Sektoren und Unternehmensanleihen zu den attraktivsten Anlagebereichen gehören. Für institutionelle Investoren bieten sich auch interessante Anlagemöglichkeiten in nicht börsengehandelten Segmenten, den sogenannten Private Markets. Insbesondere Infrastrukturanlagen könnten von höheren Ausgaben profitieren. Ein Grund dafür sind die Stimulusmaßnahmen, mit denen die Wirtschaft angekurbelt werden soll. Außerdem bieten sich zunehmend Anlagemöglichkeiten, die zu einer nachhaltigen, stabilen Erholung der Wirtschaft von den Folgen der Pandemie beitragen und zugleich drängende Themen wie den Klimawandel adressieren.
Gelingt es dagegen nicht, die Pandemie in den Griff zu bekommen, wird die Wirtschaftsleistung voraussichtlich erst Ende 2021 wieder auf das vor der Coronakrise erreichte Niveau zurückkehren. Eine Rückkehr zum Wachstumstrend von vor der Krise könnte mehrere Jahre dauern. Diese Unsicherheitsfaktoren spiegeln sich auch in der ungewöhnlich weiten Spanne der OECD-Wachstumsprognosen wider (siehe Abbildung 1), deren Wachstumsszenarien für 2021 von +7 bis -2 Prozent reichen.
Die Staaten und Notenbanken haben mit gigantischen geld- und fiskalpolitischen Hilfspaketen auf die jüngste Rezession reagiert (siehe Abbildung 2). Diese Maßnahmen waren notwendig und hilfreich, könnten aber nennenswerte Spätfolgen haben:
Hohe Preise für Vermögenswerte in einigen Märkten
Die durch die geldpolitischen Stimulusmaßnahmen verursachte Überschussliquidität (zu viel Geld im Umlauf gemessen an der wirtschaftlichen Aktivität) hat die Kurse in die Höhe getrieben – auch die von Anlagewerten, die bereits überbewertet erschienen. Unserer Ansicht nach trifft das insbesondere auf Staatsanleihen und US-Aktien zu, während die Aktienbewertungen außerhalb der USA moderater erscheinen.
Hohe Verschuldung
Die Verschuldung des öffentlichen und privaten Sektors ist inzwischen sehr hoch. Falls die Erholung deutlich an Dynamik verliert, könnten die Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihre Schulden zu bedienen – was das Risiko vermehrter Zahlungsausfälle birgt. Außerdem könnten aus schwachen Unternehmen, deren Bankkredite verlängert werden, „Zombie-Unternehmen“ werden – Firmen mit einer geringen Produktivität, einer hohen Verschuldung und einem hohen Ausfallrisiko, wenn sich die Zinsen normalisieren.
Zunehmende Volatilität der Inflation
Durch die geldpolitische Liquiditätsschwemme und die von den virusbedingten Lockdowns und andauernden Handelskonflikten verursachten Nachfrageschocks steigt das Risiko eines mittelfristigen Anstiegs der Waren- und Dienstleistungspreise. Ein anhaltender Deglobalisierungstrend – weil sich die Staaten um autarke Wertschöpfungsketten für Grundversorgungsgüter bemühen – würde das langfristige Wirtschaftswachstum bremsen und damit auch das Produktivitätswachstum. Bei ansonsten unveränderten Bedingungen könnte das in den nächsten Jahren weltweit zu größeren Preisschwankungen führen.
Ein Ausblick von Allianz Global Investors